Offener Brief an Fans Kölner Vorstand versucht vergeblich Wogen zu glätten

Köln · Der Vorstand des 1. FC Köln steht massiv in der Kritik. Viele sehen in dem Präsidium um Werner Spinner die Hauptverantwortlichen für die Krise. Nun hat sich die Vereinsführung mit einem offenen Brief an die Fans gewandt. Doch die Wut der Anhänger bleibt.

 Ein Bild aus erfolgreicheren Zeiten: Das Präsidium singt mit Geschäftsführer Alexander Wehrle (3.v.l.) im Stadion die Hymne.

Ein Bild aus erfolgreicheren Zeiten: Das Präsidium singt mit Geschäftsführer Alexander Wehrle (3.v.l.) im Stadion die Hymne.

Foto: dpa

Bei der frustrierenden 3:4 (3:1)-Niederlage der Kölner gegen den SC Freiburg gab es im Stadion laute "Vorstand raus"-Rufe. Köln steht mit nur drei Punkten abgeschlagen am Tabellenende, selbst die größten Optimisten glauben nicht mehr an den Klassenerhalt. Wenige Stunden nach dem Spiel veröffentlichte das Bundesliga-Schlusslicht einen Offenen Brief. Darin gestanden Präsident Werner Spinner und die Vize-Präsidenten Toni Schumacher und Markus Ritterbach eigene Fehler ein, stellten aber auch den geschiedenen Jörg Schmadtke (Sport-Geschäftsführer) und Peter Stöger (Trainer) kein gutes Zeugnis aus.

"Bei allen äußeren Faktoren, die zusammengekommen sind und die wir nicht beeinflussen können, müssen wir selbstkritisch eingestehen, dass ein großer Teil der schwierigen Lage selbstverschuldet ist", hieß es in dem Schreiben. Man habe "zu spät realisiert, dass das erfolgreiche Duo Jörg Schmadtke und Peter Stöger, das wir 2013 zum 1.
FC Köln geholt haben, nicht mehr funktioniert - mit allen Konsequenzen, die dies bis heute hat, von Transfer- und Kaderentscheidungen bis zur Zahl der Verletzungen. Wir hätten genauer hinschauen und früher eingreifen müssen."

Zuletzt hatte es vermehrt Berichte über Risse im Verhältnis zwischen Schmadtke und Stöger gegeben, aus denen die verkorkste Transferperiode im Sommer resultierte.

"Kritik ist gerechtfertigt"

Die Kölner Vereinsführung gab zuletzt in der Krise ein jämmerliches Bild ab. Schumacher äußerte sich in der Personalie Horst Heldt äußerst unglücklich, Spinner ging wochenlang auf Tauchstation. Zudem gerieten immer wieder Interna an die Öffentlichkeit. Ein Zustand, den man aus früheren Zeiten in Köln kennt, der aber der Vergangenheit anzugehören schien. Doch das klappte nur, solange der Erfolg da war.

Nach dem Ausscheiden von Schmadtke habe die Führung "intern die nötige Klarheit und Geschlossenheit vermissen und nach außen ein Bild entstehen lassen, das nicht zu dem 1. FC Köln passt, für den wir seit 2013 stehen", hieß es in dem Brief. "In der Krise haben wir nicht mehr so souverän agiert, wie es unser Anspruch ist. Das kreiden wir uns ganz persönlich an und wir bedauern es. Auch in der Mannschaft ist die Geschlossenheit in Teilen verloren gegangen." Insgesamt lautete das Urteil: "Unzulässige persönliche Diffamierungen einmal beiseite lassend, ist die aktuelle Kritik an unserer Amtsführung daher gerechtfertigt."

Die Kritik riss auch nach dem Offenen Brief nicht ab. Die Reaktionen in den Sozialen Netzwerken fielen fast ausnahmlos negativ aus. "Der Brief kommt zwei Monate zu spät und macht alles nur noch schlimmer. Wer soll dem Vorstand denn jetzt noch vertrauen?", schrieb ein Twitter-User. "Eigentlich ein smarter Move, aber der Seitenhieb auf das Duo Schmadtke-Stöger ist nicht wirklich nett oder professionell", meinte ein anderer. Der Großteil der Fans forderte - mal sachlich, mal mit derben Worten - den Rücktritt des Führungstrios.

Den lehnt der Vorstand jedoch ab. "In dieser Situation wäre es der einfachste Weg, davonzulaufen und den FC in einer schwierigen Lage anderen zu hinterlassen. Aber das werden wir nicht tun", schrieben Spinner und Co: "Wir stellen uns der Kritik und wir stellen uns der Verantwortung, die mit unserer einstimmigen Wahl bis 2019 verbunden ist."

Am Montag wurde in Köln der neue Sportchef Armin Veh präsentiert, in den die Verantwortlichen nun alle ihre Hoffnungen setzen. "Nach vier unglaublich erfolgreichen Jahren, die in unserer Bilanz stehen, sind wir tief gefallen. Wir werden gemeinsam wieder aufstehen. Und wir hoffen und wünschen uns, dass Ihr uns dabei unterstützt."

Bei Vehs Vorstellung beklagte sich Spinner über eine seiner Meinung nach ungerechte Behandlung in den Medien. "Es gab Berichte und Kommentare, die mich persönlich sehr diffamiert haben. Das finde ich unerträglich", sagte er.

(areh)
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