Sieg beim Großen Preis von Russland Rosberg ist der neue Dominator der Formel 1

Sotschi · Nico Rosberg war auch beim Großen Preis von Russland nicht zu bremsen. Während der Seriensieger dem WM-Titel entgegensteuert, versinken Lewis Hamilton und Sebastian Vettel in Problemen unterschiedlichster Natur.

Nico Rosberg jubelt in Sotschi über vierten Sieg in Serie
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GP von Russland 2016: Rosberg jubelt über vierten Sieg in Serie

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Foto: dpa, ss hm sab

Am Ende seines nächsten perfekten Wochenendes musste Nico Rosberg dann doch mal klarstellen, dass hinter seinen sieben Formel-1-Siegen in Folge harte Arbeit steckt. "Einen Grand Prix von vorne zu fahren, ist kein Elfmeter ohne Torwart", hielt der 30-Jährige einem englischen Journalisten entgegen, ehe er Sotschi bester Laune und mit der nächsten Trophäe im Gepäck Richtung Monte Carlo verließ, wo Ehefrau Vivian und Tocher Alaia warteten.

Dass die Erfolge des Wiesbadeners leicht - für manche Kritiker zu leicht - aussehen, ist nicht seine Schuld. Zwar profitierte der Mercedes-Pilot auch beim Großen Preis von Russland vom Pech seiner vermeintlich größten Titelrivalen. Doch Rosbergs Lauf fußt nicht allein darauf, dass Lewis Hamilton wiederholt von der Technik eingebremst und Sebastian Vettel von "Torpedo" Daniil Kwjat abgeräumt wurde.

"Nico macht alles richtig, sein Kopf ist perfekt eingestellt. Es passt alles zusammen", sagte Niki Lauda, Aufsichtsratschef des Mercedes-Teams. Die Neue Zürcher Zeitung attestierte Rosberg, "in der Form seines Lebens" zu sein. Der Gelobte selbst konnte sich seinen Flow kaum erklären, meinte nur: "Das Auto lief auf Schienen. Ich war eins mit ihm."

Ganz anders ist die Gemütslage beim Rest der Formel-1-Welt. So rettete Weltmeister Lewis Hamilton zwar sein Wochenende mit Platz zwei, doch dieser hatte einen "bitteren Nachgeschmack", wie die Daily Mail treffend feststellte. Nach wiederholten technischen Problemen an seinem Mercedes scheint das Vertrauen des Engländers in seinen Boliden jedenfalls erheblich angeknackst.

Er sei zwar "dankbar, dass das Auto gehalten hat", erklärte der Dominator der letzten beiden Jahre, seine Zufriedenheit hielt sich nach dem zweiten Motorproblem binnen zwei Rennen aber in Grenzen: "Ich bin keineswegs glücklich, weil ich wie immer für den Sieg gefahren bin."

Weil der Technik-Teufel in dieser Saison bislang bemerkenswert häufig bei Hamilton zuschlug, sah sich Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gar bemüßigt, im Netz aufkeimende Verschwörungstheorien ins Reich der Fabeln zu verweisen. Am liebsten würde er "diese Wahnsinnigen" komplett ignorieren, polterte der Österreicher: "Lewis hat für uns zwei WM-Titel eingefahren. Warum sollten wir ihm schaden wollen?"

Hamilton beteuerte, bei noch 17 ausstehenden Rennen kämpfen zu wollen. "Mein Glas ist immer noch halb voll", sagte der Engländer trotz nunmehr 43 Punkten Rückstand auf Rosberg - größer war der Abstand nach vier Rennen zwischen dem WM-Leader und dem ersten Verfolger nie. Auch der Gejagte rechnet fest mit einem Comeback des Champions im Titelkampf: "Es haben schon einige Fahrer einen so guten Saisonstart hingelegt. Aber keiner hatte einen Teamkollegen wie Lewis."

Von Sebastian Vettel, immerhin viermaliger Weltmeister, sprach Rosberg an dieser Stelle nicht. Der Heppenheimer liegt nach seinem rabenschwarzen Sotschi-Wochenende allerdings auch schon 67 Punkte zurück. Auch ohne den wilden Abschuss durch seinen neuen "Lieblingsfeind" Daniil Kwjat (Russland) in Kurve zwei war Vettels anfälliger Ferrari im Vergleich zu Rosbergs Silberpfeil kaum konkurrenzfähig. "Ferrari versinkt im Chaos", titelte Tuttosport.

"Wir können uns keine Fehler mehr erlauben", sagte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene klipp und klar. Da war sein vor Wut und Frust völlig aufgelöster Top-Star Vettel schon auf dem Heimweg. Zuvor hinterließ Vettel aber noch die Botschaft, Kwjat sei bei ihm nach dem zweiten Vorfall binnen zwei Wochen "jetzt nicht endgültig unten durch". Allerdings habe der Red-Bull-Pilot "zwei klare Fehler" gemacht. "Man darf auf Barcelona gespannt sein", schrieb die Times süffisant.

Dem jungen Russen droht in jedem Fall ein Nachspiel. Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko deutete an, nach dem "Desaster" bald ein längeres Gespräch mit dem "Torpedo" zu führen. Vettel half das kaum, und auch Rosberg gab unumwunden zu, seine Siege lieber in heißen Zweikämpfen zu erringen. "Die Ekstase fehlt mir irgendwo. Die habe ich, wenn ich ein enges Duell gewinne", sagte der 30-Jährige. Allein: An ihm liegt es nicht.

Auch ohne enge Zweikämpfe bescherte das Rennen in Russland dem übertragenden Sender RTL einen Rekord. Durchschnittlich sahen 4,45 Millionen Zuschauer die Übertragung des Rennens am Sonntagnachmittag, der Marktanteil lag bei 30,6 Prozent. Den bisherigen Spitzenwert 2016 hatte RTL in Bahrain erzielt, als im Schnitt 4,43 Millionen Zuschauer vor den TV-Geräten saßen.

(ems/sid)
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