Aserbaidschan ab 2016 dabei Kritik an Formel-1-Deals mit Sotschi und Baku

Budapest · Bernie Ecclestone führt seinen Renn-Zirkus an immer neue Gastspiel-Orte und macht dabei auch vor zweifelhaften Partnern nicht Halt. Inmitten der wachsenden Kritik am baldigen Debüt der Formel 1 in Sotschi besiegelte der Chefvermarkter nun auch den Deal mit Aserbaidschan, einem Land mit ebenfalls bedenklicher Menschenrechtsbilanz.

 In den Straßen von Baku finden ab 2016 Formel-1-Rennen statt.

In den Straßen von Baku finden ab 2016 Formel-1-Rennen statt.

Foto: dpa, bra sab jhe nic

Von 2016 an wird die Königsklasse auf einem Stadtkurs in Baku ihre Runden drehen, den Öl- und Gas-Millionen der Gastgeber sei Dank. Geld war schon immer der wichtigste Treibstoff für Ecclestones PS-Spektakel. Die Moral bleibt dabei gelegentlich auf der Strecke.

Für die Kritik an seiner Geschäftspolitik hat Ecclestone nur wenig Verständnis. Auf Nachfragen, ob angesichts der Eskalation der Ukraine-Krise das für Oktober angesetzte Rennens in Sotschi nicht besser abgesagt werden sollte, entgegnete der 83-Jährige: "Mr. Putin hat uns enorm unterstützt und war sehr hilfreich, und wir werden das gleiche tun." Mit Kremlchef Wladimir Putin verbindet Ecclestone ein echtes Männerbündnis. Die Annexion der Krim? Russlands Rolle im Bürgerkrieg in der Ostukraine? Die Unterdrückung Andersdenkender? "Wir werden unseren Vertrag zu 100 Prozent einhalten", beteuerte Ecclestone ungerührt.

Echten Widerstand aus dem Fahrerlager hat der Formel-1-Boss nicht zu befürchten. "Natürlich macht uns das, was in Russland und diesem Teil der Welt passiert, große Sorgen. Aber wir haben schon immer gesagt, dass wir uns von den politischen Aspekten dieser Dinge lösen wollen", sagte Claire Williams, Vize-Teamchefin des Williams-Rennstalls am Rande des Grand Prix in Ungarn. "Wir haben Benzin im Blut. Wir kommen her, um Rennen zu fahren und das zu genießen. Die Führung hat die FIA, die entscheidet, wie der Sport betrieben wird", verwies Force-India-Teamchef Vijay Mallya auf den Weltverband.

Ähnlich klang das alles vor zwei Jahren, als der Grand Prix in Bahrain nach einjähriger Zwangspause wieder gefahren wurde, obwohl sich die Menschenrechtslage im Wüstenstaat kaum verbessert hatte. Die Geschäftsinteressen von Ecclestone und den von arabischen Investoren finanzierten Teams waren gewichtiger als die internationalen Bedenken, welches Signal ein Rennen im politisch unruhigen Bahrain setzen würde.

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So geht Ecclestones Eroberungszug durch die neuen Märkte ungebremst weiter, nicht selten auf Kosten von Traditionsstrecken im alten Europa. Sogar den Vollgas-Klassiker im italienischen Monza nannte der Formel-1-Geschäftsführer zuletzt mehrfach als Streichkandidaten, weil er ähnlich wie die Rennen in Deutschland oder im belgischen Spa-Francorchamps viel weniger Geld abwirft als die von Scheichs und Autokraten alimentierten Neueinsteiger.

Auch in Mexiko will Ecclestone vom kommenden Jahr an kräftig Kasse machen. Eine der treibenden Kräfte hinter dem Comeback des Grand Prix in Mexiko-Stadt steht Carlos Slim, der reichste Mann der Welt. 30 Millionen Dollar pro Jahr zahlen die Mexikaner angeblich pro Jahr an den Rechte-Inhaber, mindestens fünf Jahre lang. Weitere 72 Millionen Dollar sollen für die Infrastruktur rund um das "Autódromo Hermanos Rodríguez" investiert werden. Bernie Ecclestones Geldmaschine läuft wie geschmiert - nur zu welchem Preis?

(dpa)
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