Fußball als Glückstherapie Vettel sucht den Weg aus der Krise

Das zweite Ferrari-Jahr von Sebastian Vettel ist mit Rückschlägen gepflastert. Zumindest der Fußball gibt dem viermaligen Formel-1-Weltmeister derzeit sein Lächeln zurück.

Fornel 1 2016: Sebastian Vettel setzt bei Testfahrten die erste Bestzeit
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Vettel setzt bei Testfahrten die erste Bestzeit

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Foto: dpa, jbu nic

Sebastian Vettel hat es nicht leicht in diesen Tagen. Geduldig, aber ohne sichtbare Regung beantwortet der viermalige Formel-1-Weltmeister jede Frage nach seinen Hoffnungen, vor allem aber seinen Sorgen vor dem Großen Preis von Österreich (Sonntag, 14 Uhr/im Live-Ticker). Die Stirn des Heppenheimers glättet sich unter seiner roten Ferrari-Kappe erst, als das Thema weg geht von Motorleistung, Anpressdruck und Reifenmischung.

"Ich hoffe, dass ich am Sonntagmorgen als Einziger im ganzen Team mit einem breiten Grinsen ins Motorhome komme", sagte Vettel mit leuchtenden Augen und seinem berühmten kurzen Auflachen. Ein Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im EM-Viertelfinale gegen Italien wäre gleichbedeutend mit einem Freibrief für Frotzeleien gegen seine italienischen Mechaniker - das wär's für den Heppenheimer, der "natürlich ausschließlich der deutschen Mannschaft" am Vorabend seines 29. Geburtstages die Daumen drücken will.

"Es wird Zeit, dass diese blöde Serie endlich reißt", sagte Vettel, leidenschaftlichee Anhänger von Eintracht Frankfurt. Gemeint war zwar die katastrophale Bilanz der DFB-Auswahl gegen die Squadra Azzurra mit acht Spielen ohne deutschen Sieg bei Welt- und Europameisterschaften - doch Vettel kämpft auch gegen seine eigene schwarze Serie.

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Seit nunmehr 14 Rennen, präzise seit dem Großen Preis von Singapur am 20. September 2015, ist der Hesse sieglos. Der ersehnte WM-Titel ist angesichts einer solchen Bilanz in weiter Ferne, der Rückstand auf WM-Spitzenreiter Nico Rosberg (Wiesbaden/Mercedes) beträgt bereits 45 Punkte.

Deswegen ist man im Vorfeld des neunten Saisonrennens bei Ferrari ungewohnt nüchtern. "Es hat sich nichts geändert, Mercedes ist die Nummer eins. Wir müssen auf uns schauen", erklärte Vettel, der nicht gerade mit einer steilen Entwicklung in den nächsten Wochen rechnet: "Wir haben nicht das beste Auto, das ist keine Neuigkeit. Aber wir wollen das beste Auto haben. Die Lücke zu schließen, bedeutet einen sehr großen Schritt."

Dass dieses Eingeständnis nicht zur DNA des stolzen Rennstalls aus Maranello mit seinen 31 gewonnenen WM-Titeln passt, weiß natürlich auch Vettel. "Wir sind hier, um Rennen zu gewinnen. Ferrari ist in der Formel 1, um Rennen zu gewinnen", schob er nicht frei von Pathos nach.

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In Spielberg gilt für Vettel dennoch einmal mehr in dieser Saison das Prinzip Hoffnung: "Ich bin zuversichtlich, dass wir vom Speed dichter an Mercedes dran sind als in Baku. Und ich hoffe, dass wir genauso wettbewerbsfähig sein werden wie in Montreal. Wir erwarten, dass wir mithalten können."

Vettel chauffierte den SF16-H in Baku und Montreal jeweils auf den zweiten Platz. Mitte Juni im Baku profitierte die Scuderia allerdings von den Problemen von Weltmeister Lewis Hamilton (England/Mercedes), während Vettel den Champion eine Woche zuvor in Montreal mit einer mutigeren Reifenstrategie wohl aus eigener Kraft geschlagen hätte.

In Österreich ereilte Vettel allerdings bereits der nächste Rückschlag, ehe er auch nur einen Meter auf dem 4,326 km langen Kurs gefahren war: Am Donnerstagabend gab Ferrari bekannt, man habe nach dem Rennen in Baku Metallteile im Getriebeöl gefunden und deswegen das Getriebe ausgetauscht. Das bedeutet wie bereits im Mai in Russland eine Rückversetzung Vettels um fünf Startplätze.

Irgendwie ist diese Strafe ein Spiegelbild seiner bisherigen Saison. Wenn es hart auf hart kommt, kann sich Vettel an diesem Wochenende wohl wirklich nur an seinem Geburtstag und der deutschen Nationalmannschaft erfreuen.

(sid)
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