"Zerstörerische Regeländerungen" Vettel und Co. machen ihrem Ärger Luft

Die Formel-1-Piloten haben offenkundig das Vertrauen in die Machthaber der Motorsport-Königsklasse verloren. Nach der Qualifying-Blamage von Australien drängen die Fahrer öffentlich auf massive Umstrukturierungen und mehr Mitsprache.

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Foto: dpa, ss bjw

Mit der Qualifying-Farce von Australien war das Maß endgültig voll: Die Formel-1-Piloten um Sebastian Vettel und Weltmeister Lewis Hamilton sehen ihre Rennserie spätestens nach dem Melbourne-Desaster vor die Hunde gehen und proben den Aufstand gegen die Mächtigen um Zampano Bernie Ecclestone. In einem offenen Brief forderte die Fahrergewerkschaft GPDA am Mittwoch die Entscheidungsträger in der Motorsportkönigsklasse zu radikalen Reformen und mehr Mitsprache auf. Es wird deutlicher denn je: Das Vertrauen der Fahrer in die Instanzen ist aufgebraucht.

"Wir haben den Eindruck, dass einige Regeländerungen - ob sie sportlicher oder technischer Natur beziehungsweise geschäftlich begründet sind -, zerstörerischen Einfluss auf die Formel 1 haben. Sie gehen die wirklichen Probleme unseres Sports nicht an und setzen den langfristigen Erfolg der Serie aufs Spiel", hieß es im Statement der GDPA unter dem Vorsitz von Ex-Pilot Alexander Wurz und den Sprechern Vettel (Ferrari) und Jenson Button (McLaren).

Die Fahrer ersuchten die Verantwortlichen darin dringend, "ihre Führungsstruktur zu überdenken." Sie seien auch angesichts des weltweit schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes und eines veränderten Konsumentenverhalten zu dem Schluss gekommen, "dass der Prozess der Entscheidungsfindung in diesem Sport überholt und schlecht strukturiert ist und damit Fortschritte verhindert." Dies rücke "unseren Sport" in ein schlechtes Licht.

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Die zukünftige Ausrichtung der Formel 1 und alle Entscheidungen sollten einem klaren Gesamtkonzept folgen. "Ein solches Konzept sollte die Grundsätze und Werte der Formel 1 berücksichtigen", hieß es weiter: "Wir müssen sicherstellen, dass die Formel 1 ein Sport bleibt, bei dem die besten Fahrer in den außergewöhnlichsten Maschinen auf den coolsten Rennstrecken eng gegeneinander kämpfen."

Zuletzt hatte unter anderem Weltmeister Lewis Hamilton lautstark kritisiert, dass die Entscheidungsorgane in der Motorsport-Königsklasse, bestehend aus der Strategiegruppe, der Formel-1-Kommission und dem Motorsportweltrat folgenreiche Regeländerungen beschlössen, ohne die Fahrer ins Boot zu holen. "Wir Piloten wissen aber am besten, was funktioniert und was nicht", hatte der Mercedes-Pilot erklärt.

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Foto: qvist /Shutterstock.com/Retusche RPO

Streitpunkte zwischen den Fahrern und den Machern gibt es viele: Neben dem Qualifying-Format scheiden sich die Geister auch an Sicherheitsfragen wie dem Halo-System, den vermeintlich zu schwachen Sound der Motoren oder dem Design der Boliden.

Das Qualifying-Format im Stile des Spiels "Reise nach Jerusalem" wurde wegen mangelhafter Resonanz bei Fans, Teams und Fahrern nach dem Versuch in Melbourne bereits wieder abgeschafft. Ab dem zweiten Saisonlauf in Bahrain (3. April) wird die Startreihenfolge für das Rennen wieder nach dem alten Modus mit drei Qualifying-Abschnitten, nach deren Ende jeweils mehrere Fahrer ausscheiden, ermittelt.

(sid)
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