1. FC Köln in der Krise Stöger denkt nicht an Rücktritt - Fans sauer auf Schmadtke

Düsseldorf · Nach der 0:1-Niederlage bei Bate Borissow hat Peter Stöger einen Rücktritt als Trainer des 1. FC Köln erneut kategorisch ausgeschlossen. Die Luft für den Österreicher wird dünner, doch im Zentrum der Kritik der Fans steht ein anderer.

Peter Stöger und Jörg Schmadtke in Borissow.

Peter Stöger und Jörg Schmadtke in Borissow.

Foto: dpa, fg kno

Die Krise des 1. FC Köln nimmt kein Ende. Am Donnerstagabend holte sich der Bundesligist in der Europa League die zehnte Niederlage im zwölften Pflichtspiel der Saison ab. Nach dem 0:1 bei Bate Borissow stehen die Kölner in Europa mit null Punkten da, in der Bundesliga steht ein einziger Zähler zu Buche. Was sich schon durch die gesamte Saison zieht, wiederholte sich auch in Weißrussland: Köln ackerte, hatte deutlich mehr Ballbesitz als der Gegner und gab mehr Torschüsse ab, doch hochkarätige Torchancen, geschweige denn Tore sprangen nicht heraus. Stattdessen wurde wieder einmal ein Fehler im Defensivverhalten gnadenlos bestraft — und bei den Kölner Fans kippte die Stimmung.

"Wir haben die Schnauze voll" und "Wir wollen euch kämpfen sehen" skandierten die mitgereisten Anhänger, die ihr Team zuvor wie schon in der gesamten Saison lauthals unterstützt hatten. Der Kölner Trainer zeigte Verständnis für den Frust der Anhänger, war mit dem Inhalt der Kritik aber nicht einverstanden. "Dass man Unmut zeigt, verstehe ich. Dass man der Mannschaft vorwirft, dass sie nicht gekämpft hat, verstehe ich weniger", sagte Stöger nach dem Spiel.

Ihn persönlich traf die direkte Wut der Anhänger noch nicht. Im Zentrum der Kritik steht seit Wochen Sportchef Jörg Schmadtke, dessen Transferpolitik im Sommer viele als Ursprung der Misere sehen. Er hatte im Sommer nach dem 35-Millionen-Verkauf von Torjäger Anthony Modeste eine Menge Geld zur Verfügung. Doch die Zugänge wie der Stürmer Jhon Córdoba enttäuschten bislang, Schwachstellen im Kader wurden nicht ausgebessert. In Borissow waren erstmals "Schmadtke raus"-Sprechchöre zu hören.

Stöger kann Pfiffe gegen Schmadtke nicht nachvollziehen

Stöger hat kein Verständnis für die "Schmadtke-raus"-Rufe. "Er ist jetzt im fünften Jahr hier. Man muss mal sehen, wo der Verein damals stand und wo er heute steht. Deshalb kann ich die Pfiffe nicht nachvollziehen", sagte der FC-Coach.

Doch auch Stöger wirkt zunehmend ratlos. Das Spiel verfolgte er für ihn untypisch meist sitzend. Danach musste er erneut eine Niederlage erklären. "Es ist bitter. Wir haben den ein oder anderen Fehler zu viel gemacht", sagte er. "Die Jungs haben es versucht. Wir waren aber nicht klar genug in unseren Aktionen nach vorne."

Seit Wochen nimmt der Österreicher seine "Jungs" in Schutz, spricht ihnen Mut zu, tröstet sie. Dass das Tischtuch zwischen Trainer und Mannschaft alles andere als zerschnitten ist, war auch in Borissow zu sehen. Doch in Köln muss man sich ob der beispiellosen Ergebniskrise und den fehlenden Mitteln in der Offensive fragen, wie lange das gute Verhältnis als Arbeitsgrundlage noch reicht. Andererseits ist schwer abzuschätzen, ob die völlig verunsicherte Mannschaft bei einem Rauswurf von Stöger nicht komplett auseinanderfallen würde.

"Ich bin kein Sesselkleber"

Einen Rücktritt schloss Stöger wie schon vor einigen Wochen erneut kategorisch aus. "Für mich wäre es der allerfalscheste Zugang, zu sagen: Ich verpisse mich jetzt", sagte der Österreicher. "Ich bin kein Sesselkleber. Wenn einer eine bessere Idee hat, dann müssen wir das andiskutieren. Aber über allem, das können Sie mir glauben, steht immer der FC. Ich werde nicht davonlaufen, habe ich auch gar keine Lust zu, dafür arbeite ich viel zu gern mit den Jungs zusammen."

Am Sonntag empfängt Köln in der Bundesliga Werder Bremen. Die Hanseaten stehen mit vier Punkten kaum besser da als der FC, Bruno Labbadia wurde bereits als Nachfolger von Alexander Nouri gehandelt. In Köln ist man noch nicht so weit, dass die Namen anderer Trainer durch die Presse geistern. Sollte Köln aber auch das Spiel gegen Bremen nicht gewinnen, wird die Trainerdiskussion entbrennen. "Wir brauchen Erfolgserlebnisse. Es wird mal Zeit, dass wir ein Zeichen setzen", sagte Stöger. Auch für ihn wird es Zeit.

(areh)
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