Chaos-Rennen in Brasilien Show besiegt die Vorsicht
Meinung | Sao Paulo · Der Große Preis von Brasilien war geprägt von Regen und Chaos. Nasser Asphalt und Autorennen - das verspricht Spektakel. Doch diese Kombination öffnet auch dem Zufall Tür und Tor.
Die Vorfreude war groß. Das vorletzte Kapitel in der Geschichte der Formel-1-WM, Ausgabe 2016, mit dem Duell der Mercedes-Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton versprach Spannung. Die wurde noch gesteigert durch die Ankündigung, dass für die Zeit des Rennens mit Regen zu rechnen war.
Nasser Asphalt und Autorennen - das ist eine Kombination, die Spektakel verspricht, die aber auch dem Zufall Tür und Tor öffnet.
Doch dann war der Frust groß. Gleich zweimal wurde das Rennen unterbrochen. Die Erinnerung an den Unfall von Jules Bianchi vor gut zwei Jahren in Suzuka mag eine Rolle gespielt haben. Der Franzose war bei Regen von der Strecke unter eine Bergungsfahrzeug gerutscht und Monate später seinen schweren Kopfverletzungen erlegen, ohne aus dem Koma erwacht zu sein. Sein Vater hat den Automobilweltverband (Fia) verklagt.
Natürlich waren die Zuschauer in Sao Paulo enttäuscht. Sie hatten Eintritt bezahlt, und zwar nicht dafür, buchstäblich im Regen zu stehen. Auch so mancher Experte und aktuelle Fahrer waren überzeugt, dass bei den Wetterbedingungen gefahren werden könnte. Die Königsklasse soll ja Unterhaltung bieten, eine Show sein.
Der Unfall von Kimi Räikkönen war Warnung genug. Der Finne hatte durch Aquaplaning die Kontrolle über sein Auto verloren, wurde im Ferrari von der einen auf die andere Seite der Strecke geschleudert und nur mit viel Glück nicht von hinter ihm durch die Gischt rasenden Rivalen abgeschossen.
Charlie Whiting, der Verantwortliche für die Durchführung des Rennens, entschied sich zweimal, die Fahrer an die Box zurückzuholen. Doch dann knickte er ein. Als er sie ein drittes Mal auf die Strecke zurückschickte, waren die Bedingungen nicht wirklich besser. Aber die Verantwortlichen hatten Glück. Und die Fahrer zeigten, dass sie auch bei widrigen Umständen ihren Job verstehen.