Bayer Leverkusen Mehmedis Wunsch nach mehr Konstanz

Leverkusen · Der Schweizer Offensivmann will in seinem zweiten Jahr in Leverkusen nicht nur eine Halbserie überzeugen, sondern dauerhaft wichtiger Impulsgeber und Torschütze sein. Bislang gelingt ihm das.

 Admir Mehmedi ist nicht so leicht zu fassen, wie andere Spieler.

Admir Mehmedi ist nicht so leicht zu fassen, wie andere Spieler.

Foto: afp, PST

Sogar in Feusisberg, wo die Schweiz vor dem Länderspiel gegen Ungarn ihr Teamhotel bezog, war Admir Mehmedis Treffer gegen Dortmund noch einmal Thema. "So ein Kopfballtor gelingt mir selten", schwärmte der Leverkusener Offensivmann. Sein Tor beim 2:0-Erfolg ist auch den Schweizer Reportern nicht verborgen geblieben. Mehmedi erzählte noch einmal, wie er erst Gegenspieler Julian Weigl abschüttelte, um dann zielsicher gegen Roman Bürki zu verwandeln.

Als Andenken habe er mit dem Dortmunder Torhüter, den er beim Nationalteam wiedertraf, das Trikot getauscht. "Er meinte, dass ich ein super Tor geschossen habe", erklärte Mehmedi. "Das kann ich nur bestätigen."

Er sagt das in seiner trocken-humorigen Art und verbindet es mit einem Augenzwinkern - ohne aber ansatzweise die Tonlage zu verändern. Typisch für Mehmedi. Andere Profis hätten sich in seinem Fall wohl bereitwillig öffentlich feiern lassen. Mehmedi hingegen ist kein Lautsprecher - selbst nach Erfolgserlebnissen wie gegen den Tabellenzweiten nicht. Was der 25-Jährige sagt, äußert er mit Bedacht. Deshalb ließ er sich nach dem Dortmund-Sieg auch gar nicht erst zu euphorischen Aussagen verleiten. Der Erfolg gegen eine Top-Mannschaft sei nach dem holprigen Start "gut und wichtig" gewesen. "Das stärkt die Moral", erklärte der Schweizer. "Aber das war unser sechstes Saisonspiel, wir haben damit drei Punkte mehr auf dem Konto. Die Saison geht aber bis Mai. Wir müssen also dranbleiben und Konstanz reinbekommen."

Ein Wunsch, den der 47-fache Nationalspieler letztlich auch für sich persönlich hegt, dessen Zeit in Leverkusen bislang von Höhen und Tiefen geprägt war. Der Treffer gegen Dortmund war sein erster in der Bundesliga nach 22 torlosen Auftritten. "Natürlich macht man sich Gedanken, wenn man nicht trifft, aber es ist auch klar, dass ich kein Torjäger wie Chicharito bin", entgegnete Mehmedi. Umso wertvoller macht für ihn die Tatsache, gerade in einem so wichtigen Spiel wie gegen den BVB die eigene Durststrecke beendet zu haben. "Das fühlt sich sehr gut an. Ich hatte zuvor zwar Tore vorgelegt, aber selbst welche zu schießen, ist natürlich schöner."

Der 25-Jährige sagt dies mit der scheinbar gleichen inneren Ruhe wie er auch im Frühjahr seinen Unmut über ausbleibende Einsatzzeiten äußerte. Mehmedi erlebte eine schwierige Phase bei der Werkself. Seine Freude an der Arbeit schien vor allem zum Ende der Rückrunde gelitten zu haben. Er spielte nach einer starken Hinrunde nur noch selten. Seit März war Mehmedi Reservist. Der Frust über seine Nicht-Berücksichtigung für die Startelf trotz zeitweise akuter Personalnot saß tief, was er schließlich auch öffentlich kundtat. Die Zeichen standen im Sommer auf Abschied. Doch der Schweizer blieb in Leverkusen, wollte trotz der großen Konkurrenz in der Offensive nochmals angreifen. "Ich musste mich immer durchkämpfen und beweisen", sagt er.

Vom FC Zürich über Dynamo Kiew, von wo aus er nach mitunter anderthalb schwierigen Jahren nach Freiburg wechselte, kam er zu Bayer 04: "Ich hatte Hochs und Tiefs, aber es ging immer aufwärts."

Die Vorbereitung verlief so, wie Mehmedi es sich vorgestellt hatte. Das gilt auch für den Saisonstart. Bis auf das Heimspiel gegen Augsburg kam der meist auf dem Flügel eingesetzte Offensivmann, der am liebsten jedoch im Zentrum spielt, in jedem Pflichtspiel zum Einsatz. Roger Schmidt lobte ihn unlängst als "wertvollen Spieler". Wer sah, dass Mehmedi gegen Dortmund nicht nur traf, sondern auch über 13 Kilometer zurücklegte, weiß, was der Trainer meinte. In der Champions League hat er ebenfalls getroffen, sammelte gegen Monaco einen Scorerpunkt. Ohnehin ist das die Bühne, die Mehmedi liegt, der in der vergangenen Hinrunde mit fünf Treffern in der Königsklasse glänzte. Im Nationalteam traf er beim Sieg über Portugal zum Auftakt der WM-Qualifikation. Heute gegen Andorra will Mehmedi helfen, Platz eins in der Gruppe zu verteidigen.

Er hat gelernt, dass die Argumente für Einsatzzeit in erster Linie er selbst liefern muss. Und wie es scheint, hat der Schweizer den richtigen Weg wiedergefunden.

(RP)
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