Neuausrichtung der Königsklasse Kampf um die Zukunft der Formel 1 geht in die nächste Runde

Shanghai · Neue Autos, Motor-Abkommen: Hinter den Kulissen tobt einmal mehr ein Kampf um die Zukunft der Königsklasse.

Das Shanghai-Zeugnis der deutschen Piloten
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Foto: afp

Im Kampf um die Ausrichtung der Formel 1 bahnt sich neuer Zoff an. Eigentlich hatten sich die Teams und Chefpromoter Bernie Ecclestone schon auf die Rahmenbedingungen geeinigt: 2017 sollten die Autos deutlich schneller werden und spektakulärer aussehen, für 2018 auch ein Motor-Abkommen für mehr Chancengleichheit unterschrieben werden. Eigentlich.

Ein entsprechender Vertrag sollte bis Ende April ratifiziert werden - doch nun droht plötzlich die Deadline zu platzen. "Ich denke - wie es bei solchen Dingen leider so oft der Fall ist - die Zeit wird am Ende des Monats ablaufen, ohne dass etwas erreicht oder verändert wurde", sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner am Rande des Grand Prix von China.

Im Detail geht es darum, dass Ecclestone und der Weltverbandspräsident Jean Todt von den Motorenherstellern Mercedes, Ferrari, Honda und Renault gefordert hatten, die Kosten für die Hybrid-Antriebe auf die Hälfte (etwa zwölf Millionen Euro) zu senken, die Aggregate für alle Teams zugänglich zu machen, die PS-Leistung und den Sound zu verbessern. Der Weltrat der FIA sollte alles abnicken. "Wir haben diese vier Kriterien nicht annähernd erreicht", meckerte Horner nun.

Die Zeit drängt, aber offenbar sind alte Gräben wieder aufgebrochen. "Die Sache ist sehr komplex. Es ist unheimlich schwierig, alle glücklich zu machen. Christian ist nicht so glücklich", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff: "Die Motorhersteller sind sich einig darüber, dass wir nicht nochmals in eine Situation geraten dürfen, in der Teams potenziell ohne Triebwerke dastehen."

Wie Red Bull am Ende der Vorsaison, als sich die Österreicher erst in letzter Minute mit Renault über eine weitere Zusammenarbeit einigten. Eine dauerhafte Regelung scheint im Moment nicht in Sicht, auch wenn Wolff beteuert: "Wir arbeiten hart daran, eine Lösung zu finden."

Bei den Ideen für die Autos der Zukunft scheint der Konsens hingegen weitestgehend gefunden zu sein. Breiter, schneller, spektakulärer sollen die Boliden ab 2017 werden. Doch auch in diesem Fall laufen die Planungen nicht ohne Nebengeräusche ab. Auch die Piloten fordern nun mehr Mitspracherecht für entscheidende Weichenstellungen.

"Es würde helfen, wenn man uns besser zuhört", sagte Ferrari-Star Sebastian Vettel in Shanghai. Das Know-how der Fahrer in den Entscheidungsprozess nicht mit einfließen zu lassen, sei fahrlässig. "Wir sitzen schließlich im Cockpit, wir wissen, wie es sich im Auto anfühlt - was funktioniert und was nicht", sagte der Heppenheimer.

Die heutigen Fahrer würden sich mit solchen Fragen viel intensiver beschäftigen, weil auch ihnen die Krise der Formel 1 mit sinkendem Zuschauerinteresse zu schaffen macht: "Die aktuellen Probleme verbinden uns mehr, als es bei vergangenen Generationen der Fall war." Der Kampf um die Neuausrichtung der Königsklasse geht jedenfalls in die nächste Runde.

(sid)
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