Tagung in Düsseldorf Auswärtsspiel für den DFB

Düsseldorf · Das Präsidium des Verbands tagte in Düsseldorf. Präsidentschafts-Kandidat Grindel ließ die Bundestagssitzung aus.

Reinhard Grindel - ehemaliger DFB-Präsident
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Das ist Reinhard Grindel

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Foto: dpa, fis jhe

Am Freitag entschied der Deutsche Bundestag über die Entsendung von Bundeswehr-Soldaten nach Syrien. Der CDU-Abgeordnete für den Wahlkreis Rotenburg I - Soltau-Fallingbostel war nicht in Berlin. Reinhard Grindel hatte einen wichtigeren Termin. In seinem Ehrenamt als Schatzmeister des Deutschen Fußball-Bundes nahm er an einer Präsidiumssitzung des Verbands teil. Der DFB war zu der planmäßigen Veranstaltung vom Stammsitz in Frankfurt/Main nach Düsseldorf umgezogen.

Revolutionäre Beschlüsse standen nicht auf der Tagesordnung, nachdem sich die Funktionäre bei einer vorangegangenen Sitzung im November in Frankfurt mit dem Terroranschlag von Paris und der Länderspiel-Absage von Hannover beschäftigt hatten. In Düsseldorf ging es deutlich entspannter zu, zum Beispiel bei einer gemeinsamen Fahrt der Delegierten auf dem Riesenrad in der Altstadt.

Im Sitzungssaal verabschiedete der DFB den Rahmenterminplan für die Saison 2016/17 mit dem Bundesligastart am 26. August. Er entschied sich für den Aufbau einer Futsal-Nationalmannschaft (der Variante des Hallenfußballs mit einem kleineren, sprungreduzierten Ball). Und er legte das erste Heimspiel der Frauen-Nationalmannschaft 2016 gegen Kroatien auf den 12. April in Osnabrück. Darüber hinaus wurde über den Haushalt gesprochen.

Genau deshalb, versicherte Grindel, "war da meine Anwesenheit als Schatzmeister absolut notwendig". Für die Bundestagssitzung in Berlin habe er sich "aufgrund der bestehenden Mehrheitsverhältnisse entschuldigen lassen". Wenn die Sorge bestanden hätte, dass die Mehrheit für einen Bundeswehreinsatz infrage gestanden hätte, wäre er selbstverständlich im Plenarsaal gewesen.

Grindel ist nicht nur Politiker und DFB-Schatzmeister, er ist auch erklärter Anwärter auf das Amt des Präsidenten, das nach Wolfgang Niersbachs Rücktritt von Rainer Koch (zuvor Vizepräsident) und Reinhard Rauball (Ligapräsident) zwischenverwaltet wird. Ein offizieller Nachfolger für Niersbach wird im nächsten Jahr bei einem Bundestag des Verbands gewählt. Auch darüber wurde gesprochen, obwohl es nicht auf der offiziellen Tagesordnung stand. Das Präsidium geht davon aus, dass die Kanzlei Freshfields die Ergebnisse ihrer Untersuchung zu möglichen Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe der WM 2006 an Deutschland im Frühjahr, wahrscheinlich Ende Februar vorlegen wird. Erst wenn die Ergebnisse der Befragungen ausgewertet sind, werde über das Datum des Bundestags mit der Wahl des Präsidenten entschieden, heißt es nach Informationen unserer Redaktion.

Der Bundestag wird wohl nicht vor April 2016 stattfinden. Bis dahin werden einige Untersuchungen die Fußballpolitiker beschäftigen. Nicht nur der Freshfields-Report, sondern auch die weiteren Ergebnisse der FBI-Ermittlungen gegen führende Fifa-Funktionäre. Im inoffiziellen Teil der DFB-Sitzung wurde erneut lückenlose Aufklärung im Weltverband verlangt. Vor Niersbachs Rücktritt galt der DFB als einer der schärfsten Befürworter von Reformen bei der Fifa. Nun werden andere Prioritäten gesetzt. Bis zum Bundestag hat die DFB-Spitze Zeit, die Interessen der Profis und der Amateure miteinander zu versöhnen. Die Deutsche Fußball Liga, die Vertretung der 36 Profiklubs, war nicht begeistert davon, dass Grindel von den Amateuren möglichst schnell auf den Präsidentensessel gehoben werden sollte.

Darum war Grindel unter der Woche zu Gast bei der DFL-Versammlung. Ligapräsident Rauball stellte ihm daraufhin Unterstützung der Profis in Aussicht. Mit warnendem Unterton allerdings. "Uns liegt daran, den besten Kandidaten zu wählen. Wir wollen bestimmte Dinge umsetzen. Da ist es wichtig, dass der Präsident die Schritte mitgeht", sagte Rauball, "wenn er das tut, wird er von uns gewählt, wir haben nichts gegen Grindel." Er erklärte auch: "Es ist unsere klare Absicht, den DFB neu aufzustellen." Das geht freilich nur mit den Amateuren, denn die haben beim Bundestag eine klare Mehrheit. Sie verfügen über zwei Drittel der Stimmen.

(RP)
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