Bayer Leverkusen Bayer 04 bildet syrische Flüchtlinge in Jordanien aus

Leverkusen · Bayer 04 bildet in Jordanien syrische Frauen und Männer zu Kinderfußballtrainern aus. Sie sollen das erlernte Fachwissen im "Schneeballprinzip" an Interessierte weitergeben.

 Magdalena Schiefer (Mitte) unterrichtete die Frauen im Flüchtlingscamp. Die Instrukteurin von Bayer 04 spricht von einer "beeindruckenden Erfahrung".

Magdalena Schiefer (Mitte) unterrichtete die Frauen im Flüchtlingscamp. Die Instrukteurin von Bayer 04 spricht von einer "beeindruckenden Erfahrung".

Foto: Bayer04

Für Meinolf Sprink ist klar, dass Fußball weit mehr ist als eine Sportart. "Er verbindet Menschen jeden Alters, jeder Religion und jeden Geschlechts", ist der Direktor für Fans und Soziales von Bayer 04 überzeugt.

Um auch sozial Verantwortung zu übernehmen, ist der Bundesligist in der Football Club Social Alliance (FCSA). Neben dem Werksclub sind in dem Netzwerk auch der FC Basel, Werder Bremen, Austria Wien und die Queens Park Rangers engagiert. Es geht dabei nicht um Talentförderung, sondern um die Verbesserung sozialer Umstände.

Bayer 04 und der FC Basel haben vergangene Woche das erste Projekt der FCSA für Flüchtlinge gestartet. Sechs Tage lang bildeten die Instruktoren der Klubs im Flüchtlingscamp Azraq, tief in der jordanischen Wüste, 39 syrische Frauen und Männer zu Kinderfußballtrainern mit besonderer sozialer Kompetenz aus. Mit ihrem neuen Knowhow erschaffen diese nun Sport-, Spiel- sowie Lernmöglichkeiten für Kinder und unterstützen sie dabei, die Traumata der Flucht aus dem Kriegsgebiet Syrien zu verarbeiten. Zudem sollen sie ihr Wissen weitergeben. "Wie beim Schneeballprinzip", sagt Sprink.

 Immer am Ball: Einer der von Bayer 04 ausgebildeten Coaches bei seiner täglichen Arbeit mit Kindern im jordanischen Flüchtlingslager Azraq.

Immer am Ball: Einer der von Bayer 04 ausgebildeten Coaches bei seiner täglichen Arbeit mit Kindern im jordanischen Flüchtlingslager Azraq.

Foto: Bayer 04

Von Bayer 04 sind zwei Instruktoren nach Jordanien gereist. Während Magdalena Schiefer die Frauen unterrichtete, wurden die Männer von Peter Quast in die Grundlagen des Kinderfußballs eingeführt. Quast ist davon überzeugt, dass dieses Projekt den ausgebildeten "Young Coaches" neue Perspektiven bietet. "Unsere Tätigkeit bedeutet den Menschen hier sehr viel. Ihr Alltag ist eher trist und unsere Ausbildung daher sinnvoll und sehr willkommen. Sie bietet ihnen Zukunftsperspektiven - hier im Camp oder hoffentlich später in ihrer Heimat -, Kinder zu betreuen und die Freude am Fußball zu vermitteln."

Für Magdalena Schiefer war die Ausbildung im Flüchtlingslager eine "unglaublich beeindruckende Erfahrung. Die Entwicklung meiner Trainerinnen war immens. Anfangs waren sie sehr unbeholfen. Sie haben aber aktiv mitgemacht und haben sich dann schnell verbessert. Die Young Coaches wie auch die Kinder nehmen viel mit."

58 Prozent der Bewohner sind Kinder

Laut UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge leben derzeit nahezu 40.000 syrische Flüchtlinge hinter dem Stacheldraht des Lagers. Azraq gilt als gut geplantes und strukturiertes Camp, das neben einer Schule und einem Kindergarten auch medizinische Versorgung, zwei Moscheen und einen Supermarkt hat. Die vor dem Krieg Geflüchteten finden hier Sicherheit, aber auch eine gewisse Trostlosigkeit. Die Mehrheit der Bewohner sind Kinder (58 Prozent). Organisierte Freizeitbeschäftigungen gibt es wenig. Zwar wurden vereinzelt Fußballfelder erbaut. Diese werden jedoch wegen fehlender Trainer kaum genutzt. Genau aus diesem Grund haben sich Bayer 04 und die FCSA entschieden, ihr Ausbildungsprogramm im Azraq-Camp durchzuführen.

Die mehrmonatige Ausbildung vermittelt den 39 Young Coaches, darunter zehn Frauen, die Fähigkeit, als Kinderfußballtrainer und Mentoren zu agieren. Von den Fußballklubs lernen sie, für Kinder Spiel- und Lernmöglichkeiten außerhalb der Schule zu schaffen und ihnen durch Fußball Freude sowie soziale Werte für ein friedliches Zusammenleben zu vermitteln.

Young Coach Yasseir freut sich über die Ausbildung: "Ich habe an dem Programm teilgenommen, um mehr Erfahrung in der Arbeit mit Kindern zu sammeln", sagt er. "Gerade in dieser schwierigen Situation möchte ich sie zum Lachen bringen und ihnen ihre Ängste nehmen. Derzeit arbeite ich hier im Camp und trainiere täglich Männer im Alter von 18 bis 35 Jahren." Sein Traum sei es aber, mit Kindern zu arbeiten. "Das, was ich im Programm gelernt habe, werde ich weitergeben, um auch anderen den Umgang mit Kindern zu vermitteln." Die Young Coaches werden im November weiter unterrichtet und nach dem zweiten Modul ihre Ausbildung abschließen.

(RP)
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