Sicherheit in der "Königsklasse" Formel 1 setzt auf verbesserten Kopfschutz

Düsseldorf · Das Risiko ist im Motorsport nie ganz auszuschließen. Es aber zu reduzieren, ist die zu meisternde Aufgabe. "Es ist ein gefährlicher Sport. Niemand will aber erleben, dass Menschen getötet oder verletzt werden", betont Bernie Ecclestone. Der 85-jährige Chef der Formel 1 ist allerdings überzeugt, dass auch die Ungewissheit den Reiz einer Sache ausmacht. "Die Leute gehen gerne in den Zirkus und sehen die Hochseil-Nummer. Sie ist gefährlich, aber keiner wünscht sich, dass der Kerl runterfällt. Doch es könnte passieren", wagt der Engländer einen Vergleich.

 So soll der neue Kopfschutz in der Formel 1 aussehen.

So soll der neue Kopfschutz in der Formel 1 aussehen.

Foto: Fia

Im Zirkus minimieren Fangnetze das Risiko, im Formelsport haben die Techniker im Laufe der Jahre die Autos sicherer gemacht. Gliedmaßen und Rumpf sind durch das Monocoque nahezu optimal geschützt. Die Schwachstelle ist der Kopf. Der Helm allein reicht nicht aus. Immer wieder hatten die Fahrer gefordert, hier nachzubessern. Der Unfall von Jules Bianchi hat die Suche nach Schutzmechanismen noch einmal intensiviert. Der Franzose prallte am 5. Oktober 2014 beim Großen Preis von Japan in Suzuka fast ungebremst unter einen Bergungskran, lag im Koma und starb am 17. Juli 2015 an den Folgen des Unfalls.

Zwei Modelle standen zur Auswahl. Eine geschlossene Kuppel wie etwa bei Düsenjägern und eine offene Variante, für die sich nun offenbar der Motorsport-Weltverband (Fia) ausgesprochen hat. Den Zuschlag erhielt das von Mercedes entwickelte Halo-System. Von einer Strebe in der Mitte gehalten, spannt sich ein Ring um den Helm des Fahrers. Die Konstruktion soll größeren Trümmerteilen oder Reifen standhalten und so stark sein, dass sie sogar ein heranfliegendes Rennauto stoppen kann. Ob sie auch den Einschlag eines kleineren Teils verhindern kann wie der 800 Gramm schweren Metallfeder, die sich 2009 vom Auto des Brasilianers Rubens Barrichello gelöst und gegen den Helm seines hinter ihm fahrenden Landsmannes Felipe Massa geprallt war, ist fraglich. Der damalige Ferrari-Fahrer erlitt schwere Kopfverletzungen, konnte aber seine Karriere fortsetzen.

Die Kuppel-Lösung wäre hier effektiver. Aber wie sieht es mit der Sicht aus, wenn es regnet oder man hinter einem Auto fährt, das Öl verliert? Was, wenn es brennt oder sich Gase im Cockpit sammeln? Ab der Saison 2017 könnte Halo (zu deutsch: Heiligenschein) eingesetzt werden. "Es hat sich gezeigt, dass dies in allen Bereichen eine sehr effiziente Lösung ist", sagte der ehemalige Formel-1-Pilot Alexander Wurz (41/Österreich) als Vorsitzender der Fahrergewerkschaft (GPDA). In den kommenden Wochen und Monaten werden die Ingenieure noch am endgültigen Design feilen.

Dass die Strebe vor dem Kopf die Fahrer irritieren könnte, glaubt Anthony Davidson nicht. Der Engländer, der 24 Formel-1-Rennen bestritt und nun in der Langstrecken-WM unterwegs ist, half Mercedes bei der Entwicklung. "Man gewöhnt sich daran wie an einen mittigen Scheibenwischer", sagt der 36-Jährige. "Das kann man ausblenden", betont Wurz.

(RP)
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