Formel 1 Ferrari verabschiedet sich vom Seuchenjahr und schraubt für 2017

Mexiko-Stadt · Sebastian Vettel schleppt sich dem Ende einer verlorenen Saison entgegen, mittlerweile wird deutlich: Ferrari hat dieses Jahr längst abgeschrieben. Die Arbeit für 2017 steht an erster Stelle, ein ähnliches Fiasko muss verhindert werden.

Formel 1: Sebastian Vettel – der viermalige Weltmeister tritt zurück
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Das ist Sebastian Vettel

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Foto: dpa/Chris Putnam

Besonders gerne redet Sebastian Vettel momentan nicht über seine Arbeit. Der Ferrari-Pilot runzelt die Stirn und rollt mit den Augen, wenn er mal wieder nach den Gründen für die Krise gefragt wird. Und seine Antworten klingen zunehmend genervt und belehrend.

"Leider kämpfen wir nicht gegen Micky Maus und Donald Duck", sagt der 29-Jährige, "wir kämpfen gegen andere professionelle Rennställe. Und das ist nicht so einfach." Vettels Worte klingen schnippisch, doch sie bringen das Problem auf den Punkt: Intern mag die Scuderia gewisse Fortschritte verzeichnen, darauf weist der Deutsche immer wieder hin. Aber entscheidend ist der Vergleich mit der Konkurrenz. Und die ist eben immer einen Schritt schneller.

Am kommenden Sonntag (20 Uhr MEZ/Live-Ticker) steht der Große Preis von Mexiko auf dem Programm, es ist das 19. von 21 Rennen in dieser längsten Saison der Formel-1-Geschichte. Und Ferrari ist in all dieser Zeit nicht einen Schritt näher herangekommen an Mercedes, stattdessen musste der stolze Rennstall das wiedererstarkte Red-Bull-Team vorbeiziehen lassen.

Das hatte viel mit technischen Defekten zu tun, häufig wurden auch während der Rennen falsche Strategie-Entscheidungen getroffen. Doch ganz grundsätzlich genügt die Geschwindigkeit des SF16-H auf zu vielen Strecken einfach nicht. "Das Auto fühlt sich gut an, es liegt gut, aber die Rundenzeiten stimmen nicht", sagten Vettel und sein Teamkollege Kimi Räikkönen zuletzt fast wortgleich.

Ferrari in Texas chancenlos

Und fast immer, wenn Ferrari eine Lösung gefunden zu haben glaubte, folgte beim nächsten Rennen der Schritt zurück. So auch am vergangenen Sonntag in Austin. Zwei Wochen zuvor hatte Ferrari in Suzuka plötzlich ein Auto auf die Straße gestellt, das in den vielen schnellen Kurven richtig gut funktionierte. Ausgerechnet in Japan also, auf einer vermeintlichen Red-Bull-Strecke, war Ferrari besser.

Doch in Austin war all das wieder hinfällig, die Scuderia chancenlos gegen Red Bull. Maurizio Arrivabene, Teamchef der Italiener, erklärte das Problem später überraschend ausführlich. Auf dem Circuit of the Americas in Texas werde mit sehr viel Abtrieb gefahren, und das sei eben die große Schwäche des roten Renners. Viele wurden da hellhörig: Das Problem ist also identifiziert, doch Ferrari tut nichts dagegen?

Genau so ist es. Längst hat Maranello den Rest dieser verlorenen Saison zum Testlauf für das neue Jahr ausgerufen. Was jetzt noch am Boliden geändert wird, soll Aufschlüsse für das kommende Jahr geben - die Leistung in den drei verbleibenden Rennen ist zweitrangig.

"Wenn man unser aktuelles Problem jetzt noch lösen wollte, würde man nur Zeit für das kommende Jahr verlieren", sagt Arrivabene, "das würde keinen Sinn machen." Denn ein, zwei Podestplätze weniger im Jahr 2016 fallen kaum ins Gewicht - eine weitere Saison ohne Sieg wäre dagegen ein Fiasko.

Im kommenden Jahr verändert sich das Aerodynamik-Reglement grundlegend, die Motoren - und da ist Ferrari ordentlich aufgestellt - bleiben dagegen gleich. Es könnte die Chance zur Wiedergutmachung sein. "Es ist ein steiler und holpriger Weg", sagt auch Vettel: "Aber irgendwann werden wir am Gipfel ankommen."

(sid)
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