Bayer Leverkusen Kraftpaket mit Persönlichkeit

Leverkusen · Nach der Einwechslung von Julian Baumgartlinger wandelte sich das Spiel der Werkself gegen Tottenham zum Positiven. Das lag nicht nur an seiner Zweikampfstärke, sondern auch an seiner Mentalität. Die dürfte bei Bayer 04 weiterhin gefragt sein.

Julian Baumgartlinger wechselte im Sommer den FSV Mainz 05 Richtung Leverkusen.

Julian Baumgartlinger wechselte im Sommer den FSV Mainz 05 Richtung Leverkusen.

Foto: ap, TS

Als Julian Baumgartlinger im Sommer den FSV Mainz 05 Richtung Leverkusen verließ, ging es ihm vor allem um seine persönliche Entwicklung. Fünf Jahre spielte er für die Rheinland-Pfälzer. Im Laufe der Zeit avancierte er zum Kapitän des Bundesligisten. Dann, mit 28, hatte er den Drang, sich noch einmal auf einem höheren Niveau zu beweisen. Als einen der wesentlichen Gründe für den Wechsel ins Rheinland nannte er die Perspektive, in der Champions League spielen zu können - auf der großen internationalen Bühne. "Ich habe schon als kleiner Junge davon geträumt", sagte er im Sommer nach seiner Ankunft in Leverkusen. "Da schaust Du in den Fernseher und denkst: In diesem Wettbewerb will ich auch mal mitspielen."

Gegen Tottenham war es nun endlich soweit. Zwar spielte der Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft bereits ein paar Sekündchen in Monaco, aber gegen die Engländer konnte er eine ganze Halbzeit zeigen, was ihn ausmacht: Bissigkeit, konsequentes Zweikampfverhalten, und das permanente Stören des gegnerischen Spielaufbaus. Bayer 04 dominierte plötzlich das Mittelfeld, was das Spiel der Werkself positiv beeinflusste.

Kevin Kampl rückte auf die Halbposition des für den Österreicher ausgewechselten und angeschlagenen Hakan Calhanoglu. Baumgartlinger nahm dafür den Platz von Kampl in der Zentrale ein. Viele Chancen wurden anschließend kreiert, aber bekanntermaßen nicht genutzt. Roger Schmidt war dennoch zufrieden mit Baumgartlingers Leistung. "Ich glaube, für ihn ist die Saison jetzt richtig losgegangen", sagte Bayers Coach nach dem Spiel. "Das war ein sehr guter Auftritt in einer schwierigen Phase für die Mannschaft. Er hat viele Bälle gewonnen und für Stabilität gesorgt." Insgesamt habe der Coach "viele gute Erkenntnisse" aus dem Spiel mitgenommen. Eine davon: Baumgartlinger ist ein Stabilisator.

In der Liga kam er bisher selten zum Zug. Beim Auftakt in Mönchengladbach spielte er 90 Minuten, auch in Frankfurt gab es eine knappe Stunde Einsatzzeit. Hinzu kommen die Schlussminuten gegen Dortmund. Dass es nach seiner Hereinnahme gegen Tottenham deutlich besser lief, spricht für den 28-Jährigen. In Zukunft dürfte er weitere Chancen erhalten, sich zu beweisen.

Er ist erfahren, abgeklärt, physisch stark, hat eine eindeutige Körpersprache und ist auf sowie neben dem Platz eine Persönlichkeit. Nicht umsonst hat er die Mainzer als Kapitän auf das Spielfeld geführt - so wie er es bis heute mit der Nationalelf Österreichs macht. Darüber hinaus ist Baumgartlinger reflektiert, wenn er über sich und das Fußballgeschäft spricht. Facebook, Twitter und Co. seien nichts für ihn, merkte er beispielsweise im Sommer an. Von ihm gebe es lieber Mal ein "wertiges Interview", schob er nach - und lachte. Er weiß allerdings, dass es nicht leicht wird, sich in die erste Elf zu spielen. In Kampl, Charles Aránguiz und Kapitän Lars Bender hat er namhafte Konkurrenz. Letzterer spielte zuletzt auch stark auf der Position des rechten Verteidigers. Dennoch hat Baumgartlinger seinen Wert für die Mannschaft unterstrichen. Das gilt auch für seine Einstellung. Die wirkte wie mentales Doping für das Team - nach der ersten Halbzeit, die an Tottenham ging.

Morgen kommt die TSG Hoffenheim in die BayArena (15.30 Uhr). "Die Bereitschaft, in Kontersituationen alles zu geben und schnell die Räume zu schließen", hat Schmidt in der zweiten Halbzeit gegen Tottenham gesehen. Das dürfte auch gegen die Hoffenheimer gefragt sein - und ist eine Frage der Mentalität.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort