FC Remscheid Thorsten Legat verkündet Rücktritt — und überlegt noch mal

Remscheid · Nach der 0:1-Heimniederlage gegen Rellinghausen erklärt der FCR-Coach seine Demission. Spieler versuchen, ihn umzustimmen.

Thorsten Legat – Ex-Fußballer, Dschungelcamp-Kandidat und Remscheid-Trainer
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Das ist Thorsten Legat

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Foto: Jürgen Moll

Wer denkt, in der an Irrungen und Wirrungen reichhaltigen Historie des FC Remscheid gebe es keinen Platz für ein in dieser Form neues Kapitel, der wurde am Sonntag belehrt. Kaum war das Heimspiel des Landesligisten mit 0:1 (0:0) gegen den ESC Rellinghausen verloren, gab es — wieder mal — eine denkwürdige Pressekonferenz. In der gratulierte Trainer Thorsten Legat kurz und bündig dem Gegner, um dann Tacheles zu reden und "mit sofortiger Wirkung" zurückzutreten. Den Schritt habe er sich "nach den Tumulten der letzten Monate gründlich überlegt". Sprach's, bezog in den Rücktritt auch seinen "Co" Dirk Abel ein und stapfte von dannen. Zurück blieben meist konsternierte, aber auch manche amüsierte Gesichter angesichts des denkwürdigen Szenarios.

Es wurde aber noch kurioser: Nachdem Legat und Abel im Anschluss die Spieler über ihre Demission informiert hatten und Richtung Auto gingen, kamen Teile der Mannschaft aus der Kabine und sorgten rund um das Fahrzeug von Legat für eine Rudelbildung. Sie redeten auf den Coach ein, riefen "Wir packen das zusammen" — und kamen einigermaßen zuversichtlich wieder ins Stadion zurück. Zumindest soll Legat, zu dem sich später auch noch Geschäftsstellenleiter Lothar Steinhauer ins Auto setzte, den Spielern angedeutet haben, sich seinen Entschluss noch einmal überlegen zu wollen.

Derweil ging in der VIP-Baracke das große Rätselraten weiter. Präsident Dr. Ralf Flügge wirkte sichtlich mitgenommen. "Nein, ich wusste davon nichts. Ich bin selber überrascht", gab er an. Noch am Vormittag hatte er der BM gesagt, es gebe — wenn auch noch keine vollendeten — Gespräche mit Legat über ein Bleiben in der neuen Saison. Plan B? "Den haben wir nicht", sagte Flügge, dem auch sein "Vize" Peter Helbeck beipflichtete: "Das haben wir nicht kommen gesehen."

Klar, dass wenig später laut darüber nachgedacht wurde, wer denn — wenn Legat zu seinem Wort steht — die Nachfolge in den letzten vier Partien, aber auch im Blick auf die neue Saison antreten könnte. Interne Lösungen — unter anderem fielen die Namen von Paul Fudala und Heiko Emde — wurden ebenso diskutiert wie externe, zum Beispiel mit Zdenko Kosanovic. Und auch der Name von Sigitas Jakubauskas fiel — was angesichts der aktuellen Lage und dem Gang des Litauers vors Arbeitsgericht aber als unwahrscheinlich eingestuft wurde.

Arbeitsreicher Tag für "Spekulanten"

So wurde der 1. Mai vor allem für "Spekulanten" tatsächlich ein äußerst arbeitsreicher Tag, der erst spät in der Nacht endete. Zuvor hatte die Mannschaft auf dem Platz ebenfalls viel Arbeit verrichtet, blieb aber gegen einen Gegner, der 90 Minuten lang nicht den Eindruck erweckte, irgendetwas aus Remscheid mitnehmen zu wollen, einmal mehr ohne Ertrag. Das lag nicht zuletzt daran, dass der FCR zwar verbessert gegenüber dem Jüchen-Spiel und aktiver als der Gast war, sich aber kaum echte Torchancen erarbeitete. Ein Kopfball-Aufsetzer von Benjamin Wünschmann (4.), ein Distanzschuss von Burhan Akgül (75.) - das war's.

Rellinghausen hatte dagegen bis zur 86. Minute keine Torchance, als der kurz zuvor eingewechselte Felix Scheider vor Torwart Nico Tauschel auftauchte, der danach erstmals einen Ball anfassen musste - als er ihn aus dem Netz fischte. Zu diesem Zeitpunkt spielte der FCR bereits in Unterzahl, denn der ebenfalls eingewechselte Tuna Kayabasi sah nach 74 Minuten durchaus zurecht "Rot" für einen Tritt an der Mittellinie gegen Ioannis Katsatis.

Das, gepaart mit der Niederlage, macht die Aufgabe im Kampf um den Klassenerhalt nicht viel einfacher. Egal, ob für Legat oder einen kurzfristig organisierten Nachfolger. Zwar hat sich tabellarisch nach den Heimniederlagen von Oberhausen und Benrath für den FCR nichts verändert. Dafür wird der Remscheider Kader immer kleiner. Denn am kommenden Sonntag im Spiel beim Düsseldorfer SC 99 ist nicht nur Kayabasi gesperrt. Auch Domenico Cozza und Paul Fudala müssen dann zuschauen. Beide holte sich gestern ihre fünfte Gelbe Karte ab und sind damit ein Spiel gesperrt.

(RP)
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