Alonso übersteht Horror-Crash Kohlefaser rettet Leben

Düsseldorf · Das immer weiter verbesserte Monocoque schützt die Rennfahrer bei Unfällen - so auch Fernando Alonso in Melbourne.

Dank der Sicherheitszelle (Monocoque) stieg Fernando Alonsons unverletzt aus seinem völlig demolierten Wagen.

Dank der Sicherheitszelle (Monocoque) stieg Fernando Alonsons unverletzt aus seinem völlig demolierten Wagen.

Foto: Imago/Grafik:Radowski

Jackie Stewart hat die Formel 1 überlebt. Von 1965 bis 1973 war der Schotte in der Königsklasse des Automobilsports aktiv. Dreimal wurde er Weltmeister (1969, '71, '73) in einer Zeit, in der tödliche Unfälle fast zum Alltag gehörten. Einen Crash, wie ihn Fernando Alonso vor zwei Tagen in Melbourne nahezu unverletzt überstand, hätte der Spanier zu Stewarts Zeiten wohl nicht überlebt. Der zweimalige Weltmeister war in Melbourne mit Tempo 310 gegen das linke Hinterrad des Mexikaners Esteban Gutierrez gefahren und dann abgeflogen. Immer noch ist Autorennsport gefährlich, und jeder, der in ein Auto einsteigt, ist sich des Risikos bewusst. Doch dies ist in den vergangenen Jahren immer kleiner geworden.

Jene Männer, die damals in "rollenden Bomben" ihr Leben riskierten, haben die Formel 1 populär gemacht. "Es sollte den Leuten nicht erlaubt sein, von einem Unfall oder dem Tod fasziniert zu sein", sagte Jackie Stewart aber unmissverständlich. Der 76-Jährige sah viele Kollegen und Freunde sterben. "Ich weiß, dass ich viel Glück hatte", betonte er im "Sport Bild"-Interview.

Der Grand Pix der USA am 7. Oktober 1973 in Watkins Glen sollte sein 100. Rennen sein. Als sich der Tyrrell seines Teamkollegen Francois Cevert (29) im Training mehrmals überschlug, von den Leitplanken aufgeschlitzt und der Körper des Franzosen durchtrennt wurde, verzichtete das Team auf einen Start. Es war Stewarts letztes Wochenende als Formel-1-Fahrer.

Fast 22 Jahre sind seit den tödlichen Unfällen von Roland Ratzenberger und Ayrton Senna in Imola vergangen. Ob an den Rennstrecken, an den Autos oder der Ausstattung der Fahrer - die Sicherheitsstandards wurden immer höher. Dabei spielte das Monocoque die wohl wichtigste Rolle. Bis zu 60 Lagen Karbon werden übereinander verarbeitet, um den aus Kohlefaser und Aluminiumwaben bestehenden Arbeitsplatz so sicher wie möglich zu machen. Da auch der Benzintank darin untergebracht ist, gehören Feuerunfälle der Vergangenheit an. Die Anforderungen, die bei den Crashtests erfüllt werden müssen, sind derart hoch, dass die Überlebenszelle nahezu unzerstörbar ist. Schwachstelle ist und bleibt der Kopf des Piloten. Das bewahrheitete sich auf brutalste Weise im Oktober 2014. Der Franzose Jules Bianchi geriet mit seinem Auto in Suzuka unter einen Bergungskran. Sieben Monate später erlag er seinen Kopfverletzungen.

Gebannt verfolgte man am Sonntag die Bilder des sich überschlagenden und durch die Luft fliegenden McLaren mit dem hilflosen Alonso. Erleichtert sah man, wie der Spanier Entwarnung gab. Sein Auto war nur Schrott. "Aber die Fahrerzelle ist unversehrt. Also, kein Problem", sagte Niki Lauda (67). Der Österreicher, Formel-1-Champion (1975, '77, '84), ist Aufsichtsratschef des Mercedes-Teams. "Es zeigt, welch große Fortschritte wir bei der Sicherheit gemacht haben. Aber es bleibt ein Restrisiko, gerade beim Bremsen wegen der enormen Geschwindigkeitsunterschiede", sagte Alonsos Teamkollege Jenson Button (36), mit 16 Berufsjahren erfahrenster Formel-1-Pilot.

(RP)
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