Schmadtke reagiert übertrieben Kaugummi-Werfer sollten lieber nicht über Fairplay sprechen

Meinung | Düsseldorf · Nach dem unglücklichen 1:1 in Hoffenheim war Kölns Sportdirektor sauer auf den Gegner. Doch seine öffentliche Trauer um den Fairplay-Gedanken wirkt angesichts seiner eigenen Entgleisung scheinheilig.

Jörg Schmadtke wirft mit Kaugummi auf Bank der TSG Hoffenheim
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Schmadtke wirft mit Kaugummi auf Hoffenheimer Bank

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Foto: Screenshot Sky

Es ist verständlich, dass der Ärger bei Spielern und Verantwortlichen des 1. FC Köln nach dem 1:1 bei der TSG 1899 Hoffenheim groß war. Gegentreffer in der Nachspielzeit sind naturgemäß schwer zu schlucken, besonders, wenn man auf dem Platz die bessere Mannschaft war, drei Punkte also verdient gehabt hätte. Zudem wurde den Kölnern Anfang der zweiten Hälfte ein Elfmeter verweigert — nicht die erste Fehlentscheidung zu Ungunsten der Rheinländer in dieser Saison.

Dass Sportdirektor Jörg Schmadtke danach aber den Hoffenheimern den Schwarzen Peter zuschob und gar die Beerdigung des Fairplay-Gedanken ausrief, war völlig überzogen. Ja, beim Zweikampf zwischen Eduardo Vargas und dem Kölner Bundesliga-Debütanten Lukas Klünter hätte Schiedsrichter Deniz Aytekin möglicherweise auf Foul entscheiden können. Und ja, danach blieb Klünter mit Schmerzen am Boden liegen. Allerdings wurde er dort nicht etwa minutenlang von herzlosen Gegenspielern ignoriert, bevor Kevin Volland für Hoffenheim den Ausgleich erzielte. Vielmehr schaltete Hoffenheim unmittelbar nach dem Zweikampf in die Offensive um, der Treffer fiel nur wenige Sekunden nach dem umstrittenen Zweikampf. "Wir sind in der Vorwärtsbewegung, sehen es nicht und spielen den Angriff zu Ende", sagte Hoffenheim-Trainer Julian Nagelsmann danach glaubhaft.

Besonders albern sind Vorwürfe wie die von Schmadtke, wenn man selbst vorher ein ausgespucktes Kaugummi in Richtung der Hoffenheimer Ersatzbank geworfen hat — eine Aktion, die man sich vielleicht auf dem Pausenhof einer Grundschule vorstellen kann, nicht aber von leitenden Angestellten in der höchsten Spielklasse Deutschlands. Das dürfte mittlerweile auch Schmadtke klar sein, er hat sich für den Kaugummi-Wurf telefonisch bei den Hoffenheimern entschuldigt.

Der Kölner Nationalspieler Jonas Hector kommentierte das Tor zum 1:1 unmittelbar nach dem Spiel folgendermaßen: "Wir müssen natürlich weiterspielen und es besser verteidigen. Wir müssen uns da an die eigene Nase fassen. Ich will mir kein Urteil darüber bilden, ob er den Ball hätte ins Aus spielen müssen. Da müssen sie den Spieler selber fragen." Eine Reife, die er seinem Sportdirektor an diesem Tag voraus hatte.

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