1.FC Köln "Eierkopp ist beileibe kein Schimpfwort"

Düsseldorf · Weil er den Schiedsrichter "Eierkopp" genannt hatte, wurde FC-Manager Jörg Schmadtke beim Spiel gegen Werder Bremen auf die Tribüne verwiesen. Aber ist "Eierkopp" überhaupt eine Beleidigung im Rheinland? Wir haben bei Fachleuten wie Jürgen Becker und Konrad Beikircher nachgefragt.

"Hartgekochter Witz": Jörg Schmadtke, Manager des 1. FC Köln.

"Hartgekochter Witz": Jörg Schmadtke, Manager des 1. FC Köln.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Als die zweite Hälfte der Bundesliga-Partie zwischen Werder Bremen und dem 1. FC Köln angepfiffen wurde, musste Schmadtke von der Trainerbank auf die Pressetribüne wechseln. "Ich habe den Schiedsrichter Eierkopp genannt", gab Schmadtke später zu. Aber: "Im Rheinland, wo ich herkomme, ist das keine Beleidigung." Das sah der Schiedsrichter aus dem niederrheinischen Kerken offenbar anders.

Aber was sagen Kenner der Materie dazu? Wir haben bei den spracherprobten rheinischen Kabarettisten Jürgen Becker und Konrad Beikircher nachgefragt.

Hier die schriftliche Stellungnahme Beckers:

"Da ich den Schiedsrichter nicht vor Augen habe, gibt es zwei Möglichkeiten. Trägt er eine Glatze, nimmt die Bezeichnung "Eierkopf" unvermeidlich Bezug auf seine Körperlichkeit, für die er nichts kann. Da Männer empfindlich sind, besteht hier immer eine offene Flanke zur Beleidigung. Hat er aber halbwegs volles Haar, nimmt die Bezeichnung "Eierkopf" Bezug auf seine Tätigkeit als Schiedsrichter und damit Handlungen, die er selbst beeinflussen kann. Hier ist "Eierkopf" eine Äußerung, die humorvoll auf verringertes Denkvermögen in der betreffenden Situation anspielt.

Herr Schmadtke könnte noch präzisieren, ob es sich um ein hart oder weich gekochtes Ei handelt. In jedem Fall muss man Schmadtkes Bemühen anerkennen, auf das angebliche Fehlverhalten des Schiedsrichters mit Witz zu reagieren, wenn auch, wie in Köln üblich, mit einem sehr alten, um nicht zu sagen "hartgekochten". Dennoch bleibt anzumerken, dass es sich im Rheinland bei einem persönlichen Witz stets um umgekehrte Zuwendung handelt."

Und hier die Anmerkungen Beikirchers:

"Eierkopp ist beileibe kein Schimpfwort, ganz im Gegenteil: Eierkopp ist die leicht ironische Bezeichnung für einen Intellektuellen, einen Wissenschaftler, einen Uni-Prof, ganz korrekt: Eierkopp ist die Bezeichnung für einen Überintellektuellen, einen, der das Leben gar nicht mehr sieht vor lauter Wissen, ein Eierkopp eben…

Ich glaube, es ist aus dem Amerikanischen übersetzt worden in der Eisenhower-Ära: egghead, die etwas verächtliche Bezeichnung der Militärs für die Wissenschaftler… Also: nit jeck maache losse!"

(isr/top)
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