Unzufrieden mit Platz zwei Vettel meckert über Frühstart von Bottas

Spielberg bei Knittelfeld · WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel ließ keinen Zweifel an seiner Gemütslage aufkommen, nicht nur seine Mimik sprach Bände, er wirkte wie ein bockiges Kind.

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"Ich bin nicht wirklich glücklich mit dem zweiten Platz, wenn ich ehrlich bin", maulte der Ferrari-Fahrer nach dem Großen Preis von Österreich, bei dem er den heißersehnten Sieg im packenden Endspurt gegen Mercedes-Pilot Valtteri Bottas um gerade mal eine halbe Sekunde verpasste: "Ich hätte einfach eine Runde mehr gebraucht."

Dass sich Bottas seiner Meinung nach auch noch einen Frühstart geleistet hatte, war für Vettel ein zusätzlicher Stimmungskiller. "Ich möchte Valtteri nichts absprechen, aber ich glaube nicht, dass seine Reaktionszeit so schnell war", sagte der Hesse: "Das ist nämlich eine unmenschliche Reaktionszeit." Es sei aber nicht an ihm, "das zu beurteilen".

Das taten dafür die Rennkommissare, die Bottas nach einer eingehenden Untersuchung des Starts eine ebenso fantastische wie regelkonforme Reaktionszeit von 0,2 Sekunden bescheinigten. "Das war der perfekteste Start meiner Karriere", sagte der Finne, der sich über den zweiten Sieg seiner Karriere freute. Dritter wurde Baku-Sieger Daniel Ricciardo (Australien) im Red Bull.

Hamilton nicht zufrieden

Wie sein großer Widersacher Vettel war auch Lewis Hamilton alles andere als glücklich mit dem Verlauf des Rennens. Wegen eines Getriebewechsels war der dreimalige Weltmeister in der Startaufstellung um fünf Plätze nach hinten versetzt worden, von Platz acht schaffte es der Mercedes-Star am Ende nur auf Rang vier, was allenfalls Schadensbegrenzung war. "Das hat wahrlich keinen Spaß gemacht, ich bin froh, dass dieses Wochenende vorbei ist", sagte Hamilton, der nun auf sein Heimrennen am nächsten Sonntag in Silverstone hofft.

Dort fordert Mercedes-Teamvorstand Niki Lauda ganz unverblümt einen Doppelsieg seiner beiden Fahrer ein. "Ferrari ist auf einem sehr guten Weg", sagte der Österreicher bei RTL: "Ich werde mich jetzt mit Toto Wolff zusammensetzen, da muss etwas passieren, 20 Punkte sind eine Menge Holz." Jene 20 Punkte, die Vettel in der WM-Wertung vor Hamilton liegt, die Teamchef Wolff aber nach eigenem Bekunden "keine schlaflosen Nächste bereiten werden". Auch Vettel lehnte jedes Gespräch über die WM-Wertung ab: "Ich interessiere mich da noch nicht für. Es ist immer noch sehr früh in der Saison, und es gibt noch sehr viele Punkte."

Ferrari wartet weiter auf Sieg

Tatsache ist: Nach neun von 20 Saisonläufen führt Vettel (171 Punkte) mit 20 Zählern vor Hamilton (151), dahinter folgt Bottas (136). Vettel schaffte es in Österreich zwar erstmals auf das Podium, 14 Jahre nach dem bis dato letzten Ferrari-Sieg durch Michael Schumacher muss die Scuderia aber weiter auf einen Triumph warten. Genau deshalb war Vettel "nicht so glücklich, weil ich das klare Ziel hatte, heute zu gewinnen. Das Podium ist schon sehr gut, aber ich hatte mir den Sieg vorgenommen." Der soll nun in Silverstone folgen. "Das wird ein großer Spaß mit diesen Autos", sagte Vettel: "Die Pace mit Mercedes war in Spielberg ähnlich. Man kann nicht sagen, wer schneller war, es war sehr eng."

Von der Spitze hatte Bottas das Rennen kontrolliert und war zunächst unaufhaltsam davongezogen. Hamilton hatte schon früh mehr als 15 Sekunden Rückstand und biss sich bis zum ersten Boxenstopp an Kimi Räikkönen (Finnland/Ferrari) die Zähne aus. Zudem beklagte er fast über die gesamte Renndistanz Probleme an seinem Auto. Immerhin kämpfte sich der dreimalige Weltmeister auf den vierten Platz vor, aus dem erhofften Duell mit Vettel wurde jedoch nichts. Der Hesse hetzte den mit versagenden Reifen kämpfenden Bottas in den letzten Runden gnadenlos, doch letztlich vergab er selbst mit einigen kleinen Patzern die Chance zum Sieg.

Nico Hülkenberg (Emmerich) blieb im Renault auf Platz 13 ebenso ohne Punkte wie Pascal Wehrlein (Worndorf). Der 22-Jährige musste nach einem Motorwechsel aus der Boxengasse starten und landete auf Rang 14.

(sid)
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