Bayer Leverkusen Bayer 04 distanziert zahnlose Wölfe

Leverkusen · Roger Schmidt hatte bester Laune den Endspurt im Kampf um einen Europacup-Platz ausgerufen. In seiner Stimme schwang viel Euphorie mit, und er klang ziemlich überzeugt, dass Bayer Leverkusen am Ende einer bisweilen enttäuschenden Spielzeit das oberste Saisonziel doch würde erreichen können.

Bayer 04 Leverkusen - VfL Wolfsburg: Einzelkritik
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Bayer 04 - Wolfsburg: Einzelkritik

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Durch den 3:0 (1:0)-Erfolg am Freitagabend in der BayArena gegen einen schwachen und weitgehend harmlosen VfL Wolfsburg ist die Werkself ihrem Ziel ein Stück näher gekommen. Noch dazu hat sie einen Rivalen abschütteln können. Die Niedersachsen liegen nun schon sieben Punkte hinter Bayer 04 zurück, für die es nun erst einmal darum gehen muss, zumindest die Europa League zu sichern — und vor dem vielleicht wichtigsten Spiel der Vereinsgeschichte am Mittwoch gegen Real Madrid in der Champions League wieder die Kurve zu bekommen.

"Eigentlich hat heute fast alles gefehlt, es war viel zu harmlos, da gibt es eigentlich keine Worte für. Das war nicht der Beweis, dass wir noch etwas mit den Europapokal-Plätzen zu tun haben wollen", sagte Wolfsburgs Geschäftsführer Klaus Allofs bei Sky.

Bayer rückt vorerst auf Rang vier vor, der die Champions-League-Qualifikation bedeuten würde. Nichts anderes ist das Ziel. Roger Schmidt hatte darauf hingewiesen, dass die Duelle mit den unmittelbaren Konkurrenten eine Chance für sein Team sein können. Hoffnung schöpft er auch aus der sich entspannenden Verletztenmisere. So feierte nicht nur Charles Aránguiz in der Schlussphase sein Debüt, mit Kapitän Lars Bender kehrte nach monatelanger Leidenszeit eine der Säulen in die Startelfzurück. Wie wichtig er im defensiven Mittelfeld für die Statik des großen Ganzen ist, ließ er in so manchem Zweikampf und in manch schlauem Pass erkennen. Nicht zuletzt war er bis zu seiner Auswechselung nach 60 Minuten mit weitem Abstand laufstärkster Spieler auf den Feld. Für ihn kam Toptorjäger Chicharito, der infolge seiner Reisestrapazen zu den Länderspielen mit Mexico zunächst ebenso auf der Bank wie der Wolfsburger Luiz Gustavo.

Max Kruse, der jüngst mehr durch negative Schlagzeilen als mit Toren auffiel, erhielt hingegen von Beginn an das Vertrauen. Auf das Spiel hatte der Stürmer jedoch keinen Einfluss, weil Bayer jegliche spielerische Bemühungen der Wolfsburger im Keim erstickte. Mehr als lange Bälle und der vergebliche Versuch, die Offensivkräfte wie Kruse oder André Schürrle zu bedienen, brachten sie nicht zustande. Dafür erzielte Bayer mit dem ersten ernsthaft zu Ende gespielten Angriff die Führung (27.). Ausgangspunkt war Nationalspieler Jonathan Tah mit einem langen Ball auf Stefan Kießling, der das entscheidende Kopfballduell gegen Dante gewann.

Es war der Auftakt eines sehenswert herausgespielten Treffers, den sich der ehemalige Wolfsburger Jugendspieler Julian Brand selbst vorbereitete. Im Zusammenspiel mit Hakan Calhanoglu knackte er die Wolfsburger Abwehr mit einem Doppelpass und zog eiskalt zum 1:0 ab. Wie schon beim Sieg in Stuttgart, avancierte der 19-Jährige zu einem wichtigen Spielgestalter im Leverkusener Team, das Disziplin statt Chaos zum Erfolg fand. An den bis dato drei letzten Bayer-Treffern war Brandt direkt beteiligt. Und er arbeitete an weiteren. Kurz nach der Pause legte er per Hacke auf Calhanoglu ab. Dessen Schuss verfehlte knapp das Tor. Wie auch einige weitere Chancen — etwa durch Chicharito — ungenutzt blieben.

Im dritten Anlauf ließ es der Mexikaner dafür mit einem sehenswerten Schlenzer krachen (73.). Allofs ärgerte sich darüber, dass die Gastgeber nach einem vermeintlichen Foul von Torschütze Chicharito an Dante weitergespielt hatten, obwohl Dante verletzt liegen geblieben war. "Das war nicht in Ordnung, wie sich die Leverkusener da verhalten haben. Das hat aber nichts damit zu tun, dass Bayer Leverkusen das Spiel verdient gewonnen hat", erklärte Allofs. "Ich habe da ganz klar den Ball gespielt", beteuerte Chicharito und meinte zur Szene: "Das gehört zum Fußball." Vladlen Yurchenko machte das Leverkusener Glück mit dem 3:0 perfekt (87.). "Das war ein sehr positiver Tag für uns", sagte Brandt.

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