5:1 in Mönchengladbach Bayer 04 bricht den Auswärtsbann

Mönchengladbach · Das 5:1 gegen Borussia Mönchengladbach ist für Bayer 04 ein Befreiungsschlag. Endlich gelang der Werkself ein Auswärtssieg – und was für einer. Eine bärenstarke Viertelstunde reichte den Gästen aus, um die drei Punkte mit nach Leverkusen zu nehmen.

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Foto: Dirk Päffgen

Das 5:1 gegen Borussia Mönchengladbach ist für Bayer 04 ein Befreiungsschlag. Endlich gelang der Werkself ein Auswärtssieg — und was für einer. Eine bärenstarke Viertelstunde reichte den Gästen aus, um die drei Punkte mit nach Leverkusen zu nehmen.

An den internationalen Plätzen dranbleiben oder in den Tabellenkeller abrutschen — für Bayer 04 war das "kleine Rheinderby" gegen Borussia Mönchengladbach eine eminent wichtige Partie. Nicht umsonst sprach Trainer Heiko Herrlich im Vorfeld von einem "richtungsweisenden Spiel". Nach etwas mehr als 90 Minuten und dem 5:1 (0:1) im Borussia-Park ist klar: Da geht noch was nach oben. Die Werkeslf ist mit nun zwölf Punkten zumindest wieder in Schlagdistanz zum oberen Tabellendrittel.

Borussia - Bayer 04 Leverkusen: die Werkself in der Einzelkritik
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Foto: dpa, mb gfh

Für den Coach war es ein besonderer Nachmittag. Mit der Borussia verbindet ihn eine gemeinsame Vergangenheit. Zwischen 1993 und 1995 erzielte er 28 Tore in 55 Spielen für die "Fohlen", wurde Torschützenkönig und gewann den DFB-Pokal — letzteres ist ihm 1993 allerdings auch mit Leverkusen gelungen, wo er 1989 seine Profikarriere begann.

Das Kapitel in Mönchengladbach endete damals unschön: Nach dem von ihm erzwungenen Wechsel zu Borussia Dortmund galt der heute 45-Jährige bei vielen Gladbacher Fans als "Judas". Pfiffe oder andere Anfeindungen gab es dennoch keine gegen Bayers Coach. Immerhin ist die Wechselaffäre inzwischen auch 22 Jahre her.

Herrlich hatte für das Derby seine Startformation auf zwei Positionen verändert: Für U21-Europameister Dominik Kohr rückte Julian Baumgartlinger in die erste Elf und Kai Havertz ersetzte Nationalspieler Julian Brandt. Ansonsten vertraute der Ex-Gladbacher auf die gleichen Akteure, die am vergangenen Sonntag den VfL Wolfsburg streckenweise an die Wand spielten, um sich letztlich doch mit einem 2:2 begnügen zu müssen — zu wenig aus Bayer-Sicht.

Das Spiel begann mit einem Paukenschlag: In der 7. Minute erzielte US-Nationalspieler Fabian Johnson beinahe aus dem Nichts die Führung. Die Entstehung des Treffers dürfte nicht nur Herrlich geärgert haben. Thorgan Harzard flankte unbedrängt von der linken Seite an den langen Pfosten, wo die Nummer 19 der Gladbacher von Leverkusens Defensive unbemerkt heranstürmte und vollendete. Nicht nur Panagiotis Retsos sah bei dem Gegentor schlecht aus. Kurz danach hatte Johnson gar die Chance, zu erhöhen, doch sein Versuch aus der Distanz flog Richtung Oberrang (10.).

Die Gastgeber übernahmen nach der Führung zunehmend die Kontrolle. Die Gäste hingegen wirkten beeindruckt und leisteten sich viele Ungenauigkeiten. Einzig Bernd Leno war es zu verdanken, dass es vorläufig bei einem knappen Rückstand blieb. Mit einer Großtat parierte er den Volley von Hazard aus kürzester Distanz (16.). Erst danach schien sich die Werkself allmählich zu berappeln und kam besser in die Partie. Leon Bailey traf mit seiner Direktabnahme nur das Außennetz (19.) und Havertz mit seinem Kopfball das obere Tornetz (20.).

Danach waren in einem munteren Derby wieder die Hausherren am Drücker. Stindls wuchtiger Schuss (24.) wurde von Sven Bender abgeblockt, ehe der sich bereits im Flug befindliche Leno parieren konnte. Leverkusens verspätete Antwort nach einer eher mauen Phase des Spiels war ein eher harmloser Kopfball von Lucas Alario in die Arme von Yann Sommer (34.). Kurz vor der Pause gab es einen unsportlichen Aufreger: Nico Elvedi foulte Bayers Kapitän Lars Bender und holte sich die Gelbe Karte ab (41.). Raffael vergab kurz danach noch eine dicke Chance für einen klareren Pausenstand.

Bayer machte es nach dem Wiederanpfiff deutlich besser. Die Ansprache in der Kabine muss ziemlich unmissverständlich gewesen sein — und sie hat gewirkt. Eine Ecke von Wendell fand den Weg zu Kai Havertz, der per Kopf zu Sven Bender verlängerte. Der Abwehrchef bugsierte den Ball daraufhin im Strafraumgewimmel per Knie irgendwie über die Linie (48.). Havertz war es auch, der Leon Bailey auf den Weg schickte, der im Arjen-Robben-Gedächtnismodus nach innen zog und trocken ins lange Eck vollstreckte (59.). Havertz zum Dritten bewies nur zwei Minuten später sein gutes Auge und bediente Julian Brandt, der mit links aus spitzem Winkel durch die Beine von Sommer das 3:1 erzielte. Der bisherige Spielverlauf war innerhalb von 15 Minuten komplett auf den Kopf gestellt und die Gastgeber wirkten konsterniert.

Das 4:1 von Kevin Volland, der von Wendell steil geschickt wurde und völlig frei vor Sommer agieren konnte, machte schließlich den ersten Auswärtssieg der Saison perfekt (69.). Dass Wendell sogar noch hätte erhöhen können, gerät dabei fast zur Randnotiz. Der Versuch des Brasilianers endete am Lattenkreuz (75.). Besser machte es Joel Pohjanpalo, der nach der Vorlage von Brandt vergleichsweise locker den Endstand herstellte (81.).

Es ist lange her, dass Fans von Bayer 04 bei einem Auswärtsspiel "Oh, wie ist das schön…" anstimmen konnten — im Borussia-Park war es endlich mal wieder soweit. Am Dienstagabend geht es im DFB-Pokal gegen Union Berlin weiter und am kommenden Samstag gastiert der schwer angeschlagene 1. FC Köln in der BayArena (15.30 Uhr). Die Rheinische Festwoche ist aus Leverkusener Sicht zumindest eingeläutet.

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