Bayer Leverkusen Die Problemzonen der Werkself

Leverkusen · Ob langzeitverletzte Leistungsträger, formschwache Offensivkünstler oder Probleme beim Verteidigen. Dass Bayer 04 den eigenen Ansprüchen meilenweit hinterherhinkt, hat verschiedene Gründe. Ein Überblick über Roger Schmidts Baustellen.

Bayer 04 Leverkusen - 1. FC Köln: Einzelkritik
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Bayer - Köln: Einzelkritik

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Foto: dpa, fg kno

Rund 50 Fans von Bayer 04 warteten gestern Morgen, am Tag nach der 1:2-Derby-Niederlage gegen den 1. FC Köln auf die Mannschaft, um die Spieler während des öffentlichen Trainings aufzubauen. Vergeblich! Roger Schmidt schickte lediglich die beiden Ersatztorhüter David Yelldell und Dario Kresic auf den Platz. Der Rest des Teams - diejenigen, die aufgrund der anstehenden Länderspielreisen nicht frei hatten - blieben in der Arena.

Das nächste Ligaspiel findet erst wieder am 21. November bei Eintracht Frankfurt statt. Bis dahin hat Schmidt Zeit, sich mit den Problemzonen der Werkself zu beschäftigen - und davon gibt es einige:

Verletzungen und Formkrise: Die Mannschaft wird in dieser Saison immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen. Die langen Fehlzeiten von Kapitän Lars Bender, Roberto Hilbert, Charles Aránguiz und Tin Jedvaj schmerzen. Der Kader besitzt aber die Qualität, diese zu kompensieren. Das Unterfangen wird jedoch erschwert, wenn zudem einige fitte Akteure im Formtief stecken. Das gilt für Akteure wie Hakan Calhanoglu, der seit Wochen unter seinem Niveau spielt, wie auch für den talentierten Linksverteidiger Wendell, der noch nicht die Konstanz der Vorsaison aufweisen kann. Auch Führungsspieler Ömer Toprak hat längst noch nicht wieder zu alter Stärke gefunden. Und Christoph Kramer zeigt noch nicht den gewünschten Einfluss auf das Spiel.

Defensive: 16 Gegentore in der Liga in zwölf Spielen und zehn in vier Partien der Champions League sind zu viel. Die Ursachen sind aber längst nicht nur bei den Abwehrspielern zu suchen. Aufgrund der langwierigen Ausfälle der gesetzten Defensivspieler musste Schmidt früh improvisieren. In der Innenverteidigung kommen meist Jonathan Tah und Kyriakos Papadopoulos zum Einsatz, die ihre Sache bisweilen gut, aber nicht fehlerfrei machen. Gegen Rom wurde die zu offensive Spielweise auch der Defensive zum Verhängnis. Lücken im Mittelfeld und fehlende Positionstreue ließen Bayer in der ersten Hälfte ins offene Messer laufen.

Auf rechts kam zuletzt Giulio Donati zum Einsatz, dem man seinen kämpferischen Willen nicht absprechen kann. Der seine Position aber äußerst defensiv interpretiert. Dass der Kader auf der Außenverteidigerposition Verstärkung braucht, beweisen auch die Auftritte von Sebastian Boenisch, der bisher kaum Impulse setzten konnte.

Papadopoulos sieht Rote Karte nach Notbremse
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Papadopoulos sieht Rote Karte nach Notbremse

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Foto: dpa, fg kno

Aufstellung: Schmidt sorgte mit seiner Aufstellung im Derby dafür, dass darüber gesprochen wurde. Etwa über die Entscheidung, den gegen Rom solide spielenden Donati auf die Bank zu setzen und stattdessen Linksverteidiger Wendell auf rechts zu beordern. Dass der Trainer aufgrund von Verletzungen improvisieren und in Folge der hohen Belastungen wechseln muss, ist ihm nicht vorzuwerfen - dass seine junge, nach Stabilität suchende Mannschaft aber verunsichert wirkt, hingegen schon.

Standardsituationen: Sechs Tore nach Standards kassierte Bayer 04 allein in den Spielen gegen Rom und den 1. FC Köln. "Da haben wir Probleme", gestand Schmidt ein. Immer wieder kommt es nach ruhenden Bällen zu individuellen Fehlern, wie beim 0:1 der Kölner, als Papadopoulos nach einem Freistoß von Marcel Risse den Ball Dominic Maroh vor die Füße köpfte.

Bayer 04 Leverkusen: Rudi Völler kanzelt Jessica Kastrop ab
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Völler kanzelt Sky-Moderatorin Kastrop ab

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Foto: Screenshot Sky

Offensive: Unter dem Gesichtspunkt Flexibilität könnte man sagen, dass Gefahr von allen vorderen Positionen ausgestrahlt werden soll. Leverkusens Offensive fehlt es aber an Effektivität und Durchschlagskraft. Kevin Kampl hat sich inzwischen als Sechser festgespielt. Verlässliche Größe ganz vorne ist Chicharito, der in den letzten sechs Spielen traf. Für Stefan Kießling reicht es meist nur noch zu Kurzeinsätzen. Er leistet viel fürs Team, ist damit aber so sehr beschäftigt, dass er nur noch selten über eigene Tore jubelt. Karim Bellarabi, die Rakete im Mittelfeld, sucht noch nach seiner Form des Vorjahres. Jetzt bremst ihn eine Verletzung aus. Wegen einer Muskelverletzung mit Einblutung am hinteren linken Oberschenkel musste er gestern die Teilnahme an den Länderspielen gegen Frankreich und die Niederlande absagen. Ganz ungelegen wird ihm die Pause nicht kommen. Sport Seite

(RP)
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