Bayer Leverkusen Bayer kann gegen Hertha seine Saison krönen

Leverkusen · Mit einem Sieg gegen Berlin wäre Leverkusen sicher in der Champions League - aber nur, wenn Gladbach nicht in München gewinnt. Nach dem Ausfall von Jonathan Tah fehlt Roger Schmidt die halbe Abwehr. Der Vertragspoker um Bernd Leno hält an.

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Foto: dpa, bt fpt

Sechs Siege in Folge, 14:2 Tore und ein rasanter Aufstieg von Platz acht auf Platz drei in der Tabelle - die vergangenen Wochen verliefen für Roger Schmidt und seine Mannschaft trotz etwaiger Personalsorgen nahezu perfekt. Dass er in dieser Saison sogar noch Historisches erreichen könnte, interessiert den Coach nach eigenem Bekunden allerdings nicht. Die Frage, ob er den aus dem Jahr 2013 stammenden Bundesligarekord von acht Siegen in Folge knacken und sich so in der Klubgeschichte "unsterblich" machen wolle, beantwortet der 49-Jährige ironisch: "So schnell geht das: Vor ein paar Wochen war ich für einige noch sehr sterblich..."

Schmidt weiß um die Flüchtigkeit des Erfolgs. Aufkeimende Kritik an seiner Arbeit hat er durch die jüngsten Erfolge zwar verstummen lassen, aber das heißt nicht, dass die Saisonziele bereits erreicht wären. Eine Niederlage heute gegen Berlin und der Kampf um Platz drei würde neue Brisanz erhalten - auch mit Blick auf das Spiel bei Borussia Mönchengladbach am kommenden Samstag. Serien und Rekorde interessieren ihn daher wenig. "Wir haben das Gefühl, noch gar nichts erreicht zu haben", betont Schmidt.

Bayers Coach will die Saison möglichst "auf höchstem Niveau" beenden. Gemeint ist die direkte Qualifikation für die Champions League. Einfach wird das allerdings nicht: In der Defensive deutet sich nach der Erkrankung von Jonathan Tah, der mit einem Magen-Darm-Virus und dem einhergehenden Flüssigkeitsverlust im Krankenhaus behandelt werden musste, ein erneutes Personal-Puzzle an.

Der bullige Verteidiger wird definitiv ausfallen. Für Vladlen Yurchenko und Wendell ist zudem die Saison verletzungsbedingt gelaufen. Mögliche Alternativen in der Innenverteidigung wären Lars Bender, Ramalho, oder - wie gegen Frankfurt - Christoph Kramer. Die Außenpositionen werden wohl Youngster Benjamin Henrichs und Tin Jedvaj einnehmen. In der Defensive ist vieles denkbar. Hier war Schmidt zuletzt häufiger gezwungen, sein Improvisationstalent zu beweisen.

Die Wellen, die der anstehende Transfer von Dortmunds Kapitän Mats Hummels zum FC Bayern schlägt, sind indes auch in Leverkusen spürbar. Sicher werde es dann zu "Folgetransfers" kommen, sagt Schmidt. Aber er glaube nicht daran, dass beispielsweise Jonathan Tah, der wohl nicht nur in Dortmund auf dem Zettel stehen dürfte, bereits nach einer Saison Leverkusen wieder verlasse. "Er hat ein unglaubliches Jahr hinter sich. Ich denke, wir beide hätten über 40 Einsätze in der Startelf und die Berufung in die A-Nationalmannschaft am Anfang der Saison nicht für möglich gehalten." Dennoch sei Tah noch nicht bereit für den nächsten Schritt: "Es ist die bestmögliche Konstellation für junge Spieler wie ihn, die kommenden Jahre bei Bayer Leverkusen zu verbringen." Namen wie Ömer Toprak kursieren derweil ebenfalls längst im BVB-Umfeld als möglicher Hummels-Ersatz.

Unklar ist weiterhin auch die Zukunft von Bernd Leno. Schmidt ist zuversichtlich, dass der 24-jährige Torwart bei Bayer bleibt: "Dafür kämpft der gesamte Verein, aber noch ist keine Entscheidung gefallen." Viel Zeit bleibt dafür nicht mehr. Fest steht, dass er sich bis heute entschieden haben muss - idealerweise vor der wichtigen Partie gegen Berlin. Allerdings ist dem Vernehmen nach weiterhin alles offen. Zuletzt wurden die Tottenham Hotspurs und RB Leipzig immer wieder mit Leno in Verbindung gebracht. Auch eine Vertragsverlängerung ist nach wie vor im Bereich des Möglichen. Klarheit gibt es spätestens um Mitternacht. Dann läuft die Frist für Lenos 18-Millionen-Euro-Ausstiegsklausel ab.

Sein Trainer hat Verständnis für die lange Abwägung: "Es gibt Alternativen für ihn. Er muss diese Entscheidung nun treffen. Es ist legitim, wenn er sich die nötige Zeit dafür nimmt." So oder so biete Leverkusen mit der Qualifikation für die Champions League eine interessante Perspektive: "Das Wichtigste ist, dass wir die Königsklasse klarmachen. Wenn wir dann in der Sommerpause auf der Terrasse sitzen und daran denken, dass wir bald wieder die Champions League-Hymne in der BayArena hören, wird das ein Lächeln auf unsere Lippen zaubern - genau das wollen wir."

So könnten sie spielen: Leno - Jedvaj, Toprak, Kramer, Henrichs - Aránguiz, Kampl - Bellarabi, Brandt - Kießling, Chicharito.

(RP)
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