Triumph in Ungarn "König" Vettel und sein Porzellan-Pokal

Budapest · Nach seinem emotionalen Auftritt ist Ungarn-Sieger Sebastian Vettel nicht nur sportlich der große Gewinner auf dem Hungaroring.

Sebastian Vettel bejubelt seinen zweiten Sieg im Ferrari
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Vettel bejubelt seinen zweiten Sieg im Ferrari

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Foto: afp, iw

"König" Sebastian Vettel hatte dann doch noch einen Wunsch. "Nicht, dass ich eine Schwäche für Porzellan habe", holte der Heppenheimer schelmisch grinsend aus, doch für seinen Premierensieg auf dem Hungaroring hätte er doch bitte lieber die klassische Ungarn-Trophäe - und eben nicht den modernen Pott aus Metall. Und weil es ein perfekter Tag für den Ferrari-Star war, fand sich wenig später dann tatsächlich noch ein (kleiner) Porzellan-Pokal, der feierlich überreicht wurde.

Nach all den tiefen Emotionen, den Gedanken an den verstorbenen Jules Bianchi, der Einstellung der 41 Siege des unsterblichen Ayrton Senna, fand Vettel auch ein wenig seine Leichtigkeit wieder. Die immer noch lausbubenhafte Freude darüber, der Konkurrenz ein Schnippchen geschlagen zu haben.

Die ganze Woche sei er im Tunnel zum Fahrerlager an den Bildern der vergangenen Sieger vorbei gelaufen, bis zum Sonntag fehlte Vettels Gesicht dort, und das nervte den viermaligen Weltmeister: "Ich habe mir Piquet, Senna und dann am Ende Daniel (Ricciardo, Vorjahressieger, d.Red.) angeguckt und mir gedacht: haaa." Jetzt endlich hängt auch sein Bild dort, das er natürlich mit großer Freude signierte.

Dominanz gebrochen

"König Vettel feiert in Budapest", beschrieb die Gazzetta dello Sport passend die unerwartete Dominanz von Vettel und Ferrari, nachdem Weltmeister Lewis Hamilton im Mercedes in Training und Qualifying unschlagbar schien. "Mit den richtigen Entscheidungen, seiner Gewandtheit und einem phänomenalen Talent hat Vettel Mercedes das Zepter entrissen", hieß es weiter. Repubblica sprach von Vettels "Meisterwerk in Budapest".

Entsprechend glücklich war der 28-Jährige, vor allem für sein Team, das zuletzt nach schwächeren Leistungen wieder in die Schusslinie der Kritiker geraten war. "Die Jungs wieder strahlen zu sehen, ist unbezahlbar", sagte Vettel, der sich bereits auf der Ehrenrunde standesgemäß auf italienisch bedankt hatte.

Teamchef stichelt gegen Lauda

Sein Teamchef Maurizio Arrivabene feierte "Sebastian für ein fantastisches Rennen" und sieht die Scuderia nach zwei Siegen und acht Podiumsplätzen zur Saisonhalbzeit auf einem guten Weg. Gleichzeitig konnte sich der Italiener einen Seitenhieb gegen Mercedes-Aufsichtsratsboss Niki Lauda nicht verkneifen. Der hatte zuletzt mit der Aussage provoziert, Ferrari schmeiße nur mit Spaghetti herum. "Jetzt muss ich erst mal eine Pizza Arrabiata essen, denn ich mag Spaghetti nicht so sehr", sagte Arrivabene.

Trotz der Genugtuung nach dem ersten Ferrari-Sieg in Ungarn seit Michael Schumachers viertem Triumph 2004 bleiben Vettel und Arrivabene auf dem Teppich. "Wir sind drauf und dran, den Abstand zu verringern, aber haben noch viel Arbeit vor uns", sagte der viermalige Weltmeister.

Und auch sein Boss mahnte, "dass wir mit den Füßen auf dem Boden bleiben müssen, denn Mercedes ist sehr, sehr stark. Wir konnten uns im Rennen lange nicht sicher fühlen." Umso süßer schmeckte Sebastian Vettel sein zweiter Erfolg in Rot: "Es war vielleicht mein emotionalster Sieg überhaupt."

(sid)
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