Bayer Leverkusen "Co" Krösche - im Herzen noch Spieler

Zell Am See/Leverkusen · Der neue Assistent von Coach Roger Schmidt hat vor einem Jahr seine aktive Karriere beendet und gibt zu, "noch mehr Spieler zu sein als Trainer". Genau das will Krösche nutzen, um als Bindeglied zwischen Team und Trainer zu fungieren.

 Langjährige Weggefährten: Markus Krösche (links) und Roger Schmidt. In Leverkusen stehen beide gemeinsam an der Seitenlinie.

Langjährige Weggefährten: Markus Krösche (links) und Roger Schmidt. In Leverkusen stehen beide gemeinsam an der Seitenlinie.

Foto: ksmedianet

Das Treffen mit Markus Krösche beginnt ganz unfreiwillig mit einem Rundgang. In der BayArena wird derzeit an vielen Ecken gebohrt und gehämmert. Wo derzeit kein Staub fliegt, wird geputzt und das Stadion für die neue Saison hergerichtet. Dort derzeit einen ruhigen Platz zu finden, ist gar nicht so einfach. Krösche lacht: "So lerne ich auch die Räumlichkeiten kennen. Dazu hatte ich noch keine Zeit."

Seit 1. Juli ist der 34-Jährige in Leverkusen im Dienst. Mehr als ein Umschauen, ein erstes Abtasten mit den Kollegen und Akklimatisieren im Unternehmen Bayer 04 war bisher nicht möglich. Insofern baut Krösches spontaner Rundgang im Kleinen die perfekte Brücke zu dem, was ihn künftig erwartet. Die Bay-Arena ist ab sofort die sportliche Heimat des gebürtigen Hannoveraners, den sich Roger Schmidt für die Vervollständigung seines Kompetenzteams wünschte.

Was den Transfer so spannend macht, ist Krösche selbst. Vor einem Jahr erst hat er seine Profikarriere beendet und gilt seit der gemeinsamen Zeit mit Schmidt in Paderborn als Vertrauter des 48-Jährigen. Krösche wechselte 2001 von Werder Bremen II zu den Ostwestfalen und stand dort in 194 Zweitliga- und 162 Drittligaspielen auf dem Feld, ehe er mit dem Aufstieg in die Bundesliga seine aktive Karriere als Rekordspieler der Paderborner beendete. Als Schmidt den SCP in der Saison 2011/2012 trainierte, war Krösche sein Kapitän, eine Saison (2002/2003) spielten sie dort auch zusammen. Nun unterstützt er als Co-Trainer Schmidts Fußball-Philosophie.

Bereits im Frühjahr habe dieser erstmals zaghaft bei ihm angefragt, erinnert sich Krösche. Zu dem Zeitpunkt stand er noch als Coach der U 23 in Paderborn unter Vertrag, mit der er den Oberliga-Aufstieg schaffte. "Ich kenne Roger seit 15, 16 Jahren. Zwischen uns hat sich eine Freundschaft entwickelt. Wir teilen die Idee von einem offensivem attraktiven Fußball", nennt Krösche die Wechselgründe.

Er weiß natürlich um das Risiko, das er als vergleichsweise unerfahrener Coach eingeht, aber auch um seine Chance, die eng mit der Person Schmidt verbunden ist: "Ich war lange Spieler, dann Trainer mit einem langfristigen Vertrag. Ich hätte auch meinen Weg in Paderborn gehen können. Aber in der Kombination mit Roger und Bayer 04 ist das eine super Sache. Ich denke, es lohnt sich, das Risiko einzugehen."

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Dennoch: Der Wechsel sei gewaltig gewesen. "Bayer 04 ist einer der Top fünf Vereine in Deutschland, das habe ich vom ersten Tag an gemerkt. Das Drumherum, die Intensität im Training: Hier ist alles viel größer", sagt Krösche. "Paderborn ist in den vergangenen 13 Jahren erst gewachsen, zwar auch gut, aber das ist bei weitem nicht vergleichbar. Wenn man sieht, was ich bisher als Trainer gemacht habe, ist das ein Sprung von zehn Stufen auf einmal", sagt der 34-Jährige, der zugibt, "noch mehr Spieler zu sein als Trainer". Die Umstellung geht nicht von heute auf morgen, aber das macht Krösche umso mehr zu einem wichtigen Bindeglied zwischen Trainer und Mannschaft.

"Ich kann sicher eher nachvollziehen wie die Jungs ticken und meine Erfahrung als Spieler einbringen", sagt er und stellt klar: "Die Nummer good guy, bad guy wird es nicht geben. Roger hat ein gutes Gespür, wie er mit den Jungs reden muss. Ich werde versuchen, meinen eigenen Stil zu finden und meinen Teil dazu beizutragen, dass wir ähnlich oder sogar noch erfolgreicher spielen als im letzten Jahr."

Krösche zählt zu den Fußballern, die während ihrer aktiven Karriere ein Studium absolviert haben. Der Titel seiner BWL-Bachelorarbeit: die finanzielle Situation von Fußballprofis nach der aktiven Karriere. "Fußball ist schnelllebig. Wenn man erfolgreich sein will, braucht man diese Unabhängigkeit", sagt Krösche, dessen exakte Aufgabengebiete noch konkretisiert werden sollen. Krösche besitzt die B- und A-Trainerlizenz, in den kommenden zwei Jahren will er den Fußballlehrer-Schein machen. Danach, sagt er, will er erst einmal reichlich Erfahrungen sammeln. "Wenn es nach mir geht, sehr lange in Leverkusen."

(RP)
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