Bayer Leverkusen Sami Hyypiä droht im Sommer das Aus

Leverkusen · Am 1. April 2012 entließ der Klub Robin Dutt. Zwei Jahre später – nach dem 1:1 gegen Braunschweig – steht sein Nachfolger in der Kritik.

 Ernüchtert: Bayer Leverkusens Sami Hyypiä.

Ernüchtert: Bayer Leverkusens Sami Hyypiä.

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Am 1. April 2012 entließ der Klub Robin Dutt. Zwei Jahre später — nach dem 1:1 gegen Braunschweig — steht sein Nachfolger in der Kritik.

Es ging einfach nicht mehr. Die Mannschaft hatte im Heimspiel tags zuvor jedermann zu offensichtlich zu verstehen gegeben, dass sie diesen Trainer lieber heute als morgen los werden wollte. Die Verantwortlichen konnten letztlich wohl gar nicht anders, und trennten sich tags drauf, an einem 1. April, von ihrem Trainer. Passiert ist diese Geschichte 2012. In Leverkusen. Bei Bayer 04. Der Trainer hieß Robin Dutt. Seine neun Monate im Amt waren ein großes Missverständnis. Ein Rückschritt. Mit seinem Nachfolger Sami Hyypiä sollte es wieder aufwärts gehen. Langfristig.

Am Dienstag ist wieder der 1. April, Hyypiä darf seinen Job zwar vorerst behalten — so viel steht seit Sonntag fest —, doch nach dem einmal mehr enttäuschenden Auftritt der Werkself beim 1:1 gegen Schlusslicht Braunschweig spricht immer mehr dafür, dass sich die Wege von Verein und Coach im Sommer trennen. Ein "Weiter so" ist jedenfalls nicht vorstellbar. Ein Neuanfang muss her. Mal wieder. Wieder einmal müssen sich die Verantwortlichen im Klub die Frage stellen, ob schon wieder der Trainer schuld sein soll, dass die Mannschaft in eine sportliche Talfahrt geraten ist, die das letztlich einzig relevante Saisonziel, die erneute Qualifikation zur Champions League, ernsthaft gefährdet.

Die Frage dürfte den Gepflogenheiten des Geschäfts entsprechend in naher Zukunft wohl mit Ja beantwortet werden. Wieder mal. Wie 2012 im Fall Dutt. Wie 2009 im Fall Labbadia. Die andere mögliche Antwort, nämlich die, dass es zuvorderst die Mentalität im Kader sein könnte, die in der Krise keine Gegenmaßnahmen hervorbringt, ist für viele im Umfeld die eigentlich richtige. Aber sie ist eben unbequem. Weil sie bedeutet, dass Entscheider sich Fehler in der Zusammenstellung des kickenden Personals eingestehen müssten. Weil es Mut bräuchte, eine Mentalität zu verändern, die sich über Jahre im Innenleben von Bayer 04 eingenistet hat. "Schnelle Zufriedenheit" nennen sie die einen, "Komfortzone" die anderen.

"Mein Trainerteam und ich tun alles, um die Kurve zu kriegen. Das dauert ein bisschen länger, als ich gedacht habe. Es muss weitergehen", sagte Hyypiä nach dem Braunschweig-Spiel. Es waren 90 blamable Minuten gewesen, von denen seine Mannschaft ganze sechs druckvoll spielte. 90 Minuten, in denen sie zum Erschrecken von Verantwortlichen und Fans nachwies, wie wenig sie in der Lage ist, eine der aktuellen Situation entsprechende Leistung abzurufen.

Die Werkself spielte langsam, behäbig, technisch unsauber, ohne Selbstvertrauen, ohne den erkennbar letzten Willen, ohne den Anschein, den Ernst der Lage verstanden zu haben. Führungsspieler, die vorangehen, gibt es nicht. Am Ende konnte sie froh sein, dass Stefan Kießlings Elfmetertor ihr (nach Ken Reichels Traumtor zur Gästeführung) wenigstens noch einen Punkt bescherte. Ganze elf Zähler holte Leverkusen in elf Rückrundenpartien. Es ist die Bilanz eines Abstiegskandidaten.

Hyypiä selbst wirkt ernüchtert. Lösungsansätze formuliert er keine — zumindest nicht in der Öffentlichkeit. "Ich kann nicht eine andere Person werden in ein oder zwei Wochen. Ich bin, wie ich bin", sagte er. Er ist ein loyaler Arbeiter, der von seinen Profis die richtige Einstellung als inneren Impuls erwartet. Dieses Vertrauen könnte ihm zum Verhängnis werden.

(RP)
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