Relegation gegen Frankfurt Nürnberg meldet sich vom Abgrund: Aufstieg als Rettung

Nürnberg · Für den 1. FC Nürnberg ist die Relegation gegen Eintracht Frankfurt wegweisend. Der verschuldete Altmeister ist beinahe gezwungen, in die 1. Liga aufzusteigen.

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Foto: dpa, Rolf Vennenbernd

Eintracht Frankfurt? 1. FC Nürnberg? Da war doch was! "Wir melden uns vom Abgrund", rief Radioreporter Günter Koch halb entsetzt, halb resignierend in sein Mikrofon, es war der 31. Mai 1999, kurz nach 17.00 Uhr. Minuten später stürzte der 1. FC Nürnberg tatsächlich ab, weil er erstens 1:2 gegen den SC Freiburg verlor, vor allem aber, weil zweitens zeitgleich Eintracht Frankfurt 5:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern gewann. Den entscheidenden Treffer erzielte Jan Åge Fjörtoft in der 90. Minute. Nach einem Übersteiger. Eine Demütigung.

Seit jenem denkwürdigen Tag ist der Club dreimal aufgestiegen und dreimal abgestiegen, aber jetzt wollen sie in Nürnberg "#rachefür99". Seit 2014 strampelt sich der neunmalige deutsche Meister wieder mal in der 2. Liga ab. Nun kommen zwei Tage, erst der Donnerstag, dann der darauffolgende Montag (jeweils 20.30 Uhr/Live-Ticker), an denen die Eintracht in der Relegation Schicksal spielt für den Club.

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Foto: rpo, Falk Janning

"Keine Nervosität" in Nürnberg

Vor dem ersten Relegationsspiel gegen Frankfurt bangt Nürnberg weiter um den Einsatz von Mittelfeldspieler Sebastian Kerk. "Die Zeit ist knapp, aber es ist möglich", sagte Club-Coach Rene Weiler mit Blick auf Donnerstag. Der 22-jährige Kerk hatte zuletzt Achillessehnenbeschwerden.

Ansonsten hat Weiler seine Startelf für das Spiel gegen den Bundesliga-16. so gut wie im Kopf: "Neun von elf Spielern sollten klar sein, der Rest wird sich noch herauskristallisieren." Trotz der zwei wichtigen Spiele strahle die Mannschaft "keine Nervosität" aus, betonte Weiler. "Wir sind selbstverständlich zuversichtlich. Alles andere wäre auch tragisch."

Nürnberg befindet sich in einer paradoxen Lage: Der Club kann aufsteigen, meldet sich aber wieder mal vom Abgrund. Vom finanziellen. Abstiege kosten Geld, und der 1. FCN hat oft mehr Geld ausgegeben, als er hatte, um möglichst schnell wieder aufzusteigen. Zum 30. Juni 2015 betrug der nicht gedeckte Fehlbetrag beim Eigenkapital 3,2 Millionen Euro, an laufenden Verbindlichkeiten drückten die Franken 16,2 Millionen Euro.

Notverkäufe haben Probleme nicht gelöst

Die Vorstände Andreas Bornemann (Sport) und Michael Meeske (Finanzen) haben während der abgelaufenen Saison Niklas Stark (drei Millionen, Hertha BSC) und Alessandro Schöpf (sechs Millionen, Schalke 04) verscherbeln müssen, und selbst diese Notverkäufe haben die Probleme nicht gelöst.

Zuletzt hat der Club gleich zweimal Pech gehabt: Erst verletzte sich der talentierte Patrick Erras, der bei einem Verkauf gutes Geld gebracht hätte. Dann erwischte es Ilkay Gündogan: Der spielt zwar längst bei Borussia Dortmund, bei einem Transfer von dort zu Manchester City hätte der Club aber 15 Prozent der Ablöse kassiert.

Und weil sie es im vergangenen Jahr auch nicht geschafft haben, ihr negatives Eigenkapital um fünf Prozent zu reduzieren, mussten die Franken sogar eine Strafe von 600.000 Euro an die Deutsche Fußball Liga (DFL) zahlen. Die neue Lizenz bekamen sie nur unter Auflagen und Bedingungen, das heißt: Wenn sie wieder nicht vorschriftsmäßig wirtschaften können, droht in der kommenden Saison Punktabzug.

Einzige Rettung: der Aufstieg. Dann fallen schon mal die Bedingungen weg, die der 1. FC Nürnberg erfüllen muss. Misslingt die Mission, sind weitere Spielerverkäufe unausweichlich - und die Rückkehr in die Bundesliga muss wohl für längere Zeit aufgeschoben werden. "Klar ist", sagt der seit vergangenen Herbst als Nachfolger von Martin Bader amtierende Sportvorstand Bornemann, "klar ist, dass bei einem Aufstieg die Möglichkeit größer wäre, die Mannschaft zusammenzuhalten."

Andersherum ausgedrückt: Es wäre ein ziemlicher "großer Spagat" nötig, sagt Finanzvorstand Meeske, um bei einem weiteren Jahr 2. Liga eine "aufstiegsfähige" Mannschaft zusammenzubekommen. Weg wären unter anderem die Torjäger Niclas Füllkrug (Werder Bremen besitzt eine Kaufoption) und Guido Burgstaller.

(sid)
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