DFB ermittelt wegen Anfeindungen gegen Orban "Neue Dimension der Geschmacklosigkeit"

Nach der verpassten Vorentscheidung im Kampf um den Aufstieg war Trainer Ralf Rangnick von RB Leipzig richtig sauer - allerdings nicht wegen des Remis auf dem Betzenberg.

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Kaiserslautern - Leipzig

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Foto: dpa, ua fdt

Obwohl Ralf Rangnick minutenlang durch das nasskalte Fritz-Walter-Wetter gestapft war, lief der Trainer von RB Leipzig auch weit nach Abpfiff noch richtig heiß. "Das war eine neue Dimension der Geschmacklosigkeit, die ich noch nicht erlebt habe", wetterte der Coach des Zweitligisten nach dem 1:1 (0:0) beim 1. FC Kaiserslautern.

Mit der verpassten Vorentscheidung im Kampf um den Bundesliga-Aufstieg hatte der Ärger Rangnicks nichts zu tun. Auch die Fehler des Schiedsrichter-Gespanns machten dem 57-Jährigen zu diesem Zeitpunkt kaum noch zu schaffen. Der Trainer geißelte viel mehr die Anfeindungen der Pfälzer Fans gegen seinen Innenverteidiger Willi Orban. Dem früheren FCK-Kapitän schlug bei seiner erstmaligen Rückkehr auf den Betzenberg der blanke Hass entgegen. Das Plakat mit dem Konterfei des gebürtigen Lauterers im Fadenkreuz hat ein Nachspiel, der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bund (DFB) wird Ermittlungen aufnehmen.

"Der Spieler hat hier seit seinem fünften Lebensjahr 18 Jahre lang für diesen Verein die Knochen hingehalten. Wenn das dann der Dank dafür ist, fällt mir dazu nichts mehr ein", äußerte Rangnick, der als Trainer von 1899 Hoffenheim vor acht Jahren einen ähnlichen Vorfall mit Dietmar Hopp im Fadenkreuz von Dortmunder Fans erlebt hat.

Die Führung des 1. FC Kaiserslautern verurteilte das Verhaltenen der eigenen Fans beim am Dienstag scharf. "Der FCK distanziert sich in aller Deutlichkeit von jeglichen Transparenten, auf denen Personen beleidigt, herabgewürdigt oder auf irgendeine Art und Weise diffamiert werden und möchte sich bei den betroffenen Personen in aller Form entschuldigen", teilten die Pfälzer mit.

Der Verein werde den Fans nicht vorschreiben, welche Spieler und Klubs sie mögen oder nicht mögen dürfen. "Wenn das Recht auf freie Meinungsäußerung allerdings missbraucht wird, um Personen auf respekt- und geschmacklose Art und Weise zu beschimpfen, dann können wir das nicht mehr tolerieren. Wir werden die Vorfälle intensiv aufarbeiten", erklärte FCK-Vorstandschef Thomas Gries.

Dass es am Ende Orban war, der Leipzig den Sieg kostete, passte ins Bild. Nachdem der Tabellenzweite das Spiel vor 27.332 Zuschauern eine Stunde lang bestimmt hatte und durch das Tor des Schweden Emil Forsberg (56.) in Führung gegangen war, spielten die Nerven des 23-Jährigen nicht mehr mit. Orban sah nach wiederholtem Foulspiel die Gelb-Rote Karte (63.), die Partie kippte.

"Es war mir bewusst, dass solche Reaktionen vom Publikum kommen würden. Ich habe versucht, das zu ignorieren und mich auf meine Leistung zu konzentrieren", sagte Orban hinterher: "Die Gelb-Rote Karte war natürlich ärgerlich und überflüssig."

Für Rangnick war die Szene "der Knackpunkt" im Spiel. "Gelb-Rot für die zwei Szenen ist starker Tobak. In Gleichzahl hätten wir auf jeden Fall gewonnen", äußerte der Trainer und Sportchef, dessen Klub drei Spieltage vor dem Saisonende nur noch vier Punkte vor dem drittplatzierten 1. FC Nürnberg liegt.

Verantwortlich für den geschmolzenen Vorsprung war auch das Team um Fifa-Referee Bastian Dankert (Rostock). Schließlich hätte der Lauterer Markus Karl schon in der ersten Hälfte mit Gelb-Rot vom Platz fliegen müssen. Dann übersah das Gespann auch noch, dass das Ausgleichstor durch Kacper Przybylko (83.) irregulär war. Die Standpauke erhielt Dankert direkt nach Schlusspfiff von Rangnick: "Ich habe ihm zwei Dinge gesagt: Er hat mit zweierlei Maß gemessen und das 1:1 war Abseits."

Trotz seines Ärgers ließ Rangnick keine Zweifel am Aufstieg aufkommen: "Wir lassen uns nicht nervös machen. Wir haben alles selbst in der Hand." Das gilt wohl auch für die Besetzung des Trainerpostens. Ob Ralph Hasenhüttl (derzeit FC Ingolstadt) ab der kommenden Saison auf der Bank sitzen wird, ließ Rangnick bei Sky und Sport1 aber offen. "Wir werden einen Trainer präsentieren, wenn feststeht, in welcher Liga wir spielen."

Hasenhüttl (48) hat Ingolstadt am Dienstag offiziell um die Freigabe zum Ende der laufenden Saison gebeten. Der Vertrag des Österreichers bei den Schanzern läuft noch bis 2017. "Er hat uns ebenfalls informiert, dass ein Verein auf uns mit einem entsprechenden Angebot zukommen wird", sagte Sportdirektor Thomas Linke.

(seeg/sid/dpa)
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