Kölner Stürmer trifft und trifft Überflieger Modeste denkt nur ans Team

Köln · Anthony Modeste ist das Gesicht des Kölner Höhenflugs, doch auch nach seinem Hattrick gegen den Hamburger SV steht beim FC noch immer Teamgedanke im Vordergrund. Das lebt auch Modeste vor.

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Simon Zoller beantwortete die Frage nach dem Urheberrecht auf das erste Tor großherzig: "Wenn Toni am Ende mit 35 Treffern die Torjägerkanone holt, gönne ich ihm das Ding natürlich." Offiziell wurde die Führung auch Anthony "Toni" Modeste zugeschrieben, der die Hereingabe von Zoller womöglich noch hauchzart touchierte. Die TV-Bilder gaben keinen endgültigen Aufschluss, legten aber eher den Schluss nahe, es sei Zollers Tor gewesen. "Ich glaube, ich habe ihn noch leicht berührt", sagte der Franzose. Somit war es der Auftakt zu einem lupenreinen Hattrick innerhalb von 26 Minuten. Modeste führt die Torschützenliste der Bundesliga nach dem 3:0 gegen den Hamburger SV mit elf Treffern in neun Spielen an. Noch wichtiger für Modeste ist aber nach eigener Aussage: Seine Tore sind der Hauptgrund für den Höhenflug des 1. FC Köln, der sich nun in der Spitzengruppe etabliert hat.

Viel sprechen wollte der Held des Abends nicht. Das übernahmen andere. Geschäftsführer Jörg Schmadtke sagte in der ihm eigenen Art: "Es gibt so Phasen, da treffen die Stürmer alles — bis auf die einfachen Dinger wie einen Elfmeter."

Dass Modeste sich von seinem Fehlschuss beim Stand von 0:0 nicht irritieren ließ, spricht für sein gewachsenes Selbstvertrauen. In der vergangenen Saison hatte der 28-Jährige eine Phase mit acht Spielen ohne Torerfolg zu überstehen, wirkte stark verunsichert. "Auch er hat noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht", erklärte Trainer Peter Stöger.

Modeste präsentiert sich in dieser Saison als nahezu kompletter Stürmer. Seine 1,87 Meter samt wuchtigem Körperbau helfen ihm dabei, Bälle mit dem Rücken zum Tor abzuschirmen - vorne festzumachen wie es in der neumodischen Fußballersprache heißt. Daneben verfügt er über eine unfassbare Athletik. Bestes Beispiel: Das Kung-Fu-Tor zum 1:1 beim Rekordmeister Bayern München. Seine Sprungkraft ist enorm, trotz seiner Körpergröße ist er wendig und schnell. Und er ist vielseitig im Abschluss. Gegen Hamburg und im Pokal gegen Hoffenheim erzielte Modeste in der vergangenen Woche vier Treffer: Ein Abstauber, ein Kopfball, ein Alleingang mit Abschluss durch die Beine des Torhüters und eben der Treffer mit der hauchzarten Verlängerung ins lange Eck.

Gab es dafür Sonderlob vom Trainer? "Nein", sagte Stöger. "Aber wir sind schon froh, ihn zu haben." Tätschelei braucht es laut Stöger derzeit nicht. "Wenn ein Stürmer solch einen Lauf hat, lässt man ihn am besten in Ruhe. Dann ist er ohnehin mit sich und der Welt zufrieden. Ich nehme ihn wieder beiseite und gebe ihm Unterstützung, wenn es mal wieder nicht so laufen sollte", sagte der Coach.

Dabei war lange nicht klar, ob Modeste in dieser Saison überhaupt für den FC auflaufen würde. Eigentlich stand nur die Frage im Raum, wohin der ehemalige Hoffenheimer denn wechseln würde. Doch Modeste blieb, verlängerte Anfang Juli überraschend seinen Vertrag in der Domstadt bis 2021. Die Verantwortlichen haben ihm aufgezeigt, wie er auch in Köln in absehbarer Zukunft auf der europäischen Bühne stehen kann. Modeste betont stets, dass das Vertrauen, das ihm vom Team und Trainer Stöger entgegengebracht werde, entscheidend war für seinen Verbleib. Nun zahlt er es zurück.

Als Teil einer völlig intakten Truppe. Nach seinem entscheidenden Tor im Pokalspiel gegen Hoffenheim hielt Modeste das Trikot von Leonardo Bittencourt in die Kameras. Der 22-Jährige hatte sich zum zweiten Mal in kürzester Zeit verletzt. Sie werden in Köln nicht müde zu betonen, dass dieser Teamgeist der Schlüssel für ihre bisherige Erfolgsgeschichte ist. Die Großherzigkeit Zollers passt da optimal ins Bild.

(erer)
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