Bayer Leverkusen Starkes Comeback auf neuer Position

Hamburg/Leverkusen · Ömer Toprak feierte gegen den HSV gleich seine Rückkehr in die Startelf - und überzeugte im zentralen Mittelfeld.

 Ömer Toprak spielte in Hamburg im Mittelfeld anstatt in der Innenverteidigung.

Ömer Toprak spielte in Hamburg im Mittelfeld anstatt in der Innenverteidigung.

Foto: dpa, chc nic

Bei Ömer Toprak kamen unliebsame Erinnerungen hoch. "Ich habe diese Position schon mal in der Jugend gespielt. Das lief aber nicht so erfolgreich. Mein damaliger Trainer Christian Streich hat gesagt, es sei das erste und letzte Mal gewesen", sagte der 26-Jährige grinsend. Hätte er diese Sätze nicht gesagt, es wäre nicht auszuschließen, dass der Innenverteidiger regelmäßig im zentralen Mittelfeld zum Einsatz kommt. Bayer 04-Trainer Roger Schmidt überraschte gegen den Hamburger SV (0:0) mit dem Schachzug, Toprak auf der Sechserposition für den am Sprunggelenk verletzten Lars Bender spielen zu lassen.

Der Plan ging auf. Der ehemalige türkische Nationalspieler gewann viele Zweikämpfe, zeigte sich lauffreudig und passsicher. Nach 60 Minuten nahm Schmidt seinen erschöpften Blitz-Rückkehrer vom Platz und brachte in Tin Jedvaj einen Spieler, der an diesem Tag zwei Dinge mit Toprak gemeinsam hatte: Auch der 19-jährige Verteidiger feierte sein Comeback nach überstandener Oberschenkelverletzung und kam ebenfalls in der ungewohnten Mittelfeld-Zentrale zum Einsatz.

Die gute Leistung Topraks ist umso überraschender, wenn man die Zeit bis Anfang August zurückdreht. Damals hatte sich der Türke in einem Testspiel gegen Chievo Verona einen Sehnenriss im linken Oberschenkel zugezogen. Von einem Hinrunden-Aus war kurz darauf sogar die Rede.

Doch Toprak kämpfte sich zurück. "Es ist überraschend, dass er so früh wieder dabei ist. Aber Ömer hat in der Reha super gearbeitet", sagte Schmidt vor der Partie in Hamburg. Nur einer war nicht überrascht - Toprak selbst: "Ich hatte den Zeitplan immer im Blick, daher war es gut möglich, dass ich so schnell wieder auf dem Platz stehe." Ein Lob für die Kollegen gab's hinterher: "Die Jungs haben es mir leicht gemacht, und ich habe versucht, Gas zu geben. Es hat mich richtig gefreut, endlich wieder spielen zu können", sagte Bayers Abwehr-Chef, der einer der Hauptverantwortlichen war, dass der HSV in der ersten Halbzeit kaum über die Mittellinie kam.

Adler vereitelt Großchancen von Bayer 04 Leverkusen
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Adler vereitelt Großchancen der Werkself

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Auch Rudi Völler war trotz des ernüchternden Ergebnisses voll des Lobes für den gebürtigen Ravensburger: "Ömer hat das hervorragend gemacht. Es war clever von Roger Schmidt, das zu probieren. Wir haben uns keine Sorgen gemacht, dass er es spielen kann. Viel wichtiger ist, dass die langwierige Verletzung verheilt ist." Nachdem Roger Schmidt am vergangenen Freitag bestätigte, dass Kapitän Bender gegen den HSV ausfallen würde, galt Hakan Calhanoglu als wahrscheinliche Option für den Posten im zentralen Mittelfeld neben Christoph Kramer. "Hakan kann das spielen", sagte Schmidt, der sich in Toprak jedoch für die deutlich defensivere Variante entschied. Calhanoglu saß zunächst auf der Bank. Und hatte an alter Wirkungsstätte zunächst ganz andere Probleme, als sich Gedanken zu machen, auf welcher Position er zum Einsatz kommt. Beim Warmlaufen wurde der ehemalige Hamburger ausgepfiffen und mit Bierbechern beworfen, die auch die anderen Ersatzspieler trafen. Noch immer nimmt man dem 21-Jährigen in der Hansestadt übel, dass er vor rund zwei Jahren seinen Wechsel zu Bayer 04 erzwang, indem er sich wegen psychischer Probleme krankschreiben ließ. Calhanoglu, der in der Schlussphase eingewechselt wurde, verließ kopfschüttelnd das Feld. "Mit Pfiffen muss man klarkommen. Was darüber hinaus war, war respektlos und unsportlich", sagte Jonathan Tah - ein weiterer Ex-HSV-Profi in Bayers Reihen, der ebenfalls Buh-Rufen ausgesetzt war.

(RP)
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