Bayer Leverkusen Völlers unglückliche Auftritte werden zum Running Gag

Leverkusen · Der Sportdirektor von Bayer Leverkusen gerät nach dem Spiel gegen Bate Borissow am Flughafen mit Fans aneinander. Es ist nicht der erste unglückliche Auftritt der Führungsetage. Bei Bayer hängt der Haussegen schief.

 Nach dem enttäuschenden 1:1, durch das Bayer 04 vor dem Aus in der Königsklasse steht, kam es zu einem Wortgefecht zwischen Sportdirektor Rudi Völler und Fans am Flughafen von Minsk.

Nach dem enttäuschenden 1:1, durch das Bayer 04 vor dem Aus in der Königsklasse steht, kam es zu einem Wortgefecht zwischen Sportdirektor Rudi Völler und Fans am Flughafen von Minsk.

Foto: dpa, mb fpt hpl

Eigentlich sollte dieser Kurz-Trip völlig anders ablaufen. Vor der Champions-League-Partie gegen Bate Borissow am Dienstag nahmen rund 300 Fans die 1700 Kilometer lange Flugstrecke ins kalte Weißrussland auf sich, um die Werkself in ihrem wichtigen Gruppenspiel zu unterstützen. Die Reise, die bedingungslose Fan-Treue symbolisieren sollte, endete jedoch in einer saftigen Auseinandersetzung.

Nach dem enttäuschenden 1:1, durch das Bayer 04 vor dem Aus in der Königsklasse steht, kam es zu einem Wortgefecht zwischen Sportdirektor Rudi Völler und Fans am Flughafen von Minsk. Dabei soll es hoch hergegangen sein. Der Verein bestätigt den Vorfall. Nach Informationen unserer Redaktion fiel von einem Werkself-Anhänger wie auch von Völler selbst das Wort "Pisser".

In einem langen Schreiben meldeten sich zunächst die Fans zu Wort und kritisierten Völler und die gesamte Chefetage scharf. "Hier wurde leider auch zum wiederholten Male die Kritikresistenz der sportlichen Führung deutlich", heißt es. Zudem habe die Wortwahl Völlers für "große Verwunderung" seitens der Anhänger gesorgt. Dass Geschäftsführer Michael Schade, der ebenfalls beleidigt worden sein soll, die Szenerie im Eiltempo verlassen habe, wurde von den Anhängern überdies negativ aufgefasst.

Am Freitag ging Völler in die Offensive und meldete sich auf der Internetseite von Bayer 04 zu Wort. "Der beschriebene Vorfall in Minsk war letztlich eine Auseinandersetzung mit einem einzelnen, sehr jungen Fan, der in der Art und Weise seiner 'Argumentation' übers Ziel hinausgeschossen ist und auf die ich in ähnlicher Weise reagiert habe", rechtfertigt der 55-Jährige seine Reaktion. Und weiter: "Niemand hat das Recht, meinen Verein, für dessen Erfolg wir alles tun, zu diffamieren und handelnde Personen zu beschimpfen." Er habe sich dem Gesprächsbedarf gestellt, auch im Sinne von Michael Schade. Der Geschäftsführer habe "wegen Beleidigung seiner Person auf eine Diskussion verzichtet", schrieb Völler.

Dass der sich nach fragwürdigen Äußerungen erklären muss, ist in dieser Saison ein Running Gag, über den in Leverkusen aber niemand lachen kann. Es war nicht der erste - sagen wir - unglückliche Auftritt des Sportdirektors, der für unliebsame Nebenschauplätze sorgte. Vor der Spielzeit kritisierte er Marcell Jansen dafür, dass dieser seine Karriere mit 29 Jahren beendete. Mit der Aussage "Wer sowas macht, hat den Fußball nie geliebt", sorgte Völler ohne Not für Irritationen. Während der Partie gegen den VfL Wolfsburg stürmte er nach einem irregulären Treffer der "Wölfe" von der Tribüne hinunter auf den Rasen zum vierten Offiziellen, um Dampf abzulassen.

Nach dem Spiel gegen den 1. FC Köln tätschelte er Sky-Moderatorin Jessica Kastrop mitleidsvoll die Hand, als sie es nach der Niederlage gewagt hatte, ihn zu fragen, ob an den schwachen Leistungen der Defensive nicht auch der Trainer Schuld trage. Anfang der Woche reagierte Völler mit deutlichen Worten auf den Vorstoß des FC St. Pauli, die von der "50+1"-Regel befreiten Vereine von der Verteilung der TV-Gelder auszuschließen. "Das ist ein typischer Rettig", sagte Völler, der einst zusammen mit dem jetzigen St.-Pauli-Manager Andreas Rettig bei Bayer Leverkusen arbeitete, und fügte an: "Er macht ein bisschen auf Schweinchen Schlau."

Wenn es in Leverkusen sportlich rund laufen würde, könnte man über solche Aktionen vielleicht schmunzeln, die im Kontext der bisher mitunter enttäuschenden Saison aber mehr einen chaotischen und unsouveränen Einsdruck in der Außendarstellung hinterlassen. Dem nicht genug, war Bayer 04 gestern neben der Stellungnahme Völlers gezwungen, eine weitere für seinen Linksverteidiger Wendell abzugeben. Der Brasilianer hatte in der Nacht zu Freitag Kontakt mit der Kölner Polizei, die ihn ohne Führerschein anhielt. Ein Alkoholtest ergab 0,0 Promille. Weil er aber erste Anhalte-Versuche missachtet haben soll, drohen ihm ein Strafverfahren wegen Fahrens ohne Führerscheins und eine Anzeige wegen Missachtung von Zeichen und Weisungen eines Polizeibeamten. Der Verein teilte mit: "Der 22-Jährige wird sich vollumfänglich kooperativ verhalten und für sein Verhalten die volle Verantwortung übernehmen."

Bayer 04 Leverkusen: Rudi Völler kanzelt Jessica Kastrop ab
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Völler kanzelt Sky-Moderatorin Kastrop ab

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Foto: Screenshot Sky

Ob Wendell im Duell am Sonntag (17.30 Uhr/Live-Ticker) mit dem FC Schalke 04 eine Denkpause bekommt, ist nicht bekannt. Das Spiel gegen die punktgleichen Gäste hat für Bayer 04 richtungsweisenden Charakter - diese Tatsache ging beim Theater dieser Woche beinahe etwas unter.

(RP)
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