Deutscher peilt den Formel-1-Titel an Vettel — der Autogrammjäger will es wissen

Manama (RP). Sebastian Vettel wurde in der vergangenen Saison Vizeweltmeister. Diesmal will der Heppenheimer Formel-1-Pilot nur einen Platz besser abschneiden. Dann läge er auch vor Altmeister Michael Schumacher. Von dem holte er sich einst auf der Kartbahn in Kerpen Autogramme.

Formel 1: Sebastian Vettel – der viermalige Weltmeister tritt zurück
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Das ist Sebastian Vettel

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Foto: dpa/Chris Putnam

Vor einem Jahr hatte es ihm "Kate's dirty sister" angetan. Diesmal gehört "Liz" die volle Aufmerksamkeit. Dabei will Sebastian Vettel in diesem Jahr die Formel-1-WM gewinnen. Doch die Gefahr, dass der 22-Jährige die Konzentration auf den Sport verlieren könnte, besteht nicht.

Im Gegenteil: "Liz", die den Zusatz "luscious" (knackig oder süß) bekam, und "Kate" sind Namen, die der Red-Bull-Pilot seinen Autos gegeben hat. Vor einem Jahr beim WM-Auftakt in Melbourne musste die Fahrerkabine seines Rennwagens nach dem Unfall mit Robert Kubica ausgetauscht werden, so dass deren "aggressivere und noch schnellere" (Vettels "dirty"-Interpretation) Schwester ran musste.

Druck erzeugt Diamanten

Vettel betont immer wieder, was das Wichtigste für ihn ist: Rennfahren. Und das beherrscht er. Seit er im Sommer 2007 für den verunglückten BMW-Sauber-Fahrer Robert Kubica in Indianapolis einsprang und Rang acht belegte, führt der Weg des Heppenheimers nur in eine Richtung — nach oben. In der vergangenen Saison verhinderten noch einige Fehler, aber auch das nicht zuverlässige Auto mehr als Platz zwei im Endklassement nach hartem Kampf mit Jenson Button. Druck, sagt man, erzeugt Diamanten, aber auch Staub.

Vettel mag den Druck, das Sich-ständig-beweisen-Müssen, die Suche nach dem Limit, die Duelle mit Rivalen. Christian Horner, Teamchef bei Red Bull, ist überzeugt, dass der 22-Jährige alles besitzt, was einen Champion ausmacht. "Er ist ein sehr intelligenter Fahrer, überaus talentiert, mit einer tollen Arbeitseinstellung, großer Leidenschaft und extremer Konzentrationsfähigkeit, er kann den Technikern wichtige Informationen liefern. Ganz wichtig aber: Er ist ein netter Bursche, den der Erfolg nicht verändert hat, und er hat Humor", so charakterisiert der Engländer seinen Hoffnungsträger.

Ein netter Bursche ist Vettel. Auch das ist ihm sehr wichtig, "dieselbe Person zu bleiben, die ich schon immer war". Als die Sonne den Bahrain International Circuit gestern brutal aufheizte, plauderte der Rennfahrer in knielanger Hose, Team-Shirt, Turnschuhen, lässig gegen einen Gabelstapler gelegt, die zu Dutzenden das Material der zwölf Rennställe an den gewünschten Ort bringen, im Schatten der Bäume mit Teammitgliedern. Nie zu vergessen, woher man kommt, das ist seine Einstellung.

Autogrammjäger bei Schumi

Wenn ihn Fans um ein Autogramm bitten, dann entdeckt der Heppenheimer oft sich selbst. Er besitzt noch Fotos, die er dem großen Michael Schumacher einst auf der Kartbahn in Kerpen hingehalten hatte und mit dessen Unterschrift veredelt wurden. Am Sonntag (13 Uhr MEZ/Live-Ticker) sind die beiden populärsten deutschen Formel-1-Fahrer erstmals Rivalen. Den Vergleich, er sei ein "Mini- oder Baby-Schumi", mag Vettel nicht. Er ist jetzt schon, in seinem dritten Jahr, ein echter Kronprinz, ein toller Botschafter für die Formel 1.

Bei aller Wertschätzung für Schumacher ist für Vettel der 41 Jahre alte Kerpener ab Samstag, wenn im Qualifying die Startaufstellung für den WM-Auftakt ermittelt wird, nur ein Gegner, der besiegt werden muss. "Ich werde sicherlich nicht rechts ranfahren und ihn vorbeilassen", formuliert Vettel die Kampfansage. "Man muss alles dem Erfolg unterordnen", betont der Vizeweltmeister. Ihm hat es nie genügt, nur dabei zu sein. Er will immer der Beste sein.

Auch in der Formel 1. Und das möglichst schon in diesem Jahr.

(RP)
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