Bayer Leverkusen In einer Woche von der Hölle in den Himmel

Leverkusen · Sichtlich abgekämpft, aber glücklich verließen die Profis von Bayer Leverkusen nach dem 3:2 (1:0)-Erfolg gegen den SV Darmstadt 98 den Rasen der BayArena. Es war zugleich der dritte Sieg im dritten Spiel, der pünktlich vor der Länderspielpause wieder den Druck vom Kessel im Umfeld der Werkself nahm.

Bayer 04 Leverkusen - SV Darmstadt 98: Einzelkritik
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Bayer - Darmstadt: Einzelkritik

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Die Welt, so schien es am frühen Samstagabend, ist unterm Bayer-Kreuz wieder in Ordnung. Die Mannschaft um Trainer Roger Schmidt hat sich in den vergangenen Tagen aus eigener Kraft einiger Sorgen entledigen und einige Dinge geraderücken können. In der Bundesliga und in der Champions League ist das Team damit zurück in der Spur. Mit 16 Punkten hat Bayer 04 wieder Tuchfühlung zu den vorderen Plätzen aufgenommen. Zum Tabellendritten TSG Hoffenheim sind es vier Punkte. Damit lässt es sich entspannter in die Spielpause gehen. Julian Baumgartlinger verdeutlichte recht eindrucksvoll, auf welcher Gefühls-Achterbahn sich die Leverkusener befanden. "Wir sind innerhalb einer Woche von der Hölle wieder in den Himmel gekommen", sagte der österreichische Nationalspieler.

Was er damit meinte: Nach der blamablen Niederlage in Lotte folgten ein Willenserfolg beim VfL Wolfsburgs sowie die Siege in London gegen Tottenham Hotspur und jetzt gegen Darmstadt 98, die wichtig waren, um nach dem Ausscheiden im DFB-Pokal nicht frühzeitig weitere Ziele aus den Augen zu verlieren. "Hätten wir in der Liga und in der Champions League nicht gewonnen, wäre in beiden Wettbewerben der Zug für uns schon fast abgefahren gewesen", erklärte Geschäftsführer Michael Schade. "Die Mannschaft hat diese drei Spiele aber alle überzeugend gewonnen."

Auch der zeitweise auf die Tribüne verbannte Trainer Roger Schmidt wirkte nach der schwierigen Woche erleichtert. "Ich bin froh, dass wir diese so abschließen konnten. Es war uns klar, dass es ein anstrengendes Spiel wird. Mit Darmstadts Ausgleich zum 1:1 wurde es eine komplizierte Aufgabe, aber die Mannschaft hat es gut gemacht", lobte der 49-Jährige. Der Substanzverlust sei deutlich sichtbar gewesen, dennoch habe es seine Mannschaft gut zu Ende gebracht. "Es macht mich stolz, dass wir ein solches Kampfspiel mit einer so jungen Truppe gewinnen konnten. Wir haben eine super interessante Mannschaft, die alles hat, außer Erfahrung. Und die sammeln wir jetzt."

Henrichs: "Echt krass — wie ein Traum"

Neben den 20-Jährigen Jonathan und Julian Brandt, die längst zum "Stamm-Inventar" im Team der Leverkusener gehören, setzte Schmidt erstmals von Beginn an auch auf den erst 17-jährigen Kai Havertz. "Kai ist ein vollwertiges Mitglied unserer Mannschaft. Er hat alles, was man braucht, um in der Bundesliga zu bestehen. Das hat er heute bewiesen", schwärmte der Coach und betonte: "Es macht Spaß mit diesen jungen Spielern und dieser jungen Mannschaft zu arbeiten."

Zu diesen Jungspunden gehört auch Benjamin Henrichs mit seinen 19 Jahren - von Schmidt zum Außenverteidiger umgeschult - der im zurückliegenden Dreivierteljahr eine bemerkenswerte Entwicklung zur unverzichtbaren Kraft in der Viererkette genommen hat. Das blieb auch Joachim Löw nicht verborgen, der Henrichs nun zur A-Nationalmannschaft einlud. Wie er davon erfuhr? "Der Bundestrainer rief mich auf meinem Handy an", verriet Henrichs, der die Erfahrungen der letzten Monate einfach nur "echt krass" findet. "Das ist alles wie ein Traum."

Gegen Darmstadt wurde einmal mehr deutlich, was diesen talentierten Fußballer ausmacht: Zweikampfstärke, Offensivdrang und eine Ruhe in den Aktionen, wie sie für einen Spieler seines Alters nicht alltäglich ist. In der 80. Minute hätte er mit einem strammen Schuss beinahe sogar sein erstes Bundesligator erzielt.

Die Geschichte der Partie beeinflusste aber vor allem Julian Brandt. Der legte in der 32. Minute zunächst Hakan Calhanoglu den Ball zum 1:0 auf, ehe er nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich von Colak die Vorlage von Baumgartlinger selbst zu einem Kopfballtreffer nutzte (57.). Bayers 3:1 markierte Charles Aránguiz, der einen springenden Ball aus zehn Metern volley ins Tor drosch. Dieser Gewaltschuss wirkte in diesem Moment wie das Ausrufezeichen hinter einer Begegnung, die damit entschieden war. Doch so unnötig wie das 1:1, ließen die Leverkusener ein weiteres Gegentor zum 2:3 in Folge eines Eckballs durch Vrancic zu, das zumindest bis zum Schlusspfiff leise Restzweifel am verdienten Sieg ließ.

(sand)
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