Folge des Bosman-Urteils Ausstiegsklauseln: Fluch und Segen für die Vereine

Ausstiegsklauseln sind eine Folge des Bosman-Urteils. Für die Vereine sind sie mal Fluch und mal Segen.

Mario Götze wechselte für 37 Millionen Euro zum FC Bayern, Marco Reus für 17,5 Millionen zu Borussia Dortmund, und das derzeit an Sturm Graz ausgeliehene Schalker Talent Donis Avdijaj ist sogar nur für eine Ablösesumme von 48,5 Millionen zu haben: Als eine Folge des inzwischen 20 Jahre alten Bosman-Urteils lassen sich die Spieler immer häufiger Ausstiegsklauseln in ihre Verträge schreiben. Ein Fluch oder Segen für die Vereine?

"Die Antwort auf die Frage ist komplex. Ich bin bemüht, Spieler ohne Klausel zu bekommen, aber manche bekommst du nur, wenn du sie akzeptierst. Der einzige Verein, der sich den Verzicht auf Ausstiegsklauseln leisten kann, ist in der Bundesliga Bayern München", sagt Berlins Geschäftsführer Ingo Schiller.

Hat sich ein Spieler trotz eines langfristigen Vertrages eine Ausstiegsklausel einbauen lassen, gehen die Berater schon vor Ablaufzeit des Kontraktes mit ihren Kunden hausieren. "Viele Klubs im Ausland, davon bin ich überzeugt, würden sonst auf einige Spieler gar nicht aufmerksam. Die Marktmacht der Spieler und Berater ist jedenfalls größer als vor dem Bosman-Urteil", sagte Schiller: "Die Schwierigkeit für den Verein liegt auch darin, vor allem bei guten, entwicklungsfähigen Spielern die richtige Summe zu finden".

Damit hat auch schon einmal Max Eberl negative Erfahrungen machen müssen. Der Sportdirektor von Champions-League-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach musste sich einige Kritik anhören lassen, als Nationalspieler Marco Reus im Sommer 2012 für die festgeschriebene Summe von 17,5 Millionen zum BVB wechselte. "Als wir den Vertrag mit Reus im November 2010 bis 2015 verlängert haben, schwebten wir permanent in Abstiegsgefahr. Da waren 17,5 Millionen für uns als möglicher Zweitligist eine ungeheure Planungssicherheit", sagte Eberl, der im Sommer Nationalspieler Max Kruse für die festgeschriebene Ablösesumme von zwölf Millionen Euro an Pokalsieger VfL Wolfsburg verlor.

"Vereine wie wir müssen uns der Systematik anpassen, und über Transfers Geld verdienen. Oder nehmen Sie Christoph Kramer: Das war zwar keine Ausstiegsklausel, sondern ein mit Leverkusen fest vereinbartes Ausleihgeschäft über zwei Jahre. Aber es war für alle drei Parteien eine Situation, in der es nur Gewinner gab", sagte Eberl.

Der Frankfurter Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen trauert zwar den alten Zeiten nach, gibt sich aber keinen Illusionen hin. "Wenn ich mich Veränderungen im Profifußball nicht anpassen würde, hätte ich Lehrer bleiben können", sagte Bruchhagen. Vielleicht hat das Anpassungsvermögen Bruchhagens dazu geführt, Kevin Trapp nach Paris St. Germain ziehen zu lassen. Der Torhüter hätte im nächsten Jahr eine Ausstiegsklausel ziehen können, und die lag wohl unter den knapp zehn Millionen, die die Frankfurter jetzt vom französischen Meister kassiert haben.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort