Bayer Leverkusen Bayer 04 - Problemzone Innenverteidigung

Leverkusen · Ömer Toprak muss mit einem Sehnenriss im Oberschenkel mehrere Wochen pausieren. Der Ausfall des Leistungsträgers trifft die Werkself hart. In der Mitte der Viererkette gehen Trainer Roger Schmidt die Alternativen aus.

Böse Vorahnung: Karim Bellarabi (2. v. li.) schaut mit großen Bedenken auf den Oberschenkel von Ömer Toprak (2. v. re.), als er von den Leverkusener Betreuern beim Testspiel gegen Verona verletzt in die Kabine geleitet wird.

Böse Vorahnung: Karim Bellarabi (2. v. li.) schaut mit großen Bedenken auf den Oberschenkel von Ömer Toprak (2. v. re.), als er von den Leverkusener Betreuern beim Testspiel gegen Verona verletzt in die Kabine geleitet wird.

Foto: Uwe Miserius

Eigentlich machte alles den Anschein, dass es ein Moment der Freude sein würde. Gerade hatte Wendell beim Kollegen Ömer Toprak eine Freistoß-Hereingabe dermaßen präzise abgeliefert, dass der in dieser Szene mit allen Freiheiten ausgestattete 26-Jährige nur den linken Fuß hinhalten musste, damit der Ball von dort ins Tor tropfte. Toprak hätte jubelnd abdrehen können und sich für das zwischenzeitliche 2:1 für Bayer 04 im Testspiel gegen Chievo Verona (3:1) ausgelassen feiern lassen können. Eigentlich. Tatsächlich aber handelte er sich in dieser eher unspektakulär erscheinenden Szene eine Verletzung im linken Oberschenkel ein. Also drehte er ab Richtung Kabine. Gestern folgte die ernüchternde Diagnose: Sehnenabriss - wochenlange Pause. Der kroatische Nationalspieler Luka Modric von Real Madrid fiel mit der gleichen Verletzung zuletzt drei Monate aus. Ob Toprak operiert werden muss, wird nach weiteren Untersuchungen entschieden.

Roger Schmidt hatte bereits nach Spielende geahnt, dass es "nicht nach einer ganz kurzfristigen Geschichte aussieht". Ein handfestes Personalproblem wollte der Bayer-Trainer zwar nicht ausmachen, aber nachdem im Rahmen des Trainingslagers in Zell am See in Tin Jedvaj bereits ein Verteidiger von einer Verletzung außer Gefecht gesetzt worden ist und angesichts der nun bald in rascher Folge heraufziehenden Pflichtspiel-Termine, spannt sich die Personaldecke zum ungünstigen Zeitpunkt spürbar. Zwar schloss Schmidt unmittelbar nach der Partie eine Nachverpflichtung aus, doch die Verantwortlichen werden - je nach endgültiger Ausfallzeit Topraks - eine Verstärkung für die Innenverteidigung intern diskutieren. "Fest steht: Wir müssen nicht zwingend in den nächsten Tagen handeln", sagte Manager Jonas Boldt gestern auf RP-Anfrage. Mit einer Rückkehr von Jedvaj in den Kader rechnet Boldt frühestens in fünf Wochen nach der Länderspielpause Anfang September.

Nun rücken zwei von Topraks Kollegen mehr in den Fokus. War bislang die Frage, ob zu Saisonbeginn der gerade erst genesene Kyriakos Papadopoulos oder doch Zugang Jonathan Tah an der Seite des Türken auflaufen würde, werden nun beide gemeinsam die Innenverteidigung bilden. So war es denn auch in der zweiten Halbzeit gegen den italienischen Erstligisten. Zwar geriet das Treffen mit dem über weite Strecken hoffnungslos unterlegene 14. der abgelaufenen Serie-A-Saison wahrlich nicht zu einem Stresstest für die Leverkusener Deckung. Dennoch streute der von Beginn an aufgebotene Tah immer mal wieder Wackler und Unsauberkeiten in sein Spiel und machte deutlich, dass sein Weg, um die Souveränität eines Ömer Topraks zu erlangen, noch weit ist.

Papadopoulos kam zur Pause, ließ hin und wieder seinen Hang zur Rustikalität aufblitzen, nutzte die 45-minütige Einheit aber vor allem dazu, seinen verletzungsbedingten Trainingsrückstand weiter zu verkürzen. "Es ist wichtig für uns, dass Papa auf einem guten Weg ist. Er macht physisch einen guten Eindruck", sagte Schmidt. André Ramalho scheint dagegen nicht in der ganz engen Auswahl der Innenverteidiger-Kandidaten zu sein. Er verrichtete trotz Topraks Verletzung Dienst im defensiven Mittelfeld. Für die letzten Minuten ersetzte Talent Lukas Boeder (18) Tah. Zudem könnte auch Lars Bender den Part in der Innenverteidigung übernehmen. Fällt Toprak aber mehrere Monate aus, ist eine zusätzliche Verpflichtung wahrscheinlich. Eine Option, die dann auf den Tisch kommen könnte, ist Heiko Westermann. Der 31Jährige, dessen Vertrag beim Hamburger SV nicht verlängert wurde, hält sich derzeit bei Zweitligist Arminia Bielefeld fit.

(zill)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort