Zehnjähriges Formel-1-Jubiläum Vettels Rekordjagd begann mit einem achten Platz

Köln · Sebastian Vettel feiert am Samstag sein "Zehnjähriges" in der Formel 1. Der achte Platz des Heppenheimers beim Debüt am 17. Juni 2007 in Indianapolis war der Startschuss für eine Bilderbuch-Karriere.

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Foto: ap, MV

Sebastian Vettel fasste sich ein Herz. Kaum 15 Jahre alt, schritt der blonde Hesse auf Mario Theissen zu, zupfte am Ärmel des BMW-Motorsportdirektors und stellte sich einfach mal vor: "Hallo, ich bin der Sebastian, nächstes Jahr fahre ich hier mit."

Es ist nicht überliefert, was Theissen damals, im Jahr 2002, am Rande eines Nachwuchsrennens der Formel BMW über das Kart-Talent mit auffälliger Zahnspange dachte. Spätestens seit seinem bemerkenswerten Formel-1-Debüt am 17. Juni 2007 muss sich Vettel in der Welt des Motorsports aber niemandem mehr vorstellen.

Sein achter Platz beim Großen Preis der USA in Indianapolis machte ihn im zarten Alter von 19 Jahren und 349 Tagen zum bis dahin jüngsten Punktesammler der Formel 1. Möglich machte dies: Theissen in seiner Funktion als starker Mann des BMW Sauber Teams - wenn auch nicht ganz freiwillig. BMW-Stammfahrer Robert Kubica hatte nach seinem Crash in Kanada keine Starterlaubnis erhalten, nur deswegen durfte Jungspund Vettel ran. "Mein Debüt war eine große Überraschung für mich", sagte der heutige Ferrari-Star rückblickend der "Bild".

Nach seiner starken Vorstellung im Mekka des US-Motorsports, bei der er unter anderem die späteren Weltmeister Jenson Button und Nico Rosberg distanzierte, nahm Vettels Karriere Tempo auf. Aus dem Talent, das langsam aufgebaut werden sollte, wurde ein glühend heißes Eisen, um das sich die Teams rissen.

"Vettel kommt von der Formel Nix in die Formel 1 und macht einen Bombenjob! Das ist ein guter Junge, auf den man einfach abfährt", sagte der dreimalige Weltmeister und RTL-Experte Niki Lauda voll des Lobes. Toro Rosso baggerte am kräftigsten an dem Talent und bekam nach zähen Verhandlungen im Spätsommer 2007 grünes Licht von BMW.

Ab dem Großen Preis von Ungarn ersetzte Vettel den glücklosen US-Amerikaner Scott Speed im Red-Bull-Nachwuchsteam. Danach ging alles ganz schnell: 2008 in Monza erste Pole und erster Sieg als bis dahin jüngster Formel-1-Fahrer, 2009 der Aufstieg zu Red Bull. 2010 WM-Titel Nummer eins - natürlich als jüngster Pilot der Geschichte im Alter von 23 Jahren und 134 Tagen. Auch 2011, 2012 und 2013 war die Kombination Vettel/Red Bull das Maß der Dinge. Seit 2015 arbeitet der Heppenheimer nun am Steuer eines Ferrari an WM-Titel Nummer fünf - und an seiner eigenen Legende.

Vettel selbst ist überzeugt, dass ohne sein starkes Debütrennen "vieles vielleicht ganz anders verlaufen" wäre. Genau genommen müsste er mit dieser Hypothese noch viel früher ansetzen. Denn Vettel stammt aus einfachen Verhältnissen, die Familie mit Vater Norbert an der Spitze ordnete der Renn-Leidenschaft von Sebastian alles unter.

Der drehte bereits als Dreijähriger Runden mit seinem ersten eigenen Kart, mit sieben fuhr er sein erstes Rennen. Die Erfolge kamen schnell, auch wenn die Suche nach Sponsoren lange einem Kampf gegen Windmühlen glich.

Fast zwangsläufig kreuzten sich in Zeiten der "Schumi-Mania" auf der Kerpener Kartbahn auch die Wege des kleinen PS-Talents mit seinem Idol Michael Schumacher. Der Rekordweltmeister sollte zu gemeinsamen Formel-1-Zeiten zum Mentor für den humorvollen und offenen, aber bisweilen auch überehrgeizigen Vettel werden.

Laut Schumacher-Entdecker Gerhard Noack ist Vettel "der Einzige, der Michael ähnlich ist. Der hat den gleichen Willen, der setzt sich durch." Genau das beweist Vettel nun schon ein Jahrzehnt lang Rennen für Rennen.

(sid)
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