Bayer Leverkusen Ex-Torjäger sucht Torjäger

Leverkusen · Sportchef Rudi Völler war einst ein Stürmer mit Treffergarantie. Auch Bayers Coach Heiko Herrlich weiß als ehemaliger Torschützenkönig, worauf es im Sechzehnmeterraum ankommt. Der Werkself geht diese Qualität derzeit allerdings ab.

 Bayer-Trainer Heiko Herrlich.

Bayer-Trainer Heiko Herrlich.

Foto: BAYER 04

Das 3:3 im letzten Härtetest der Vorbereitung gegen Celta de Vigo sieht nach einem Spektakel aus - und das war es in gewisser Hinsicht auch. Viel deutlicher hätten die Effizienzunterschiede kaum sein können: Bayer 04 vergab gefühlt zehn Großchancen, ehe in der Mitte der zweiten Halbzeit endlich eine Phase folgte, in der sie das Toreschießen für sich wiederentdeckte. Admir Mehmedi (65.) Joel Pohjanpalo (69.) und Kevin Volland (77.). drehten das zwischenzeitliche 0:2 in ein 3:2. Plötzlich lief es wie am Schnürchen. Die bis dahin wieder gute Stimmung in der BayArena trübte indes der Ausgleich durch Maxi Gómez (83.).

Für Heiko Herrlich war das Remis nicht unbedingt ein Grund für übermäßige Kritik an seinem Team. Der Trainer der Werkself attestierte klare spielerische, taktische sowie athletische Fortschritte und lobte die starke Moral der Spieler, die auch in einem Testspiel einen 0:2-Rückstand drehen wollten. "Wir haben ein gutes Spiel gesehen, viele Chancen sauber rausgespielt, aber auch Geschenke an den Gegner verteilt", resümierte der 45-Jährige.

Das trifft den Kern der Begegnung. Die Spanier hatten gefühlt zwei Möglichkeiten, aus denen sie drei Tore generierten. "Das Ergebnis passt nicht zum Chancenverhältnis", befand Herrlich. Es ziehe sich aber wie ein roter Faden durch die Vorbereitung, dass seine Mannschaft gute bis sehr gute Gelegenheiten auslasse. Für den Torschützenkönig von 1995 (20 Treffer) muss es von der Trainerbank aus schwer anzusehen gewesen sein, wie seine Spieler reihenweise auch den aussichtsreichsten Abschluss versiebten. Am 31. August schließt das Transferfenster. Dass im Kader noch etwas passieren wird, gilt als sicher.

Sportchef Rudi Völler, einst ebenfalls ein Stürmer mit eingebautem Torinstinkt, hat das bereits mehrfach angedeutet. Auf der Wunschliste stehen ein Mann, der in der Abwehr sowohl zentral als auch außen spielen kann. In Wendell (links) und Benjamin Henrichs (rechts/links) sind die Alternativen für die Position der Außenverteidiger rar gesät. Dominik Kohrs Ausflug auf die rechte Abwehrseite funktionierte in der Schlussphase nicht so gut. Er hatte den Platz des wegen Leistenproblemen ausgewechselten Henrichs übernommen und ließ über seine Seite zu viel zu.

"Das ist ja bekannt, dass wir auf diesen Positionen Probleme haben, wenn sich jemand verletzt. Dafür haben wir ein Überangebot im zentralen Mittelfeld. Das müssen wir irgendwie kompensieren." Kohr könne demnach durchaus zu einer Alternative für die rechte Seite werden. "Ich denke, dass man an dem Spiel - und in der gesamten Vorbereitung - ganz gut gesehen hat, wo der Schuh drückt", sagte Herrlich mit Blick auf die mangelhafte Chancenverwertung. "Wenn wir noch jemanden holen, dann nur Leute, die uns verstärken." Entsprechende Gespräche laufen demnach bereits im Hintergrund. "Wir spielen sehr schön in das letzte Drittel, kombinieren uns gut durch, aber vorne fehlt die Effizienz.

Letztere hat in der Person des mexikanischen Torjägers Chicharito den Verein verlassen. Nun wird nach Ersatz gefahndet. Allerdings drängt die Zeit: Bereits am Freitag geht es im DFB-Pokal zum Drittligisten Karslruher SC (20.45 Uhr). "Das wird ein Leben-oder-Tod-Spiel: ausscheiden oder weiterkommen", sagt Herrlich. Also eine Partie, in der ein fähiger Vollstrecker gerade recht käme.

(RP)
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