"Silly Season" in der Formel 1 Bleibt Räikkönen oder erhält Vettel neuen Kollegen?

Die Monate Juli und August gelten in der Formel 1 als "silly Season". In der Zeit haben Spekulationen über Cockpitwechsel und Vertragsverlängerungen Hochkonjunktur. Dieses Jahr stehen Kimi Räikkönen und Ferrari im Mittelpunkt.

Formel 1: Kimi Räikkönen im Porträt
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Das ist Kimi Räikkönen

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Foto: dpa, da ss

Vor der Sommerpause kommt das Fahrerkarussell in der Formel 1 so langsam in Schwung. Alles dreht sich um die Frage: Darf Kimi Räikkönen auch in der kommenden Saison bei Ferrari bleiben oder bekommt Sebastian Vettel einen neuen Teamkollegen? Kandidaten gibt es reichlich: den Williams-Piloten Valtteri Bottas, Daniel Ricciardo, der den vierfachen Weltmeister in der vergangenen Saison bei Red Bull übertrumpfte, oder Nico Hülkenberg, der schon einmal knapp ein Cockpit bei der Scuderia verpasste.

"Das ist nicht meine Entscheidung", sagte Vettel vor dem Großen Preis von Ungarn zu dieser Top-Personalie. "Aber es ist kein Geheimnis, dass ich gut mit Kimi auskomme. Und wenn ich in die Boxengasse gehe, bin ich mir nicht sicher, dass es viele bessere Fahrer gibt."

Klar ist, dass Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene mit Räikkönens Leistungen unzufrieden ist. Der Finne holte vor Ungarn als Zweiter in Bahrain nur einen Podestplatz und verschenkte in einigen Rennen bessere Platzierungen durch leichtfertige Fehler. Arrivabene machte Räikkönen deshalb schon mehrfach gewaltig Druck. "Ich war nicht so gut, wie ich das gerne gewesen wäre. Aber es war nicht so ein Desaster wie letzte Jahr", rechtfertigte sich der Champion von 2007.

Sebastian Vettel bejubelt seinen zweiten Sieg im Ferrari
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Vettel bejubelt seinen zweiten Sieg im Ferrari

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Foto: afp, iw

Generell geht Räikkönen cool mit seiner ungewissen Zukunft um und bestätigt damit sein Image als "Iceman". "Wenn das Team seine Entscheidung fällt, werde ich es als Erster erfahren und muss deshalb nicht die Zeitung lesen", sagte er dem finnischen Blatt "Turun Sanomat". Vor kurzem hatte der 35 Jahre alte Familienvater lapidar versichert, er könne sich auch ein Leben als "Hausmann" vorstellen.

Vettel ist trotz der Coolness seines Kumpels davon überzeugt, dass diesen die ständigen Diskussionen über potenzielle Nachfolger beschäftigen. "Er ist auch nur ein Mensch", sagte der Heppenheimer.
"Aber ich glaube, Kimi ist gut darin, das auszublenden und sich auf das zu konzentrieren, was wichtig ist."

Angeblich endet die Ferrari-Option auf eine Vertragsverlängerung mit seinem bis dato letzten Champion Raikkönen zum 31. Juli. Aber solche Abmachungen lassen sich bei Bedarf beliebig modifizieren. Beim ehemaligen Ferrari-Piloten Felipe Massa wurde die Frist zweimal verlängert, ehe ein neuer Kontrakt vereinbart wurde.

Sebastian Vettel gewinnt Großen Preis von Ungarn 2015
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Großer Preis von Ungarn: das Rennen

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Schließlich ist die Vergabe des begehrtesten Cockpits in der Königsklasse - beim erneut dominierenden Weltmeisterteam Mercedes sind Lewis Hamilton und Nico Rosberg fix - auch ein großes Pokerspiel. Für Ferrari geht es nicht nur darum, den bestmöglichen Fahrer zu verpflichten. Es geht auch darum, optimale Vertragsbedingungen herauszuschlagen und das horrend hohe Gehalt sowie mögliche Ablösesummen möglichst zu drücken.

Williams soll für eine vorzeitige Bottas-Freigabe angeblich 18 Millionen Euro verlangen. Unabhängig davon, ob diese Fabelzahl stimmt, dürfte der noch bis 2016 gebundene Finne sicher nicht umsonst zu Ferrari. Bottas deutete an, dass er gerne wechseln würde: "Ich habe noch keine Bestätigung dafür, ob ich bei Williams bleibe oder nicht."

Hülkenberg stand schon im Vorjahr vor dem Sprung zur Scuderia, ehe diese sich dafür entschied, Räikkönen zurückzuholen. Vor einer Woche bekundete der Force-India-Pilot aus Emmerich im ZDF erneut sein großes Interesse: "Bei Ferrari sagt kein Fahrer nein. Ich habe an die Tür geklopft."

Ricciardo drohte trotz eines gültigen Vertrags mit seinem vorzeitigen Abschied: "Ich bleibe keine weitere Saison mit dem aktuellen Renault-Motor." Der Australier hat mit seinen drei Siegen im Vorjahr - die 16 anderen gingen an die Silberpfeile - seinen Marktwert gewaltig gesteigert.

Aber vielleicht bleibt auch alles beim Alten: Bei Ferrari hat Räikkonen jedenfalls nicht nur Vettel als Fürsprecher. "Bezüglich der Geschwindigkeit gibt es keinen Unterschied zwischen Kimi und Sebastian", urteilte Technik-Chef James Allison.

(dpa)
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