Formel 1 Rosberg leidet bei Hamiltons Triumphfahrt

Monaco · Für Nico Rosberg wird es im Kampf um seinen ersten WM-Titel immer ungemütlicher. Neben dem erstarkten Weltmeister Lewis Hamilton gibt es eine Vielzahl an Konkurrenten.

Formel 1: "Slapstick in der Red-Bull-Box - Pressestimmen zum GP von Monaco
20 Bilder

Pressestimmen zum Großen Preis von Monaco 2016

20 Bilder

Nach einem "katastrophalen" und "frustrierenden" Wochenende suchte Nico Rosberg bei seinen Liebsten nach etwas Ablenkung. "Ich versuche, das Rennen zu vergessen und verbringe etwas Zeit mit der Familie. Das hilft", sagte der enttäuschte WM-Spitzenreiter der Formel 1. Anstatt in Monaco zum vierten Mal in Serie zu siegen, wurde er nur Siebter beim Heimrennen und erlebte einen der bittersten Tage seiner Karriere.

"Ich hatte keine Chance zu gewinnen, aber es war ein fürchterliches Gefühl, Lewis vorbeiziehen zu lassen. Das hat richtig geschmerzt", sagte der 30-Jährige zur entscheidenden Szene im Fürstentum. Weil sein Auto technische Probleme hatte, musste er seinen ungeliebten Mercedes-Stallrivalen Lewis Hamilton auf Anweisung des Teams überholen lassen. Ausgerechnet der Mann, der Rosbergs ärgster Gegner im Kampf um die Weltmeisterschaft ist, gewann anschließend noch und meldete sich im Titelkampf eindrucksvoll zurück.

Das Verhältnis zwischen beiden Silberpfeil-Piloten gilt als vergiftet. Erst vor zwei Wochen in Barcelona eskalierte der Streit wieder, als sich beide gegenseitig ins Kiesbett schoben. Am Sonntagabend kam es nun aber zu einer außergewöhnlichen Szene, als sich Hamilton, vielleicht auch mit Kalkül, öffentlich bei Rosberg bedankte.

Hamilton dankt Rosberg

Normalerweise gehen sich die "Silberfeinde" aus dem Weg, wo es nur geht. Doch plötzlich stand Hamilton bei Rosbergs Pressekonferenz in der ersten Reihe, nippte an seinem Wasser und hörte zu. Anschließend ging er auf Rosberg zu und klopfte ihm freundlich auf die Schulter, was den Deutschen sichtlich irritierte. "Ich habe ihm dafür gedankt, dass er ein Gentleman war", sagte Hamilton später.

Bei Mercedes gibt es die Vereinbarung, den Kollegen vorbeiziehen zu lassen, wenn er auf Dauer deutlich schneller ist. Rosberg machte das in Monaco ohne Fragen zu stellen, wie Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff bestätigte: "Davor ziehe ich meinen Hut. Nico hatte einen schlimmen Tag. Er musste nicht nur Lewis ziehen lassen, er hatte auch einen schlechten Boxenstopp, und sein Auto kam nicht auf Geschwindigkeit."

Über die Gründe dafür wird noch gerätselt. Fehlende Temperatur in den Bremsen ist eine Ursache, "aber da gibt es sicher noch mehr", sagte Rosberg, für den es sich zeitweise anfühlte, "wie auf rohen Eiern zu fahren. Das hat keinen Spaß gemacht. Alles in allem war das Rennen eine Katastrophe."

Die Spitze ist vielfältiger geworden

Nach sechs von 21 Saisonläufen führt Rosberg in der WM-Wertung mit 106 Punkten zwar weiterhin, Hamilton rückt nach seinem ersten Sieg seit sieben Monaten aber bis auf 24 Zähler heran und befindet sich im Aufwind. Außerdem droht wieder dauerhaft Konkurrenz von Red Bull mit Daniel Ricciardo und Max Verstappen, auch Ferrari um den viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel hatte ein starkes Auto.

Klar ist: Die Spitze ist vielfältiger geworden. Auf dem Weg zu seinem ersten WM-Titel könnte das für Rosberg zum Problem werden, denn aktuell gibt es - zum Glück für die Formel 1 - wieder mehr Siegkandidaten. "Ich denke jetzt nicht an die WM, ich bin einfach nur enttäuscht, dass ich mein Heimrennen nicht gewinnen konnte", sagte Rosberg zwar.

Dass sein Polster nach dem Traumstart mit vier Siegen in vier Rennen immer weiter schmilzt, dürfte aber auch ihm bewusst sein. Und freuen konnte er sich für Hamilton natürlich auch nicht, selbst wenn die Stallorder richtig gewesen sei: "Ich denke mal, ich respektiere ihn sehr, er hat es verdient, zu gewinnen. Das war's."

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort