Pfälzer weisen TV-Bericht zurück Kaiserslautern soll 2008 Insolvenz verschleiert haben

Kaiserslautern · Im deutschen Profifußball zittert der 1. FC Kaiserslautern seit Jahren vor dem Absturz in die Bedeutungslosigkeit. Die "Festung" Betzenberg wird inzwischen von jedem x-Beliebigen erobert. Und jetzt muss sich der einst so ruhmreiche Traditionsklub auch noch mit schwerwiegenden Vorwürfen beschäftigen, die für noch mehr negative Schlagzeilen sorgen.

 Schwere Vorwürfe gegen den 1. FC Kaiserslautern.

Schwere Vorwürfe gegen den 1. FC Kaiserslautern.

Foto: dpa, ua tmk hak

Es geht um eine angeblich verschleierte Insolvenz, die im Jahr 2008 zum Zwangsabstieg der Pfälzer aus der 2. Bundesliga hätte führen können. Darüber berichtete das RTL-Nachtjournal. Von Februar bis Juni 2008 sei demnach die monatliche Miete für das Fritz-Walter-Stadion nicht bezahlt worden (insgesamt rund 1,6 Millionen Euro), was eine Zahlungsunfähigkeit beweisen würde.

Der viermalige Meister und zweimalige Pokalsieger wies die Vorwürfe am Freitag aufs Schärfste zurück - und der Klub bekam Beistand von der Deutschen Fußball Liga (DFL) und der Stadt Kaiserslautern, der die WM-Arena auf dem Betzenberg gehört.

"Auch im genannten Zeitraum hat der 1. FC Kaiserslautern sämtliche von der DFL vorgegebenen Kriterien und somit - auf Basis der eingereichten Unterlagen - alle Anforderungen für eine Lizenzerteilung erfüllt", teilte die DFL mit. Es habe keine Verstöße gegen die Lizenzierungsordnung gegeben, die DFL sehe sich "nicht zu einer Prüfung irgendwelcher Vorgänge veranlasst".

Lauterns Vorstandsvorsitzender Thomas Gries betonte: "Wir sehen keinerlei Hinweise auf damalige Vorgänge, die den Vorwurf einer Insolvenz rechtfertigen". Es gebe "keine Anhaltspunkte für eine Zahlungsunfähigkeit, und wir gehen davon aus, dass sich dieser Sachverhalt auch deutlich aufzeigen lässt", sagte Gries.

Die Stadt bestätigte derweil, dass der FCK von Februar bis Juni 2008 "keine Pacht entrichtet und dafür mehrmals förmlich gemahnt wurde". Allerdings war dem Klub bereits 2007 eine Pachtzinsreduzierung für ein Jahr in Höhe von 1,4 Millionen Euro gewährt worden. Auch in den folgenden drei Spielzeiten habe es Nachlässe gegeben - insgesamt 5,3 Millionen Euro, die über Besserungsscheine abgesichert wurden.

"Wir möchten in diesem Zusammenhang nochmals darauf hinweisen, dass in der aktuell schwierigen Situation des Vereins das Wohl des FCK über allen persönlichen Interessen stehen muss", sagte Gries, der ebenfalls am Freitag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über die "verscherbelte Zukunft" der Roten Teufel lesen konnte. Das Machtgefüge mit den vielen persönlichen Interessen in der Pfalz ist kompliziert.

Die "FAZ" berichtete von Misswirtschaft unter dem damaligen Vereinsvorstand Stefan Kuntz, inzwischen Trainer der U21-Nationalmannschaft. Im Kern gehe es um eine Anleihe in Höhe von sechs Millionen Euro aus dem Jahr 2013, die zumindest nicht wie geplant für den Ausbau des Leistungszentrums verwendet worden sei.

Kuntz wies die Vorwürfe zurück und gab an, "zu jeder Zeit seriös und gewissenhaft gewirtschaftet" zu haben. Der Klub rechnet laut "FAZ" mit einem Jahresfehlbetrag von 2,6 Millionen Euro. Die Schulden wachsen.

Über Geld sprach auch Helmut Spahn, Präsident der inzwischen viertklassigen Offenbacher Kickers, die - wäre Kaiserslautern damals abgestiegen - vor acht Jahren in der 2. Liga geblieben wären. "Nehmen wir an, es würde sich alles so bestätigen, dann müsste man natürlich eine Summe, einen Schadenersatz versuchen zu eruieren", sagte er bei Sky Sport News HD: "Das wird sicherlich ein Stück weit schwierig sein. Alles Weitere muss man mit dem Verband und den Juristen besprechen."

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort