Bayer Leverkusen Auch Kießling scheitert an Schmidts Sturheit

Leverkusen · Noch nie musste ein Bundesligaspiel unterbrochen werden, weil ein Trainer sich weigerte, einer Schiedsrichteranweisung nachzukommen. Stefan Kießling und Christoph Kramer versuchten sich als Vermittler.

 Auch auf Stefan Kießling wollte Roger Schmidt nicht hören.

Auch auf Stefan Kießling wollte Roger Schmidt nicht hören.

Foto: ap

In zehn Jahren bei Bayer Leverkusen hat Stefan Kießling schon so manches miterlebt. Seit Sonntag ist die Sammlung an Kuriositäten um eine Geschichte reicher. Statt über das Spitzenspiel des Tabellenzweiten gegen den Tabellendritten zu sprechen, geriet das Topduell des 22. Spieltages zu einer Skandalpartie mit peinlichem Schauspiel am Seitenrand, das wohl in jedem Fußball-Lexikon einen Eintrag finden wird.

In den Hauptrollen: Roger Schmidt und Schiedsrichter Felix Zwayer. Weil sich der Bayer-Coach weigerte, auf Anweisung des Unparteiischen den Innenraum zu verlassen, weil er nach dem umstrittenen Tor zu heftig protestiert hatte, sollten Kießling und Christoph Kramer vermitteln. Die beiden Spieler nahmen die Nebenrollen ein in diesem Stück Fußballgeschichte - das für Roger Schmidt ein Nachspiel haben wird, weil es bisher noch nie ein Trainer geschafft hat, sich beleidigt über die Ansage des Schiedsrichters hinwegzusetzen und damit einen Spielabbruch zu riskieren.

Zwayer schickt Schmidt auf die Tribüne

Zunächst hatte sich Schmidt (völlig zu recht) darüber aufgeregt, dass die Dortmunder ihren Freistoß, der anschließend zur 1:0-Führung führte, knapp sechs Meter zu weit vorne ausführten. Schmidt beschwerte sich darüber lautstark, schleuderte wütend die Wasserflasche auf den Rasen. Nicht zum ersten Mal in diesem Spiel beklagte er sich beim vierten Offiziellen. Dem Schiedsrichter wurde das zu viel. Er wies daraufhin seinen Assistenten an, den 48-Jährigen auf die Tribüne zu schicken, was Schmidt aber ignorierte. Jetzt kamen Kießling und Kramer ins Spiel. Die bekamen von Zwayer den Sachverhalt erklärt und sollten Schmidt diesen überbringen. Mit ebenso wenig Erfolg.

Dann unterbrach Zwayer die Partie, und in den Katakomben wurde heftig diskutiert. Für Kießling ein unangenehmer Moment: "Es war insgesamt eine Scheiß-Situation und unnötig. Ich war ja zweimal beim Trainer. Der Schiedsrichter hätte auch hingehen und ihm das sagen können", entgegnete der 32-Jährige.

Was er damit meint: Roger Schmidt beharrte trotzig darauf, vom Schiedsrichter persönlich die Gründe für den Platzverweis zu erfahren. Dass dies (im übrigen regelkonform) nicht geschah, brachte auch Rudi Völler auf die Palme. "Warum hat es der Schiedsrichter dem Trainer nicht einfach gesagt? Warum nicht?", stellte er vor dem Sky-Mikrofon die Gegenfragen.

Während die Spieler im Stadion-Innenraum warteten, hatte der Schiedsrichter die Kapitäne Kießling (nach der Auswechslung von Ömer Toprak) und Mats Hummels zu sich bestellt. "Das war ein ruhiges Gespräch, er hat uns die Situation erläutert. Danach sind wir raus und haben weitergespielt", erklärte Kießling. Was den Offensivmann so nervte: "Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Wir hatten schwere Beine nach der Belastung unter der Woche. Trotzdem haben wir nichts zugelassen, und dann kriegst du so ein Tor rein. Dass man sich dann aufregt, ist doch normal."

Hummels verstand die Uneinsichtigkeit von Roger Schmidt nicht: "Wir alle wissen doch, dass der Schiedsrichter seine Entscheidung niemals zurücknehmen wird, auch nicht nach zwei Minuten", sagte der BVB-Kapitän. Schmidt versuchte es später mit einer Entschuldigung. "Ich war zu stur und habe überreagiert. Ich fordere immer Gerechtigkeit für meine Mannschaft und wollte eine Erklärung. Ich habe damit meiner Mannschaft geschadet. Es war ein Fehler", sagte er halbwegs reumütig. Sport Seite

(RP)
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