Torjäger verlässt Köln Mach et joot, Tony!

Köln · Anthony Modeste wechselt nun doch nach China. An diesem Donnerstag wollte er eigentlich gegen den 1. FC Köln klagen, die Verhandlung wurde abgesagt. Mit dem Transfer endet eine wochenlange Schlammschlacht.

Anthony Modeste verlässt den 1. FC Köln: Ende der Schlammschlacht
Foto: Fotos: Hans-Jürgen Bauer / Imago, Grafik: Zörner

An diesem Donnerstag um 11 Uhr hatte Anthony Modeste eigentlich eine Verabredung mit dem 1. FC Köln - vor dem Arbeitsgericht. Dort wollte der Angreifer darauf klagen, wieder zum Trainingsbetrieb des Bundesligisten zugelassen zu werden. Der "Effzeh" hatte dem 29-Jährigen eine Auszeit verordnet, damit der Franzose sich über seine kurzfristige Lebensplanung Gedanken machen konnte. Offenbar ist das schneller gegangen als zunächst gedacht. Am Mittwochmorgen kursierten erste Gerüchte, Modeste habe nun doch zugestimmt, einen Auflösungsvertrag zu unterschreiben und zum chinesischen Erstligisten Tianjin Quanjian zu wechseln. Am Abend bestätigte der 1. FC Köln, dass der Wechsel über die Bühne sei. Köln leiht den Spieler nach Informationen der "Bild" zunächst für sechs Millionen Euro zwei Jahre aus, danach wird der chinesische Klub den Stürmer für 29 Millionen Euro endgültig verpflichten. Der Gerichtstermin ist damit geplatzt.

In den vergangenen Wochen war der Wechsel immer wieder mal als perfekt gemeldet worden. Doch plötzlich blockierte Modeste den Transfer, weil er im Kleingedruckten Passagen entdeckt haben muss, durch die er sich benachteiligt sah. Immerhin muss er eine Schar von Beratern für ihre Dienste bezahlen. Zuletzt ging es unter anderem um die Frage, wer die Kosten dafür übernimmt. Hinter vorgehaltener Hand wurde in Köln gemunkelt, Maeva, die Ehefrau von Modeste, habe kein gesteigertes Interesse gezeigt, ihren Lebensmittelpunkt ins Reich der Mitte zu verlegen. Der "Kölner Stadt-Anzeiger" spekulierte darüber, Maeva sei ein Wechsel zu Olympique Marseille nach Frankreich oder zum Premier-League-Klub West Ham United deutlich lieber.

Rund um das Geißbockheim ist mit gewisser Irritation registriert worden, dass der Streit in der lange Zeit so harmonischen Partnerschaft derart eskalieren konnte. Modeste wurde immer ein großes Ego nachgesagt, doch unter dem Deckmantel seiner sportlichen Erfolge fiel er mit seinen Extravaganzen nicht besonders auf. Mit dem Gang zum Arbeitsgericht unterstrich er allerdings eindrucksvoll, dass es eine Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Domstadt bei aller Fantasie nicht mehr geben konnte.

Andererseits konnte es keineswegs im Interesse des Arbeitgebers sein, in einer öffentlichen Anhörung die sonst streng gehüteten Gehaltsmodalitäten offenlegen zu müssen. Modeste wollte im Rahmen eines einstweiligen Verfügungsverfahrens auf seine Wiederteilnahme am Trainingsbetrieb klagen und wollte juristisch legitimiert bekommen, ins Trainingslager der Geißböcke nach Österreich nachreisen zu dürfen - die erste Vorbereitungswoche endet am Freitag.

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Eine unappetitliche Auseinandersetzung für alle. Besonders für Köln kommt sie zur Unzeit. Der Verein hat sich zu Recht für eine solide Arbeit gefeiert und für die Krönung einer überragenden Spielzeit durch den Einzug in den Europokal. So hätte Manager Jörg Schmadtke gerne weitergemacht. Als ein neuerliches Angebot für Modeste aus China eintrudelte, waren alle in Köln begeistert, wer hätte damit gerechnet, dass Modeste die Kassen derart klingeln lassen würde. Über das Ende der Schlammschlacht werden sich jetzt alle freuen. Auch Modeste.

(gic)
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