Formel 1 Für Vettel und Ferrari endet ein Horrorjahr

Abu Dhabi · Für das letzte Rennen der Ferrari-Horrorsaison 2016 wünschen sich Sebastian Vettel und die Teamführung nur noch einen halbwegs versöhnlichen Abschluss. Im kommenden Jahr soll alles besser werden.

 Sebastian Vettel bleibt in dieser Saison nur die Hoffnung auf die nächste.

Sebastian Vettel bleibt in dieser Saison nur die Hoffnung auf die nächste.

Foto: afp, yc

Das Horrorjahr von Ferrari hat bei Sebastian Vettel Spuren hinterlassen. Das berühmte Auflachen des Hessen ist immer seltener zu hören, seine kessen Sprüche sind zur Rarität geworden. 26 Rennen ohne Sieg im Auto aller Autos - die längste Durststrecke seiner Formel-1-Karriere - lasten spürbar auf dem viermaligen Weltmeister. Aufgefallen ist der einstige Souverän und Sonnyboy der Königsklasse zuletzt eigentlich nur noch mit Boxenfunk-Pöbeleien und grenzwertigen Überholmanövern.

Während der Unmut vieler Fahrerkollegen zuletzt genauso zunahm wie die Unzufriedenheit der Ferraristi, wirbt Vettel gebetsmühlenartig um Geduld. "Ich schaue zuversichtlich nach vorne. Natürlich wollen wir in Zukunft um die WM fahren", sagte der 29-Jährige zuletzt. Der Titel? Der sei "nur eine Frage der Zeit", versicherte Vettel.

Der letzte WM-Lauf in Abu Dhabi (Sonntag, 14 Uhr MEZ/Live-Ticker) soll für die Roten daher nicht nur Abschluss, sondern auch Einschnitt sein. "Wir wollen die Saison anständig zu Ende bringen. Wir werfen nicht das Handtuch", sagte Ferrari-Präsident Sergio Marchionne.

Die Hoffnungen ruhen auf dem Neustart 2017, wenn dank neuer Aerodynamik-Regeln die Karten in der Formel 1 neu gemischt werden könnten. Dann geht Vettel in sein drittes und vorläufig letztes Vertragsjahr. Dann wird sich auch zeigen, wie die mittelfristigen Titelchancen der Italiener stehen.

"Italiener ändern sich nicht"

Königsklassen-Promoter Bernie Ecclestone, der Ferrari seit Jahren als "beste Marke in der Formel 1" rühmt, hegt bereits jetzt Zweifel an der Wettbewerbsfähigkeit im kommenden Jahr. "Ferrari ist zurückgefallen in die Zeit vor Jean Todt", sagte der Brite dem Fachmagazin auto, motor und sport und legte nach: "Das Team war damals (der Franzose Todt wurde 1993 Teamchef; d. Red.) zu italienisch. Wir alle lieben Italien. Aber Italiener ändern sich nicht. Wenn sie ein Team in Eigenregie führen, dann funktioniert es nicht."

Man mag Ecclestones Schelte abtun als weiteren Beleg für die Wankelmütigkeit des 86-Jährigen. Zumindest die nackten Zahlen aber stützen seine These: Platz drei in der Konstrukteurs-WM ist ein Desaster für den Rekordweltmeister. Und wenn das Rennen in Abu Dhabi einen normalen Verlauf nimmt, wird Ferrari in 21 Rennen 2016 ohne jeden Sieg bleiben. Diese Blöße gab sich das Team in den letzten 23 Jahren nur 2014.

Danach kam Vettel und mit ihm neue Hoffnung. Das Aufbaujahr 2015 ließ sich mit drei Siegen gut an, auch wenn Mercedes weit voraus war. Das sollte sich nach Ansicht von Fiat-Sanierer Marchionne möglichst schon 2016 ändern. "Ferrari muss immer ganz vorne stehen. Alles andere ist nicht Ferrari", lautete die Direktive des Managers im Frühjahr.

Nicht wenige in der Formel 1 sehen in solchen Vorgaben die Ursache für die Talfahrt. Der Erfolg sollte erzwungen werden, Fehler waren nicht erlaubt - und werden genau deswegen gemacht. Der ehemalige Teammanager Luca Baldisserri beklagte kürzlich ein "Terror-Klima".

Der zunächst gefeierte Teamchef Maurizio Arrivabene steht mittlerweile unter immensem Druck, der englische Technikchef James Allison räumte seinen Stuhl im Juli aus immer noch obskuren Gründen, die Hauptverantwortung für das neue Auto trägt seitdem der vorherige Motorenchef Mattia Binotto. Vielleicht hat Ecclestone ja recht, wenn er auf die Frage nach dem nächsten WM-Titel Ferraris antwortet: "Das hängt von den Gegnern ab."

(sid)
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