Formel-1-WM in Budapest Schönheitsoperation bei BMW-Williams

Budapest (rpo). BMW-Williams hat die kurze Sommerpause für eine umfangreiche Schönheitsoperation genutzt: Das weiß-blaue Team präsentiert ein Auto mit einer neuen Nase und zwei neue Fahrer für die nächste Saison.

BMW-Williams hat aber auch für viel Zank hinter den Kulissen gesorgt, weil Konkurrent BAR die Rückkehr des Engländers Jenson Button zu den Weiß-Blauen für illegal hält und auf einen eigenen gültigen Vertrag pocht.

BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen lässt das Theater um Button allerdings kalt. "Ich gehe davon aus, dass Jenson Button ab 2005 für BMW-Williams fahren wird", erklärte Theissen vor dem Großen Preis von Ungarn in Budapest (Sonntag, 14.00 Uhr/live bei Premiere und RTL) dem Sport-Informations-Dienst (sid). Neben Button hat Teamchef Frank Williams den Australier Mark Webber (Jaguar) für 2005 verpflichtet und damit die Nachfolge der scheidenden Ralf Schumacher (zu Toyota) und Juan Pablo Montoya (McLaren-Mercedes) geregelt.

BAR-Chef David Richards pocht darauf, dass er eine Option auf Button gezogen hat und den Vertrag damit für die Saison 2005 verlängert hat. Laut Informationen der Bild-Zeitung am 21. Juli und damit zwei Tage zu früh. Denn erst am 23. Juli wurde vor dem Großen Preis von Deutschland in Hockenheim die weitere Zusammenarbeit zwischen BAR und Motorenpartner Honda verkündet, laut einer angeblichen Klausel in Buttons Vertrag eine Voraussetzung für die Verlängerung des Kontraktes.

Auch wenn Formel-1-Boss Bernie Ecclestone bereits öffentlich Buttons Absicht kritisierte, diesen Formfehler zu nutzen und von einer "moralischen Verpflichtung" gegenüber BAR sprach, ist Williams laut eines Team-Statements der Meinung, dass BAR "einige Optionsklauseln im Vertrag mit Button nicht korrekt ausgeübt hat, der Vertrag deshalb ausläuft und der von Williams gültig ist". Möglicherweise wird der Streit um Button aber auch anders beendet - mit einer Ablösezahlung in Millionenhöhe.

Viel Geld für erneuten Umbau

Viel Geld hat auch der erneute Umbau des FW26 gekostet, nachdem sich die von Aerodynamikerin Antonia Terzi entworfene ungewöhnliche Frontpartie als Schritt in die falsche Richtung erwiesen hatte. Bei Terzis früherem Arbeitgeber Ferrari hatte man laut Technikchef Ross Brawn schon vor längerer Zeit über dieses Konzept nachgedacht, es dann aber als nicht sinnvoll verworfen.

Der Wechsel der Nase mitten in der Saison, nachdem es schon vor dem Rennen Anfang Juli in Magny-Cours ein größeres neues Aerodynamik-Paket gegeben hatte, verlangte noch einmal einen weit reichenden Umbau des gesamten Autos - dessen Effizienz das Team wegen des momentanen Testverbotes noch nicht einmal auf der Strecke richtig ausprobieren konnte. "Natürlich wäre es uns lieber gewesen, wenn wir die veränderte Aerodynamik vor dem Renneinsatz ausgiebig hätten testen können. Doch hat Williams durch Simulationen und Erfahrungen aus dem Windkanal genügend Informationen gesammelt und ist zuversichtlich, dass wir mit dem neuen Aero-Paket die richtige Richtung einschlagen werden. Jetzt kommt es darauf an, die vier freien Trainingseinheiten am Wochenende ausgiebig zu nutzen", sagte Theissen.

Dabei muss BMW-Williams aber weiter auf die Eindrücke von Ralf Schumacher verzichten, der wegen seiner Wirbelbrüche von Indianapolis weiter pausieren muss und wie in Hockenheim von Testpilot Antonio Pizzonia vertreten wird. "Ralf ist nicht umsonst Stammpilot und mit seiner Erfahrung nach wie vor sehr wichtig für unser Team. Aber die behandelnden Ärzte haben nach dem Unfall von einem Heilungsprozess zwischen acht und zwölf Wochen gesprochen. In dieser Phase befindet er sich gerade", meinte Theissen.

Theissen zuversichtlich

Dennoch ist der BMW-Motorsportdirektor für den 13. von 18 WM-Läufen zuversichtlich. "Schon in den vergangenen Rennen war erkennbar, dass das Auto wieder konkurrenzfähiger ist. Diesen Trend wollen wir in Budapest fortsetzen und den Abstand zur Spitze verkürzen." In der Konstrukteurswertung liegt Vize-Weltmeister BMW-Williams derzeit mit 47 Punkten deutlich hinter Ferrari (184), Renault (85) und BAR (76) nur auf Rang vier und muss auch noch den wieder erstarkten Rivalen McLaren-Mercedes (37) im Auge behalten.

"Nachdem wir uns in den ersten vier Jahren seit unserem Comeback immer vor den selbst gesteckten Zielen bewegt haben, läuft es in dieser Saison leider erstmals nicht wie gewünscht. Aber diese Situationen gehören dazu im Leistungssport. Wir werden gestärkt daraus hervorgehen", sagte Theissen: "Noch liegen wir hinter den eigenen Erwartungen zurück, wollen die Lücke aber unbedingt schließen. 2005 wollen wir dann mit einem neuen Fahrerduo, neuen Strukturen und neuer Motivation zur alten Stärke zurückfinden."

(sid)
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