"Seine Zeit ist vorbei" Der tiefe Fall des Fernando Alonso

Vom Superstar zum Pflegefall: Fernando Alonso hat seine besten Tage lange hinter sich. Mittlerweile wird dem Ex-Weltmeister sogar der Rücktritt nahegelegt.

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Alonso übersteht Horror-Crash in Australien

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Foto: dpa, ss bjw

Kurz vor dem Mittagessen zitierten die Ärzte Fernando Alonso noch einmal in den Untersuchungsraum. Die Mediziner checkten den 34-Jährigen am Freitag erneut gründlich durch, bevor sie ihm dann endlich die endgültige Starterlaubnis für das Rennen in China (Sonntag, 08.00 Uhr MESZ/RTL und Sky) erteilten. Es war die erste gute Nachricht für den einstigen Branchenprimus der Formel 1 seit langer, langer Zeit.

Er habe zwar noch "ein bisschen Schmerzen, die Rippe ist ein bisschen angebrochen", sagte Alonso danach: "Aber es ist auszuhalten." Nach seinem schlimmen Unfall in Australien fühlt er sich "zu 100 Prozent bereit. Wenn ich mir nicht sicher wäre, wäre ich nicht hierher geflogen."

Nachdem Alonso zuletzt in Bahrain aussetzen musste, darf er in Shanghai also wieder in seinen McLaren steigen. Doch ein Vergnügen wird das für den Ex-Weltmeister wohl wieder nicht. Statt um Podestplätze zu kämpfen, dümpelt Alonso seit seinem Wechsel zurück zu den Engländern mit schwachem Honda-Motor ja nur noch im hinteren Mittelfeld herum. Eine Qual für den Mann, der lange Zeit als Bester der Branche gefeiert wurde.

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Foto: afp, ww/DD/ia

"Ich habe es vermisst, im Auto zu sein. Auch wenn wir nicht ganz konkurrenzfähig sind", sagte Alonso noch, er wisse, dass sich McLaren "anstrenge", er sei "glücklich".

Doch sein Stern befindet sich im Sinkflug, längst wird ihm der Rücktritt nahegelegt. "Ich glaube, dass Fernandos Zeit in der Formel 1 vorbei ist", sagte Ex-Pilot Johnny Herbert in Shanghai. Der Experte des britischen TV-Senders Sky zog sich schon in Bahrain Alonsos Zorn zu, als er ihm zum Karriereende riet. Alonso polterte daraufhin: "Du bist kein Weltmeister, mein Freund. Du bist jetzt ein Kommentator, weil Du kein Weltmeister geworden bist."

Alonso präsentiert sich zunehmend gereizt, der Abstieg hat seine Spuren hinterlassen. Es ist nicht lange her, da galt der stolze Asturier als König der Formel 1, der anerkannt kompletteste Fahrer des Feldes - jetzt erntet er oft nur noch Mitleid.

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Foto: AFP

Die aktuellen Autos hätten ihm die "Freude am Fahren genommen", bekannte er zuletzt. Danach wurde spekuliert, dass Alonso, der es gewohnt ist um Siege und Titel zu fahren, seinen bis Ende 2017 laufenden Vertrag nicht erfüllen könnte - weil er die Lust an der Formel 1 verloren hat.

Doch ans Aufhören will Alonso (noch) nicht denken. "Ich werde 2017 fahren und schauen, wie mir die neuen Autos gefallen - und dann werde ich mich entscheiden, ob ich weitermache oder in der Formel 1 aufhöre", sagte er. Doch es darf bezweifelt werden, dass McLaren von den neuen Regeln in der kommenden Saison dermaßen profitiert, dass Alonso plötzlich regelmäßig auf dem Treppchen stehen wird.

Seit 2001 fährt er in der Königsklasse, 2005 und 2006 wurde er mit Renault Weltmeister, über Jahre war Alonso der gefeierte Star, auch wenn er Ferrari nicht zurück auf den Thron führen konnte. Sein bisher letzter von insgesamt 32 Rennsiegen liegt bereits drei Jahre zurück. Im Vorjahr wurde er im McLaren nur noch WM-17. - eine Schmach. "Schmerz kannst du im Kopf heilen", sagte Alonso und sprach über seine Rippe - nicht über seinen Abstieg.

(sid)
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