Großer Preis von Brasilien Hamilton setzt Ausrufezeichen im Qualifying

Sao Paulo · Für die vorzeitige Erfüllung seines Kindheitstraums muss WM-Thronanwärter Nico Rosberg in der Heimat von Ayrton Senna wohl seine Fähigkeiten als "Regengott" beweisen. Der Mercedes-Pilot, der beim Großen Preis von Brasilien mit einem Sieg aus eigener Kraft erstmals Formel-1-Weltmeister werden kann, wurde im Qualifying für das Rennen am Sonntag in Sao Paulo (17 Uhr/MEZ, Live-Ticker) Zweiter hinter seinem Teamkollegen und einzig verbliebenen WM-Rivalen Lewis Hamilton (England).

Formel 1: Großer Preis von Brasilien: das Qualifying
17 Bilder

Großer Preis von Brasilien: das Qualifying

17 Bilder
Foto: afp, msc

Allerdings könnten die Karten angesichts eines prognostizierten Regenrisikos aber komplett neu gemischt werden.

Um 0,102 Sekunden war Rosberg (1:10,838 Minuten) langsamer als der bärenstark fahrende Hamilton, der sich in 1:10,736 Minuten die 60. Pole seiner Karriere sicherte und damit gute Chancen hat, auch Rosbergs zweiten WM-Matchball abzuwehren. Allerdings schwächelte der 51-malige Grand-Prix-Sieger, der in Brasilien noch ohne Erfolg ist, in dieser Saison häufiger beim Start als Rosberg.

"Die Pole ist nicht alles"

"Ich habe natürlich mein Bestes gegeben, das hat nicht gereicht. Die Pole ist nicht alles, ich habe für morgen noch alle Chancen", sagte Rosberg, der sich über die Wetteraussichten keine Gedanken machen will: "Im Nassen und im Trockenen ist mein Auto superschnell." Hamilton erklärte: "Nico ist immer schneller geworden, aber ich konnte es immer abwehren. Das ist hier erst meine zweite Pole. Umso glücklicher bin ich, ganz vorne zu stehen."

Der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel (Ferrari/Heppenheim), der nach seinen Boxenfunk-Pöbeleien aus dem vorherigen Rennen in Mexiko unter Beobachtung steht, startet von Platz fünf (1:11,495). Vor ihn setzten sich sein finnischer Teamkollege Kimi Räikkönen (1:11,404), der seinen 250. Grand Prix bestreitet, und der Niederländer Max Verstappen (Red Bull/1:11,485).

Der Emmericher Nico Hülkenberg, der 2010 in Brasilien seine bislang einzige Pole erreicht hatte, sicherte sich im Force India den achten Startplatz in 1:12,104 Minuten. Pascal Wehrlein (Worndorf), der noch um ein Cockpit für die kommende Saison kämpft, geht im unterlegenen Manor von Startplatz 19 ins Rennen.

Der 31-jährige Rosberg gewann 2014 und 2015 in Sao Paulo jeweils von der Pole Position. Gelingt ihm der Brasilien-Hattrick in der Weltmeister-Schmiede Interlagos (sechs Titelentscheidungen seit 2005), hätte das Saisonfinale in zwei Wochen in Abu Dhabi nur noch statistischen Wert. Doch selbst ein sechster Rang würde Rosberg reichen, wenn Hamilton nicht über Platz zehn hinauskommt.

Das Wetter könnte eine wichtige Rolle spielen

"Ich fokussiere meine Energie auf den Sieg hier und nicht auf das, was danach kommt", hatte Rosberg erklärt. Hamilton, der an diesem Wochenende als Hommage an die brasilianische Legende Senna einen gelb-grünen Helm trägt, will endlich im zehnten Anlauf seinen ersten Erfolg in Sao Paulo erzielen - und die WM-Entscheidung damit in die Wüste vertagen.

Das Wetter könnte wie so oft in Interlagos zum Zünglein an der Waage werden. Laut der Prognose des Formel-1-Meteorologiedienstleisters nimmt die Regenwahrscheinlichkeit im Rennverlauf kontinuierlich zu. Bereits am Sonntagvormittag soll es zu vereinzelten Schauern kommen.

Angeblich um weitere externe Faktoren auszuschließen, hat Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff zum Telefonhörer gegriffen und mit Jos Verstappen, Vater des für seine kompromisslose Fahrweise bekannten Red-Bull-Piloten Max, gesprochen. Medienberichten zufolge hat Wolff auf den Ex-Rennfahrer eingewirkt, seinen 19-jährigen Sohn zu einer gemäßigten Fahrweise in Zweikämpfen mit den Titelkandidaten zu bewegen. Wolff bestätigte das Telefonat, verwies allerdings auf ein "rein freundschaftliches Gespräch".

(ems/sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort