Bayer Leverkusen Zwei Bewerbungen für EM-Tickets

Lissabon · Die Innenverteidiger von Bayer 04 spielen tadellos. So bringen sich Ömer Toprak und Jonathan Tah für ihre Nationalmannschaften in Stellung.

 Nach seiner Genesung wieder in Topform und ein Kandidat für die türkische Nationalmannschaft: Ömer Toprak (links) im Zweikampf mit Teo Gutiérrez.

Nach seiner Genesung wieder in Topform und ein Kandidat für die türkische Nationalmannschaft: Ömer Toprak (links) im Zweikampf mit Teo Gutiérrez.

Foto: ap

Ein Grinsen, so spitzbübisch wie es nur sein kann, breitet sich auf Ömer Topraks Gesicht aus. Die Frage, ob es sich die türkische Nationalmannschaft denn leisten könne, auf ihn in dieser überragenden Form weiterhin zu verzichten, gefällt ihm sichtlich. Doch kurz darauf wird die Miene ernster und der Innenverteidiger von Bayer 04 antwortet nach dem 1:0 bei Sporting Lissabon knapp: "Dazu wird es bald etwas zu sagen geben. Jetzt ist nicht der richtige Rahmen dafür."

Es klingt sehr nach einer baldigen Rückkehr - zumal auf weitere Nachfragen das Grinsen zurückkehrt. Toprak zeigte auch beim Europa-League-Hinspiel in der Runde der letzten 32 Teams wieder eine tadellose Leistung. An seiner Seite: Jonathan Tah. Auch er liefert solide Arbeit am Stück ab - und ist dadurch auch ein Thema für die deutsche A-Nationalmannschaft.

Es ist derzeit - das 1:3 im Pokal gegen Bremen ausgeklammert - wahrlich keine Freude als Stürmer gegen Bayer Leverkusen anzutreten. Tah und Toprak präsentieren sich außerordentlich zweikampfstark. Sowohl am Boden als auch in Luftduellen sind sie schwer zu bezwingen. Für Sportdirektor Rudi Völler ist das von enormer Bedeutung. "Bei unserer Spielweise und aller Offensivkraft, die wir haben, ist so eine Innenverteidigung ganz wichtig. Gerade in Eins-gegen-Eins-Situation hilft die Schnelligkeit der beiden", analysiert Völler. Toprak kam 2011 aus Freiburg zu Bayer 04, hat sich seitdem von Jahr zu Jahr verbessert, steckte auch einen Sehnenriss und den daraus resultierenden Ausfall von August bis Oktober zu Beginn dieser Saison weg. Man sehe derzeit den besten Toprak aller Zeiten, sagt er selbst. Im September 2014 lief Toprak letztmals für die Türkei auf. Durch die Pistolen-Affäre, als er und Bayer-04-Kollege Hakan Calhanoglu von Gökhan Töre und seinem Anhang in einem Hotelzimmer vermeintlich mit einer Waffe bedroht wurden, liegt die Nationalmannschafts-Karriere auf Eis. Calhanoglu spielt nach diversen Aussprachen bereits wieder mit dem Halbmond auf der Brust und äußerte in Lissabon klar seine Haltung: "Es ist für unser Land sehr wichtig, dass wir so einen Mann wiedergewinnen. Ömer ist in Topform, und ich wünsche mir, dass er zurückkehrt."

Rudi Völler ist in dieser Hinsicht hin- und hergerissen. "Ich weiß gar nicht, ob ich mich für ihn dann freuen soll", sagt er. Die Verletzungsanfälligkeit Topraks spielt in Völlers Augen eine große Rolle. "Zu den Freundschaftsspielen muss er nicht unbedingt reisen. Aber die EM würde ich ihm schon wünschen und gönnen. Vor allem, weil die Türken ihn auch brauchen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie in der aktuellen Verfassung auf ihn verzichten", sagt der Sportdirektor, der mit einem baldigen Anruf von Nationaltrainer Fatih Terim rechnet. Einer, mit dem Völler ohnehin regelmäßigen Kontakt pflegt, ist Joachim Löw. Und der deutsche Bundestrainer hat den zweiten Leverkusener Innenverteidiger auf dem Zettel. Auch aufgrund der verletzungsbedingten Ausfälle von Jerome Boateng, Benedikt Höwedes und Holger Badstuber rückt Jonathan Tah immer mehr in den Fokus. "Ich freue mich über das Lob", sagt der 20-Jährige. "Aber ich gucke nur auf mich selbst und versuche, mich nicht von außen beeinflussen zu lassen. Ich bin selbst mein größter Kritiker und weiß, dass ich noch viel zu tun habe."

Völler attestiert Tah, dass diese bodenständige Haltung ein wichtiger Bestandteil seiner Persönlichkeit ist und Tah die Fähigkeit besitzt, das Thema Nationalelf mit der nötigen Lockerheit anzugehen. "Es wird früher oder später ohnehin passieren, dass er A-Nationalspieler wird", sagt Völler. Große Qualitäten hätten die Leverkusener Verantwortlichen bei Tah natürlich bereits vor der Verpflichtung erkannt. "Aber dass er so schnell alle Spiele macht und so konstant agiert, hat uns schon überrascht", gibt der ehemalige deutsche Teamchef zu und denkt dabei auch an die finanzielle Seite des etwa sieben Millionen Euro teuren Transfers: "Wir haben eine stolze Ablöse für Jonathan bezahlt. Aber sein Wert hat sich heute schon verdoppelt oder verdreifacht."

Eine EM-Teilnahme würde den Marktwert noch einmal erhöhen. Sport Seite

(erer)
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