Großer Preis von Brasilien Rosberg erobert Pole Position - Vettel Dritter

Sao Paulo · Nico Rosberg hat seine eindrucksvolle Qualifying-Serie ausgebaut und greift schon im vorletzten Formel-1-Rennen der Saison nach der Vizeweltmeisterschaft.

Großer Preis von Brasilien: Qualifying
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Der Mercedes-Pilot sicherte sich am Samstag in Sao Paulo zum fünften Mal in Folge die Pole Position und kann beim Großen Preis von Brasilien (17.00 Uhr/Live-Ticker) Rang zwei der WM-Wertung perfekt machen.

Rivale Sebastian Vettel (Heppenheim) musste sich im Ferrari mit Position drei zufriedengeben. "Ich will vor allem hier gewinnen, aber Platz zwei in der Meisterschaft wäre ein schöner Nebeneffekt", sagte Rosberg: "Und es ist besser, die Saison mit positiven Ergebnissen zu beenden." Vettel sagte, dass gegen den überlegenen Mercedes nicht mehr möglich war: "Wir haben das Auto seit gestern verbessert, das war wichtig."

Zweiter hinter Rosberg mit 78 Tausendsteln Rückstand wurde dessen ungeliebter Stallrivale Lewis Hamilton, der alte und neue Weltmeister aus England könnte damit nun als Puffer zwischen den deutschen Konkurrenten dienen. Angewiesen wäre Rosberg darauf allerdings nicht. Angesichts von 21 Punkten Vorsprung auf Vettel ist ihm bei einem Sieg am Sonntag der zweite Gesamtrang beim Finale in Abu Dhabi (29. November) nicht mehr zu nehmen. Nico Hülkenberg (Emmerich) im Force India fuhr zudem auf den starken sechsten Platz und wird wegen einer Strafe gegen den vor ihm platzierten Williams-Fahrer Valtteri Bottas (Finnland) am Sonntag auf dem fünften Startplatz stehen.

Für absurde Momente sorgte derweil das Krisenteam McLaren-Honda. Schon im ersten Qualifying-Abschnitt musste Fernando Alonso erneut sein Auto abstellen und konnte keine gezeitete Runde absolvieren - der Spanier stieg aus seinem Boliden und setzte sich auf einem Campingstuhl nahe der Strecke in die Sonne. Teamkollege Jenson Button, Weltmeister von 2009, scheiterte ebenfalls im Q1, mit reichlich Selbstironie stellten sich beide Ex-Weltmeister anschließend gemeinsam winkend auf das Siegerpodium.

"Wir kamen daran vorbei, und haben uns gesagt: So nah kommen wir nicht mehr heran, also lass uns ein Foto machen", sagte Alonso. Button war nicht sicher, ob die Aktion Ärger bringen könnte, "aber für mich war es der lustigste Moment des Wochenendes".

Auch über dem Fahrerlager in Sao Paulo lag insgesamt allerdings eine gewisse Schwermut angesichts der verheerenden Serie von Attentaten in Paris mit mehr als 120 Toten. Keine 24 Stunden nach den schockierenden Ereignissen in Frankreichs Hauptstadt zeigten sich nicht nur der französische Hersteller Renault und Piloten wie Romain Grosjean bestürzt über die Nachrichten aus der Heimat. Nahezu alle Teams und Fahrer drückten ihr Mitgefühl aus, sportliche Themen rückten vorerst in den Hintergrund.

"Es zeigt, dass alles relativ ist", sagte Rosberg: "Wir haben alles mitbekommen, mit den modernen Medien ist alles nah und intensiv. Es ist einfach nur schockierend." Auch Vettel sprach von einem "Schock. Ich habe es auf dem Weg in das Hotel erfahren, es war eigenartig, mit diesem Wissen einzuschlafen."

Ausgerechnet Jean Todt, französischer Präsident des Automobil-Weltverbandes FIA, sorgte allerdings für großes Unverständnis. Am Sonntag werde es eine Schweigeminute geben, sagte er französischen Journalisten, in diesem Zusammenhang zeigte der 69-Jährige allerdings wenig Taktgefühl.

"Wir hatten ohnehin bereits etwas zum Anlass des Tages der Erinnerung für die Opfer im Straßenverkehr geplant", sagte Todt und führte aus: "Jeden Tag sterben 3500 Menschen auf den Straßen. Das sind dreißig Mal so viele Tote wie gestern in Paris. Und 50 Millionen Menschen werden im Jahr verletzt. Wir haben diese Schweigeminute beschlossen, natürlich können wir nicht ignorieren, was in Paris passiert ist." Die Schweigeminute sei daher nun für alle Opfer gedacht.

Seit Jahren gehört die Sicherheit im Straßenverkehr zu den lobenswerten Kernthemen des FIA-Präsidenten. Selten lässt Todt Möglichkeiten aus, dieses öffentlich wohl in der Tat zu wenig beachtete Problem anzusprechen. Der direkte Vergleich und das gegeneinander Aufrechnen der Opferzahlen so kurz nach den Attentaten wird nicht nur in Frankreich nun allerdings als äußerst taktlos empfunden

(sid)
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