Nach elf Jahren im Verein Nürnberg und Sportvorstand Bader trennen sich

Nürnberg · Nach nur einem Spiel ist die Welt bei Zweitligist 1. FC Nürnberg aus den Fugen geraten: Sportdirektor Martin Bader tritt nach mehr als elf Jahren den Rückzug an.

 Martin Bader war zunächst Sportdirektor, dann Sportvorstand beim 1. FC Nürnberg.

Martin Bader war zunächst Sportdirektor, dann Sportvorstand beim 1. FC Nürnberg.

Foto: dpa, ua fpt HAK

Paukenschlag beim 1. FC Nürnberg: Nach zuletzt zweieinhalb verkorksten Jahren tritt Martin Bader den Rückzug an. Wie der Club am Donnerstag mitteilte, kamen der Aufsichtsrat und der seit mehr als elf Jahren amtierende Manager und Sportvorstand angeblich "einvernehmlich" zu dem Schluss, die Zusammenarbeit zu beenden. Der seit Längerem umstrittene Bader, dessen Vertrag erst vor acht Monaten bis 2017 verlängert worden war, wird noch bis zum 30. September das Tagesgeschäft führen. Die Trennung wirkt freilich eher wie der Rücktritt eines Zermürbten.

"In den vergangen Wochen war der Druck in der Öffentlichkeit für den Verein und meine Person belastend. Der Club muss sowohl nach außen als auch nach innen handlungsfähig bleiben", erklärte Bader. Der bisherige starke Mann des neunmaligen deutschen Meisters war bei allen Verdiensten zuletzt immer stärker unter Druck geraten, noch einmal zusätzlich nach dem Desaster beim Saisonauftakt der 2. Liga am vergangenen Montag beim SC Freiburg (3:6). Der letztlich von Bader zu verantwortende Kader wirkte dabei untauglich. "Eine Mannschaft ohne Profil", kritisierten die Nürnberger Nachrichten.

Seit dem überraschenden vorzeitigen Abschied von Trainer Dieter Hecking zum VfL Wolfsburg an Weihnachten 2012 war es mit dem Club konstant abwärts gegangen. Mit der Auswahl der Trainer hatte der lange Zeit erfolgreich arbeitende Bader kein glückliches Händchen, 2014 stieg der Club zum insgesamt achten Mal und zum zweiten Mal nach 2008 in der Ära Bader aus der Bundesliga ab. Der angestrebte sofortige Wiederaufstieg geriet danach schnell außer Reichweite, auch der aktuelle Kader scheint den Zielen nicht gewachsen. Am Donnerstag wurde kurzfristig Miso Brecko vom 1. FC Köln verpflichtet.

Vor allem in der vergangenen Saison wurden zunehmend Risse in der ohnehin nicht immer heilen Welt des 1. FC Nürnberg sichtbar. Bader, sein technischer Leiter Wolfgang Wolf, Chefscout Christian Möckel, Trainer Rene Weiler sowie der in sich zerstrittene Aufsichtsrat lagen mehr über Kreuz als auf einer Wellenlänge. Vor allem Bader und Weiler sollen sich nicht verstehen. Aufsichtsratschef Thomas Grethlein dagegen gilt als Anhänger von Bader, er betonte: "Wir bedauern diese Entwicklung außerordentlich. Martin Bader hat den 1. FC Nürnberg in den vergangenen elf Jahren geformt."

Trotz eines zwischenzeitlichen Abstiegs 2008 im Anschluss an den DFB-Pokalsieg 2007 führte Bader den zum Chaos neigenden Club meist mit sicherer Hand und souverän. Zuletzt machte er sich allerdings zunehmend angreifbar, weil neben der Trainerauswahl auch zu oft die Kaderplanung missglückte. Hinzu kam eine große Nähe zu den in Nürnberg zum Teil umstrittenen, überaus einflussreichen Ultras, die nach dem Spiel in Freiburg bei Bader einen unfreiwilligen Stopp des Mannschaftsbusses an einer Autobahnraststätte erreichten. Rund 30 Minuten dauerte der Zwangsstopp.

Wer Bader nachfolgen wird, ist einstweilen unklar. Kürzlich hatte sich der Club schon von Baders langjährigem Vorstandskollegen Ralf Woy getrennt, ihm folgte als Vorstand für Finanzen, Verwaltung und Marketing der zuvor bei St. Pauli arbeitende Michael Meeske. Vor zwei Wochen war zudem Aufsichtsratsmitglied Mathias Zeck zurückgetreten.

(sid)
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