Andrey Voronin Von der Anfield Road nach Büderich

Meerbusch · Ex-Fußball-Profi Andrey Voronin schlägt die Trainerlaufbahn ein und übernimmt einen Verein aus der Bezirksliga. Der Ukrainer steht an der Seitenlinie des FC Büderich.

Andrey Voronin beim Training des FC Büderich.

Andrey Voronin beim Training des FC Büderich.

Foto: Horstmüller

Wenn Andrey Voronin am Sonntag den Kunstrasenplatz des FC Büderich betritt und sich ein wenig umschaut, wird er sich vielleicht an seine Zeit als Fußball-Profi beim FC Liverpool in England zurückerinnert fühlen. Denn ähnlich wie im Mutterland des Fußballs sind die Zuschauer gerade einmal eine gute Armlänge vom Spielfeld getrennt. Wer will, kann sich auch in die unmittelbare Nähe der Auswechselbank stellen und den Gesprächen der Ersatzspieler lauschen.

So viel zu den Gemeinsamkeiten. Die Realität für den 155-maligen Bundesligaspieler lautet seit Anfang Januar jedoch: Bezirksliga, Gruppe 2 im Fußballverband Niederrhein. Amateurfußball statt Champions League. Der Gegner heißt Bedburdyck/Gierath statt Manchester United. Nach fast 20 Jahren im Profisport und acht verschiedenen Vereinen startet der mittlerweile 37-jährige Ukrainer nun seine Trainerkarriere in Meerbusch-Büderich in der Nähe von Düsseldorf.

Klingt zunächst nach einem gelungenen Werbecoup für den Klub aus der siebten Liga, doch Dirk Hauswald wiegelt energisch ab. "Es ist definitv kein PR-Gag", sagt er. Hauswald ist der Senioren-Obmann im Verein und kümmert sich ähnlich wie ein Manager um die Belange der ersten und zweiten Mannschaft. In dieser Funktion suchte er in den vergangenen Wochen auch nach einem neuen Trainer, nachdem im Oktober vorigen Jahres Ex-Coach Raimund Schleszies seinen Hut genommen hatte.

Bei seinen Recherchen guckte er sich auch in den eigenen Reihen um, und traf dort auf Voronin. "Andrey hat schon seit längerem eine E-Jugendmannschaft bei uns trainiert, in der auch sein Sohn spielt", erläutert Hauswald. "Da lag es nahe, sich mal mit ihm zusammenzusetzen und über das Thema zu sprechen." Es folgten zwei bis drei Gespräche, ehe sich die beiden Sportsmänner über eine Zusammenarbeit einig waren. Eine Verbindung, von der sich der Klub einiges verspricht. "Wir hoffen, dass daraus vielleicht auch eine langfristige Geschichte werden kann", erklärt Hauswald. "Er ist sehr engagiert, bringt viel Erfahrung im Profifußball mit und hat unter großen Trainern, wie etwa Rafael Benitez in Liverpool, gespielt."

Bei aller Vorfreude kämpfen alle Beteiligten aber noch mit kleinen Anpassungsproblemen. Das fängt zum Beispiel bei der Trainingsgestaltung an. Der ehemalige Torjäger musste sich erst einmal daran gewöhnen, dass er bei den Amateuren nicht zwei Einheiten pro Tag ansetzen konnte, weil seine Spieler tagsüber entweder studieren oder einem Beruf nachgehen. Keine einfache Übung für den Ehrgeizling. "Das war schon schwierig für ihn", erzählt Benedikt Niesen, der Kapitän beim FCB. "Im Profifußball hast du viel mehr Einheiten und dadurch mehr Zeit, deine Ideen umzusetzen. Hier muss er die Schwerpunkte im Training mischen."

Und die Übungen fanden direkt Anklang. "Andrey legt viel Wert auf Balltraining", verrät Niesen. "Wir trainieren viel auf kleinen Feldern, arbeiten am Pressing und an einem schnellen Umschaltspiel." Als Trainer sei er ein lockerer Typ, den seine Spieler duzen dürfen, doch wenn Übungen nicht korrekt und mit der nötigen Ernsthaftigkeit ausgeführt werden, könne er auch mal streng werden, sagt der 36-Jährige.

Von dem schillernden Star, der im Laufe seiner Karriere auch einige Schlagzeilen außerhalb des Fußballplatzes produzierte, sei bislang gar nichts zu spüren. Es könnte also eine vielversprechende Beziehung werden. Doch auch in den unteren Ligen zählen Ergebnisse. Und so wird die Partie am Wochenende gegen den TuS Grevenbroich zu einer Standortbestimmung. Mit einem Sieg hält Büderich Kontakt zu den Aufstiegsplätzen. Es geht also direkt zur Sache für den Neu-Trainer.

(RP)
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